OT: Daytrippers
Kurzbeschreibung:
Was müssen sieben ausgesprochen unterschiedliche Menschen tun, um zeitgleich den schlimmsten Tag ihres Lebens zu erleben? Pech haben! Und wenn sie dann auch noch in einen alten Bus steigen, um von London nach Calais zu fahren, nimmt die bitterböse Komödie, die man "Leben" nennt, unerbittlich ihren Lauf!
Über den Autor:
Hugh Brune lebt und arbeitet in London.
Meine Rezension:
Eine bitterböse Komödie ist "London-Calais" nicht, viel eher eine tragische Geschichte mehrerer vom Leben enttäuschter Existenzen, die entweder in einem Obdachlosenheim leben oder in diesem arbeiten. Sie alle wurden vom Schicksal gebeutelt, von Menschen enttäuscht und versuchen auf diesem Ausflug von London nach Calais das Beste aus ihrer Situation zu machen - jeder aus einer anderen Motivation heraus, auf seine persönliche Weise und mit anderem Ziel. Die Bewohner des Heims verbindet nur die Liebe zum Alkohol, ansonsten sind sie Individuen, die kein unterschiedlicheres Leben hätten führen können. Vorher. Bevor es sie aus der Bahn geworfen hat. Jede Figur hat ihre ganz persönliche tragische Geschichte und jeder wird auf irgendeine Weise auf diesem denkwürdigen Ausflug mit ihr konfrontiert.
Dass es ausgerechnet auf der Fahrt von London nach Calais passiert, ist völlig unerheblich, es hätte auch überhaupt keiner Reise bedurft, um das Schicksal der sieben Menschen zu beleuchten und einen Blick in ihre Vergangenheit zu werfen. Auch wenn diese in jedem einzelnen Fall von Problemen, Abschieden, Schmerz und Verzweiflung geprägt ist, bleiben die Figuren für den Leser merkwürdig distanziert, man kann nur schwer eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Durch die stets wechselnden Erzählperspektiven, die unterschiedlichen Schwerpunkte auf verschiedene Personen, den Wechsel zwischen den Ereignissen in der Gegenwart und Szenen aus der Vergangenheit wird dieses Gefühl der Distanz noch verstärkt. Hinzu kommt, dass manche Figuren kaum Raum erhalten für ihre Geschichte. So fällt die Anteilnahme geringer aus und das abrupte Ende, das viele Fragen offen lässt, verstärkt nur den Eindruck eines flüchtigen Blicks, den man soeben in das Leben verschiedener Menschen geworfen hat. So wie ein flüchtiger Blick, bleibt das Gelesene nur für einen kurzen Moment haften, berührt aber nicht genug, um länger zu verweilen und tiefer hineinzusehen, was eigentlich schade ist.
6 Punkte.