Zwei Leben und ein Tag - Anna Mitgutsch

  • # Taschenbuch: 352 Seiten
    # Verlag: btb Verlag (3. November 2008)
    # Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Die berührende Erzählung einer tragischen Liebesgeschichte


    Nach einem Nomadenleben in Amerika, Südostasien und Osteuropa haben sie sich getrennt: Edith und Leonard, zwei Menschen, die nicht wieder zusammen finden und nicht voneinander lassen können. Was sie verbindet, ist ihr Sohn Gabriel und die Frage, was diesem in seiner Kindheit zugestoßen ist und ihn zum Außenseiter gemacht hat. In langen Briefen an den Ex-Mann, die sie freilich nie abschicken wird, versucht sich Edith noch einmal über ihr Leben und ihr Schicksal Klarheit zu verschaffen und darüber, woran ihre Liebe zerbrach – und ihr Glück.


    Über den Autor
    Anna Mitgutsch wurde in Linz geboren. Sie unterrichtete Germanistik und amerikanische Literatur an österreichischen und amerikanischen Universitäten, lebte und arbeitete viele Jahre in den USA. Zuletzt erschienen bei Luchterhand die Romane "Haus der Kindheit", "Familienfest" und "Zwei Leben und ein Tag". Sie erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den "Solothurner Literaturpreis".


    Meine Meinung
    "Zwei Leben und ein Tag" beschreibt den rastlosen Alltag von Edith, der Ich-Erzählerin und ihrem Mann Leonard. Edith schreibt Briefe an Leonard, mit dem sie schon längst nicht mehr verheiratet ist, an den sie sich aber immer noch wenden möchte. In diesen Briefen beschreibt Edith das unstete Leben, das sie führten - ohne Heimat, Bezug oder gar Identität. Die Familie ist immer wieder dazu gezwungen umzuziehen, da es Leonards Aufgabe ist, ein Bibliothekssystem an unterschiedlichen Universitäten einzurichten.


    Im Mittelpunkt der Erzählung stehen neben Edith und Mann Leonard ihr gemeinsamer Sohn Gabriel. Gabriel leidet als Kind an einer mysteriösen Infektion, die nicht behandelt werden konnte. Seit diesem Moment fällt Gabriel aus der Norm. Die Infektion tritt auf, als die Familie in Seoul lebt und Edith wirft sich sehr lange vor, dass sie aufgrund der Sprachbarriere nicht adäquat auf die Situation reagieren konnte. Sie gibt dem Ausland – dem Fremdsein – die Schuld an der Erkrankung Gabriels, die lebenslange Folgen für jeden in der Familie hat.


    Eine weitere zentrale Rolle spielt daneben auch der Schriftsteller Herman Melville, über den Leonard und Edith recherchieren um gemeinsam eine Biographie über ihn zu schreiben. Doch dazu kommt es nicht. In der Beschreibung von Herman Melvilles Leben, das Edith in ihren Briefen an Leonard sehr detailliert ausführt, findet man die Pole von Heimkehr und Fremde, zwischen denen sich auch Ediths Leben bewegt, wieder.


    "Zwei Leben und ein Tag" hat mir ganz gut gefallen, auch wenn der Roman doch immer wieder etwas zäh ist. Anna Mitgutsch hat eine ganz eigene Art zu schreiben, die mir sehr gut gefällt. Die Fremdheit mit der Edith und ihr Mann sich konfrontiert sehen, wird sehr eindrücklich und plastisch beschrieben. Zäh sind vor allem die Passagen über Herman Melville - zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, eine Melville-Biographie und nicht mehr einen Roman zu lesen.


    7 Punkte.