"Glück und Architektur - Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein" von Alain de Botton

  • "Glück und Architektur - Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein" von Alain de Botton


    ISBN:3596175062


    Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag


    Erscheinungsjahr: Februar 2010 als Taschenbuch


    Seitenzahl: 288


    Übersetzer: Bernhard Robben


    Über den Schriftsteller:
    Alain de Botton, Jahrgang 1969, gebürtiger Schweizer, begann schon früh sich mit dem Schreiben zu beschäftigen.
    Seit Beendigung seines Geschichts- und Philosophiestudiums arbeitet de Botton als Schriftsteller und produziert darüberhinaus Dokumentarsendundungen für das Fernsehen.
    Mit seiner Ehefrau und seinen beiden Söhnen lebt er in London.
    Weitere Bücher des Schriftstellers:"Trost der Philosophie", "Kunst des Reisens", "Versuch über die Liebe" u.a.


    Über den Inhalt:
    Alain de Botton, den das Thema Philosophie schon lange beschäftigt,
    nimmt sich in diesem Essay der Architektur an und beleuchtet die Frage, wie Baukunst und Wohnen das Leben positiv beeinflussen können. Dabei geht es de Botton weniger um den Lifestylefaktor und eine Einrichtungsberatung,
    sondern um den Erklärungsversuch, wie Architektur auf Menschen wirkt und welches Haus zur eigenen Persönlichkeit passt.


    Meine Meinung:
    Mit "Glück und Architektur - Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein" schließt de Botton lückenlos an eine bewährte Tradition an:
    ein Sujet - hier die Architektur - aufzugreifen und unter philosophischen Aspekten zu betrachten.
    Dass es bereits einige aufschlussreiche Abhandlungen darüber gab, hinderte de Botton nicht, sich der schwierigsten aller Aufgaben zu stellen und
    nach einer Antwort darauf zu suchen, wie Architektur in Einklang mit der eigenen Persönlichkeit zu bringen ist.


    Das analytische Essay beginnt mit Erläuterungen zur Bauweise anhand eines modernen Reihenhauses und verweist sogleich kenntnisreich
    auf die Ansichten großer Philosophen wie Epiktet oder Wittgenstein und hinterfragt, ob eine bestimmte Bauweise einen moralischen Einfluss auf
    seine Bewohner ausüben kann.
    Bereits im ersten Kapitel (wie auch in den folgenden Abschnitten) findet der Leser Schwarzweißbilder, die die Vorstellung der weltweit aufgegriffenen Beispiele unterstützen.
    Immer auf der Spur des Schönen, versucht de Botton die Ästhetik von Bauwerken im Zusammenspiel mit anderen Wissenschaften wie der Soziologie, der Psychologie, der Literatur und der Politik zu erklären und zieht daraus Schlüsse, inwieweit sich gesellschaftliche Einflüsse temporär auf die Bauideen und ihre Umsetzung ausgewirkt haben.
    Dabei geht es weniger um das Glück im klassischen Eigenheim wie der Titel irreführend verspricht, sondern um die Konzeption und Gestaltung großer
    Architektur im öffentlichen Leben, wie beispielsweise bei Bibliotheken, Universitäten, Museen usw.


    Aufschlussreich sind darüberhinaus de Bottons - zuweilen wertende - Gedanken und Beobachtungen, wie sich Bauwerke in die Umwelt einfügen sollten und welche Verantwortung die Ausführenden für die Akzeotanz neuer Bauwerke tragen. Anhand älterer als auch neuerer Bauten erklärt der Autor, welche Bedeutung die formale Gestaltung auf eine perfekte Verbindung mit der Natur hat.


    In der Summe der beleuchteten Aspekte geht es jedoch weniger darum, dem Leser einen Leitfaden für ästhetisches Bauen und Wohnen an die Hand zu geben, sondern dem Einzelnen eine Idee von Schönheitsidealen zu vermitteln, die auf die eigenen Lebensraumbedürfnisse angepasst werden kann.


    Nicht zuletzt ist es auch der präzise und klare Schreibstil de Bottons, der zu überzeugen vermag und der sicherlich auch der hervorragenden Übersetzungsarbeit Bernhard Robbens zu verdanken ist.


    "Glück und Architektur - Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein" ist ein anspruchsvolles und zugleich höchstinteressantes Essay über
    die Historie von Bauwerken und ihre (glückseeligmachende) Wirkung auf den Einzelnen, das genügend Anregungen bietet, das Leben in den eigenen
    vier Wänden zu überdenken.