Zuerst einmal:
Hallo!
Ich bin neu hier, und habe für mein erstes Posting dieses Unterforum gewählt, weil ich denke, dass man sich auf diese Weise ebenfalls vorstellen kann.
Der Film, den ich euch empfehlen möchte, ist die Verfilmung eines Bühnenstückes von Cormack McCarthy.
Wie es bei Bühnenstücken so ist, nämlich das die Dialoge das Erlebnis prägen und nicht etwa die Requisite, so ist es auch in diesem Film (der gesamte Streifen spielt in einem einzigen Raum).
Dieser Film ist also quasi das Gegenteil dessen, was Michael Bay euch verkaufen will.
Der Plot ist schnell erzählt:
Zwei Männer sitzen sich gegenüber in einer recht spartanischen Wohnung irgendwo in einem US-Amerikanischen Großstadt-Ghetto.
Der eine, ein Weisser der gehobenen Mittelschicht, ein Bildungsbürger, möchte den Raum verlassen.
Der andere, ein Schwarzer, in seiner Arbeitskleidung mit Namenszug als Angehöriger der Working-Poor zu identifizieren, möchte ihn überreden zu bleiben.
Wir lernen schnell, dass der Schwarze den Weissen vor einer U-Bahn gerettet hat (The Sunset Limited), vor die der Weisse sich allerdings mit Vorsatz geworfen hat.
Der Schwarze (Samuel L. Jackson) hat in seiner Vergangenheit Schlimmes getan, und nun, zutiefst religiös geworden, will er das Richtige tun und wirft alles in die Wagschale, um den des Lebens müden, alten Mann (Tommy Lee Jones) von der Sinnhaftigkeit der Existenz zu überzeugen.
Aber sein Gegenüber ist skeptisch.
Es entspinnt sich ein Wortduell, an dessen Ende beide Männer zerstört zurückbleiben. Jeder auf seine Weise.
Ich war von diesem Film sehr beeindruckt.
Das ist ein Kammerspiel auf allerhöchstem Niveau.
Der Ton hat mir eine solche Gänsehaut bereitet und war dermassen gut in das Stück eingewebt, dass ich mir wie ein verängstigtes, kleines Mädchen vorkam.
Der Streifen ist aber aus ganz anderen Gründen nix für die Jüngeren unter uns. Um zu verstehen, was da vorgeht, sollte man schon ein wenig gelebt haben, vielleicht selber ein wenig am Leben gezweifelt haben.
Ansonsten langweilt man sich nur.
Immerhin handelt es sich hier um ein Stück von McCarthy, und wer "The Road" gesehen hat sollte wissen, was hier kommt.
Das ist knallharter Nihilismus, eine Abfolge von Plädoyers für und gegen das Sein an sich, die einem hier um die Ohren gehauen werden.
Kein Film für das breite Publikum, aber genau deshalb eine Empfehlung wert.
Der nächste Marvel-Flick wird genug Werbung in die Wiege gelegt bekommen.