Originaltitel: The Tiger. A True Story of Venegance and Survival
Aus dem Amerikanischen von Dagmar Mallett
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 432 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
Preis: Euro 19.95
Autor
John Vaillants Berichte über extreme Erfahrungen mit Phänomenen der Natur erschienen u.a. in National Geographic, The Atlantic und The New Yorker. Sein erstes Buch, ein Bestseller über einen sagenumwobenen Baum und den Mann, der ihn fällte, wurde 2005 mit dem Governor's Gerneral Literary Award for Non-Fiction ausgezeichnet. Er folgte Krokodilen in Indien und Vampiren in Transsylvanien, bereiste fünf Kontinente und fünf Ozeane. Vaillant lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Vancouver.
Kurzbeschreibung
John Vaillant berichtet akribisch, elegant und ehrfürchtig von einem einzigartigen Vorfall, der sich 1997 im äußersten Osten Russlands an einer der entlegensten Grenzen der Welt ereignet hat, wo der Tiger von Einheimischen verehrt, sein Überleben aber immer stärker gefährdet wird. »Der Tiger« zeigt diese faszinierende Tierart in Nahaufnahme und erzählt eine atemberaubende Geschichte über das Zusammenleben von Menschen und Raubtieren, dessen jahrhundertealte Balance in den chaotischen Nachwehen von Glasnost und Perestroika verlorengegangen ist. Ein unvergesslicher dokumentarischer Thriller.
Meine Meinung
„Töte einen Tiger, und du wirst selbst den Tod finden.“ Sibirische Volksweisheit
Dieses Buch ist nicht leicht einzuordnen da es etliche Elemente von diversen Sachbuchthemen enthält. Die Bibliothek, von welcher ich es ausgeliehen habe, hat es nicht wie erwartet unter Zoologie sondern unter Lebenserfahrungen einsortiert. Jetzt nach der Lektüre dieses Buches kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Die wahren Schilderungen des Lebens von Wildhüter Juri Trusch und dem Wilderer und Opfer des Tigers Wladimir Markow sind tatsächlich biographisch und ihnen wird genauso viel Raum gewährt wie dem Star der Story: Dem Sibirischen Amur-Tiger.
Die Geschichte und die Thematik rund um die Tiger oder den einen speziellen Tiger zieht sich natürlich wie ein roter Faden durch das Buch. Allerdings wird die Erzählung laufend und ausführlich durch sehr viele sachliche Informationen die in dieses Buch gepackt worden sind unterbrochen. Dies ist zwar einerseits interessant und lehrreich andererseits hätten Kürzungen oder sogar das Weglassen von gewissen Passagen dem Buch und dem Lesefluss gut getan. Es liest sich mit der Zeit etwas mühsam und seitenlange Berichte über den 2. Weltkrieg oder Glasnost und Perestroika waren nicht meine Beweggründe dieses Buch zu lesen. Erzählt wird es aber in einer angenehmen und leicht verständlichen Sprache und nicht wie in manch anderen Sachbüchern mit einem belehrenden Unterton.
So wie ich das Buch bisher geschildert habe könnte man meinen es hätte mir nicht gefallen oder wäre schlecht, so ist es aber bei weitem nicht. Die eigentliche Kerngeschichte erscheint mir gut recherchiert und ist spannend erzählt. Sie ist angereichert mit vielen Sagen und Legenden rund um die Sibirischen Amur-Tiger. Mir erscheint das der Autor derart fasziniert vom Thema ist, dass er sich auf etwas gar viel mystisches einlässt und dem Tiger übernatürliche Fähigkeiten zugesteht die ich so etwas übertrieben finde. Aber solche Dichtungen, wenn es denn solche sind, sind die Würze dieses Buches und bereichern es ungemein. Die Handlung selbst spielt sich im östlichsten Teil von Russland ab, dort wo sich die sibirische Taiga und die chinesische Mandschurei berühren. Diese Region ist weit weg von den jeweiligen Machtzentren Moskau und Peking und dennoch ist es ein Brennpunkt der beiden Republiken. Politik, Geschichte, Geografie einfach alles was sich über Land und Leute erzählen lässt wird vom Autoren John Vaillant auch erzählt.
Fazit
Ich wollte einen dokumentarischen Thriller über die Tiger lesen, so wie er auf dem Buchdeckel angepriesen wird. Diesen habe ich zwar gefunden aber er wurde laufend unterbrochen mit ausschweifend erzählten Sachthemen. Ich habe viel Wissenswertes gelesen und vieles gelernt aber das Buch gestaltete sich so als etwas sperrig, der Lesefluss ist etwa so zähflüssig wie Melasse. Die einfache Sprache vermag diesen Kritikpunkt etwas zu kaschieren. Wer sich ausschliesslich für Tiger interessiert sollte die Hände von diesem Buch lassen, wer Interesse hat etwas über Tiger und alles rund um die sibirischen Taiga, Land und Leute zu lesen der möge ungeniert zu diesem Buch greifen. Ich bewerte das Buch mit 7-8 Punkten.