Hard Man - Allan Guthrie

  • Der Autor: Der 1965 geborene Allan Guthrie schrieb sich sehr schnell - und zu Recht! - in die vorderste Reihe der britischen Kriminalliteratur. Seine schnellen und ausgesprochen harten Thriller wurzeln einerseits in der vor allem amerikanischen Noir- und Hardboiled-Literatur der 50er Jahre und sind gleichzeitig hochmodern. Guthrie ist einer der wenigen mir bekannten Autoren - es gibt sicherlich viele, die ich nicht kenne - die dieser Literaturgattung etwas einzigartiges und neues hinzufügen konnte ohne die Wurzeln zu verleugnen. Ich halte Allan Guthrie für einen der besten und originellsten Thrillerautoren unserer Zeit - an dieser Stelle ein dickes "Daaaanke" an den Rotbuch-Verlag, welcher diesen Autor hier nach Deutschland brachte, und an Heyne, die die Taschenbücher für all diejenigen herausbringen, denen die HCs zu teuer sind.....


    Das Buch: Die Baxters haben ein echtes Problem: Die kleine May, süße siebzehn und mit dem berüchtigten Wallace verheiratet ist schwanger.... und es ist nicht das Kind ihres Mannes....
    Wallace schmeißt sie achtkantig raus und beginnt die Familie Baxter zu terrorisieren - der Hund ist sein erstes Opfer.


    Papa Baxter und seine zwei Sprösslinge versuchen die Angelegenheit zu Regeln, doch dem gewalttätigen Wallace sind sie nicht gewachsen und scheitern kläglich.


    Der melancholische Ex-Knacki Pearce will einfach nur in Ruhe gelassen werden, so lehnt er das Angebot der Baxters, deren Problem für etwas Bares aus der Welt zu schaffen rundweg ab, nicht ohne ihnen zu demonstrieren das mit ihm nicht zu spaßen ist.


    Wallace allerdings scheint das nicht begriffen zu haben, oder er hält sich für tougher als Pearce... wie dem auch sei, Pearce hat bald selbst Grund genug bei Wallace mal auf den Busch zu klopfen.... oder besser gleich auf Wallace, wenn es in der Gegend keine Büsche gibt.


    Meine Rezension: Allan Guthries Romane sind hart und oft ausgesprochen blutig und brutal, ohne das wir es hier mit den üblichen Serienkillern und anderen Psychopathen zu tun bekommen.
    Guthries Protagonisten gehören allesamt der Unterschicht an, es sind alle asoziale und oft nicht besonders schlaue Menschen, die ihre Probleme vorrangig mit Gewalt zu lösen versuchen - für eine anderen Weg sind sie einfach nicht schlau genug. Das bedeuten nicht dass bei Guthrie nur böse Leute rumlaufen, Pearce zum Beispiel ist die Person, die dem "Guten" am nächsten kommt - allerdings gibt es so was bei Guthrie nicht.


    "Family Job" war eine überzogene, blutige Thriller-Farce und eine wirklich sehr böse Komödie für Hartgesottene, diese ironische Distanz und der böse Humor fehlen hier vollkommen. Dieses Buch ist ernst gemeint.
    Gemeinsam haben alle Romane von Allan Guthrie das Milieu und die Gruppe von Personen, aus denen er seine Protagonisten rekrutiert. Wieder schafft der Autor eine Art Parallelwelt, welche zwar direkt vor unserer Tür beginnt, von uns aber niemals betreten werden kann - jeder von uns würde dort keine Stunde überleben.
    Seine Charaktere, so schräg sie auch erscheinen mögen, sind nie überzeichnet oder übertrieben dargestellt, sie alle wirken, ebenso wie Guthries Setting, real und lebensecht.
    Auch seine Geschichte entwickelt sich wieder logisch und geradlinig, nie hat man das Gefühl die Handlung einer Person sei reiner Selbstzweck um der Handlung in die vom Autor gewünschte Richtung zu lenken. Mögen seine Bücher auch zum Teil überaus brutal und blutig daherkommen, so ist auch die Gewalt nie ein Mittel um Aufmerksamkeit zu buhlen, sie ist im Rahmen dieser Art von Literatur ebenso eindeutig zuhause wie die, die sie anwenden. Allan Guthrie schafft es aus alldem ein großartiges und in sich stimmiges Ganzes zu erschaffen, ohne jemals gekünstelt oder unglaubwürdig daherzukommen. Seine Welt und ihre Bewohner "stimmen" einfach, was diese Thriller über die Masse an brutalen Gemetzelthrillern hinaushebt: Guthrie ist ein Stilist mit einer eigenen Stimme, und wer hier einmal Blut geleckt hat (es fließt ja jede Menge davon... - oh mein Gott ist das platt!) möchte immer wieder zuhören.


    Allan Guthries Bücher sind sicherlich nicht Jedermanns Sache - für alle anderen sind es Werke, an denen sie nicht vorbeigehen sollten. Es lohnt sich!