Sandra Lüpkes: Zweite Ehe - Neues Glück

  • Sandra Lüpkes:
    Zweite Ehe - Neues Glück
    Krüger 2011. 224 Seiten
    ISBN 978-3810511492. 16,95€


    Zur Autorin:
    Sandra Lüpkes, geboren 1971 in Göttingen, verbrachte die längste Zeit ihres Lebens auf der Nordseeinsel Juist und wohnt nun in Münster, wo sie als freie Autorin und Sängerin arbeitet. Sie veröffentlichte bisher zehn Romane, ein Sachbuch und zwei Kurzgeschichtensammlungen. Als Dozentin von Schreibseminaren ist sie in der Jugend-
    und Erwachsenenbildung tätig. Sie ist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern.


    Zum Inhalt:
    Sandra Lüpkes bezeichnet sich selbst als Wiederholungstäterin - sie ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit ihrem Ratgeber will die erfolgreiche Regional-Krimi-Autorin geschiedene Partner ermutigen, ein zweites Mal vor den Standesbeamten zu treten. Lüpkes befragte 67 in zweiter Ehe verheiratete Paare, um zu ergründen warum die Liebe diese Menschen mutig und risikobereit machte. Die Ergebnisse der Befragung klingen optimistisch und stehen damit im Widerspruch zu Untersuchungen, die zweiten Ehen ein hohes Scheidungsrisiko attestieren. Was Lüpkes von ihren Interviewpartnern erfuhr und als Betroffene selbst erlebte, inszeniert sie in alltäglichen Dialogen des fiktiven Paars Insa und Tim. Beide leben nach einer gescheiterten Ehe nun unverheiratet mit Insas Kinder zusammen; auch Tim hat ein Kind aus seiner vorhergehenden Ehe. Tims freudige Andeutung seines Heiratsantrags verstört Insa, die sich für die Entscheidung noch nicht bereit fühlt. Insa muss zunächst aufarbeiten, warum ihre erste Ehe scheiterte und sich ihren Ängsten stellen, erneut in einer Beziehung zu scheitern.


    Lüpkes informiert über den Bedeutungswandel dem Liebe und Ehe unterliegen und zeigt, dass Ehen der Gegenwart durch überhöhte Erwartungen an unbegrenztes Glück belastet sind. Früher dauerten Ehen aufgrund geringerer Lebenserwartung kürzer, zudem waren Ehen nach strengen Regeln arrangierte Geschäftsbeziehungen, die starker sozialer Kontrolle unterlagen. Vermutlich haben unsere Vorfahren in guten und in schlechten Tagen länger miteinander ausgeharrt als heutige Paare. Die Autorin spürt der Vereinbarkeit von Liebe und persönlichen Enttäuschungen nach und erinnert an die Bedeutung des Trauerprozesses um eine gescheiterte Beziehung. Lüpkes nennt als Risikofaktoren für das Scheitern einer Beziehung die Unausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen (die sich in Auseinandersetzungen über die Aufteilung der Familienarbeit zeigen kann), eine fehlende Balance zwischen Nähe und Freiraum oder eine mangelhafte Streitkultur. Beziehungskiller, die dem Glück im Wege stehen, seien neben Eifersucht Verschlossenheit, Misstrauen, Nörgeln oder emotionale Erpressung. Die Autorin ermuntert, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und sich zu einem Neustart eigener Stärken bewusst zu werden.


    Um innerlich bereit für eine zweite Ehe zu werden, müsse man zunächst akzeptieren, dass Beziehungen sich verändern. Erfolgsfaktoren für das Gelingen einer zweiten Ehe seien konkrete Veränderungwünsche und ihre entschlossene Umsetzung. Wer ein zweites Mal hieratet, muss sich damit abfinden, dass Freunde und Verwandte eine Weile fremdeln, ehe sie sich mit der Veränderung der ihnen vertrauten Person durch die neue Partnerschaft abgefunden haben. Eine zweite Ehe mit Kindern sieht Lüpkes nicht als Patchwork-Familie sondern als Familien-Mikado, in dem ständig Bewegung herrscht. Fragen des Sorgerechts, die Rolle der Kinder in der sich neu findenden Familie, sowie der Zweck eines Versorgungsausgleichs werden erklärt.


    Fazit:
    Lüpkes Stärke zeigt sich in der treffenden, einfühlsamen Beschreibung von Gefühlen und Verhaltensmustern innerhalb einer Beziehung. In der Darstellung von trockenen Fakten könnte das Buch in einigen Fällen präziser sein (S. 56: ... die Steuerklasse ...). Sandra Lüpkes ermuntert ihre Leser überzeugend und stets optimistisch ein zweites Glück anzupacken. Die Vermittlung eigener Erfahrungen der Autorin werden Betroffene als wohltuend empfinden. Als einzigen Wehrmutstropfen des Buches sehe ich, dass die Befragung der in zweiter Ehe verheirateten Paare allein die Einstellung zur Beziehung untersucht, nicht die Dauer und daher noch kein Anlass zum Optimismus ist. Motiviert von ihrer eigenen ansteckend optimistischen Grundhaltung überschätzt Sandra Lüpkes m. A. die Kraft der positiven Einstellung und die Möglichkeit, sich bereits durch den guten Vorsatz zu ändern. Dauerhafte Verhaltens-Änderungen lassen sich mit professioneller Beratung oder Unterstützung durch eine Gruppe Gleichgesinnter erzielen. Die Verarbeitung eines Trennungsprozesses mithilfe einer Paarberatung kommt im Buch etwas zu kurz. Wenn es um die gemeinsamen Kinder geht, weist Sandra Lüpkes jedoch auf professionelle Beratung hin.


    Ein ermutigender Ratgeber um sich durch das Beispiel von Paaren motivieren zu lassen, die ihr Glück in einer zweiten Ehe gefunden haben.


    8 von 10 Punkten