Bodil Bredsdorff: Die Mädchen aus der Villa Sorrento [ab 12]

  • Bodil Bredsdorff:
    Die Mädchen aus der Villa Sorrento
    Urachhaus 2011. 112 Seiten
    ISBN 978-3825177461. 12,90€
    Übersetzer: Patrick Zöller
    Ab 12 Jahren


    Über die Autorin:
    Bodil Bredsdorff, geboren 1951, ist eine bekannte dänische Kinderbuchautorin. Sie ist ausgebildete Erzieherin, studierte Werbung an der Kunstgewerbeschule Kopenhagen und produzierte Fernsehsendungen für Kinder. Für ihre Kinderbuch-Reihe Børnene i Kragevig (Die Kinder von der Krähenbucht) erhielt sie unter anderem 1995 den Kinderbuchpreis des dänischen Kultusministeriums und später auch in den USA mehrere Auszeichnungen.


    Zum Inhalt:
    Bellas Mutter hatte das Haus am Fjord Villa Sorrento getauft. Ein Traum, der sich für Vater und Tochter bisher nicht erfüllen konnte. Die Mutter war ein Name, das Knirschen des Kieses auf dem Friedhof, Bella hatte keine Erinnerung an ihre Mutter. Der Sommer, in dem sie sich ihrem Vater sehr nah fühlt und von ihm Schwimmen lernt, endet mit dem Einzug einer neuen Frau in der Villa, Rigmor, und ihrer Tochter Elinor. Der Vater hatte wenige Worte gemacht und auf die Vernunft Bellas vertraut. Elinor ist eine kleine Dame, die Filmstar-Fotos sammelt. In der Schule sitzt Bella nun neben Elinor, Bellas langjährige Banknachbarin ist verletzt. Erwarten könnte man, dass es Probleme zwischen Bella und ihrer Stiefmutter geben wird. Probleme macht Tante Helga, die ältere Schwester des Vaters. Sie hat sich bisher um ihren Bruder und die mutterlose Bella gekümmert. Nun zickt und stichelt sie, macht der neuen Frau und der neuen Schwester das Leben schwer. Der Vater spricht seine Schwester offen auf das Problem an. Tante Helga kann nicht damit leben, dass sie nun nicht mehr den Haushalt führt und Bella erzieht. Elinor, forsch und selbstbewusst, wird sich von einer fremden Frau nicht erziehen lassen. Sie treibt den Konflikt auf die Spitze und lässt das Leben der kleinen Familie in Scherben fallen. Für Bella kündigt sich überraschend ein Lichtblick an, als aus dem hässlichen Entlein, das sich in der Tanzstunde wie eine Bohnenstange fühlte, eine begehrte Tanzpartnerin wird. Bellas Vater nimmt die Probleme seiner pubertierenden Tochter mit sehr feinen Antennen wahr, auch wenn er sich - mit seiner Schwester im Haus - nicht für alle Fragen des Frauenlebens zuständig fühlt. Wie direkt er den Konflikt zwischen seiner Schwester, der er sich als Witwer mit Kind zu Dankbarkeit verplichtet fühlt, und seiner zweiten Frau aufgreift, hat mich stark beeindruckt.


    Fazit:
    In einer sehr kurzen, melancholischen Erzählung schafft Bodil Bredsdorff große Gefühle der Trauer, Eifersucht und Schuld. Mit Bella zeichnet sie eine jugendliche Hauptfigur, die für Gefühle anderer erstaunlich tiefes Verständnis aufbringt. Ein außergewöhnlich sensibel erzähltes Jugendbuch, das ich Leserinnen ab 12 Jahren gern empfehle.



    9 von 10 Punkten