Adriaan Jaeggi - Held von Beruf

  • Kurzinhalt: Der 15jährige Sam Fittipaldi lebt mit seinen drei älteren Schwestern im Haus der Eltern. Die Familie ist etwas skurril, der Vater interessiert sich kaum für die Kinder, Nadine läuft ständig weg, Teddy gibt sich gern ein wenig verwahrlost, Molly stottert und tut nichts, seitdem sie ihr Abitur gemacht hat. Immer wieder müssen sie zu Beerdigungen, weil irgendwelche Verwandten gestorben sind. Sams Mutter ist krank, und Sam geht oft in den Swimmingpools der Nachbarn schwimmen. Das Schwimmen ist eine Art Flucht oder Befreiung für ihn. Als die Mutter ins Krankenhaus muss, läuft Sam davon und kommt für eine Weile bei Sekretärin seines Vaters unter. Als die Mutter stirbt, beschließt der Vater, ihr eine Seebestattung zu geben, weil sie sich auf einem Schiff kennengelernt haben. In einer Box für Skier werfen sie den Leichnam der Mutter von einer Nordseefähre. Erneut haut Sam von Zuhause ab. Er geht zu seiner Oma Emilia, die alterssenil ist. Schließlich fährt er auf die Nordseeinsel, wo die Familie einst lebte, und zieht in das leerstehende Haus seiner Oma Greet. Ohne zu wissen, was er eigentlich will, haust er in dem Kotten in den Dünen.


    Der Roman "Held von Beruf" hat mir gut gefallen, und ich habe ihn (gerade gen Ende) mit Vergnügen und Anteilnahme gelesen. Erzählt wird die Geschichte des 15jährigen Sam, der mit sich und seiner Familie hadert und sich seine Gedanken über die Welt macht. Das Buch ist als Ich-Erzählung geschrieben, wir sind immer beim Helden Sam, sehen alles durch seine Augen, lesen in seinen Gedanken.
    Obwohl von Beginn an vieles in dieser realen und Gedankenwelt skurril, interessant oder einfach nur eigentümlich ist, fällt auf, dass auf der äußeren Ebene im Prinzip wenig passiert. Liest man nur die obige Inhaltsangabe, so erscheint das Ganze sehr dürftig und plotarm. Es geschieht wenig Aufregendes. Wir begleiten Sam in seinem Alltag, sehen seine Schwestern und seine Eltern durch seine Augen und "hören" ihm beim Denken zu. Diese Gedanken eines 15jährigen machen den Hauptreiz des Buches aus, sie wirken glaubwürdig (in Bezug auf das Alter des Helden), sie sind tiefsinnig (ohne bedeutungsschwanger zu wirken) und sehr humorvoll (weil skurril).
    Die Lektüre des Romans hat mir viel Freude bereitet und mitunter auch nachdenklich gemacht. Einige Gedanken Sams sind wirklich originell und original. Der Roman besitzt Humor und Tiefe, ist nicht wirklich (äußerlich) spannend, aber sehr unterhaltsam.