'Zeugin der Toten' - Seiten 164 – 250

  • Das Verhältnis TeeTee - Quirin ist irgendwie seltsam. Quirin muß irgendwie TeeTees Ausbilder oder Mentor oder so was gewesen sein, das wirkt fast wie ein verdrängter Vater - Sohn Konflikt. Auch das Kellermann davon ausgeht TeeTee als Lockvogel für Quirin einzusetzen.


    Judith weiß jetzt, wie ihr Geburtsname heißt- aber ihre Worte mit Lenins Palst erkennt sie nicht wieder- sie findet sich selbst nicht wieder. Es sieht aber so aus, als sei Borg wirklich die "echte" Judith. Die Erzieherin war wohl CIA Agentin, (toter Briefkasten frei) wie die sich in diesem Heim fühlen muß? Es scheint ja keiner zu wissen, dass die damals schon eine "Verräterin" war.


    Dieses gegenseitige Bespitzeln ist wie beim Peterprinzip. die Geheimdienste brauchen eigentlich keine reale Welt und keine reale Politik mehr- die sind so damit beschäftigt sich selbst gegenseitig zu bespitzeln, dass Input von aussen unnötig ist.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Dieses gegenseitige Bespitzeln ist wie beim Peterprinzip. die Geheimdienste brauchen eigentlich keine reale Welt und keine reale Politik mehr- die sind so damit beschäftigt sich selbst gegenseitig zu bespitzeln, dass Input von aussen unnötig ist.


    Allerding wirbelt dieser Input von außen, wie du so schon sagst, allerhand auf... Dieses "Altersheim" ist irgendwie gruselig. Gibt es so etwas wirklich? Da scheint ja die Zeit stehen geblieben zu sein! Einerseits ist es schön, dass sich jemand um die alten Menschen kümmert, aber dass diese teilweise gegen ihren Willen keine Besuch bekommen dürfen bzw. nur von ausgesuchten Leuten in "Psychiaterbeisein", ist schon nicht mehr ganz koscher.


    Arme Judith/Christel. Ihr komplettes Weltbild ist durcheinander. Wenn sie jetzt noch rauskriegt, dass sie nur in das Heim gekommen ist, weil Quirin ihre Familie nicht retten konnte... Wenigstens hat die "echte" Judith überlebt (zumindest bis vor kurzem) und wurde nicht schon damals aus dem Weg geräumt. Ihr Lebensweg war bestimmt auch nicht ohne...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ich bin noch etwas verwirrt, was es mit Lindner auf sich hat bzw. wie das nun dann zusammenkommt mit Judith bzw. Christel. Wenn er ihr Vater ist und wegen der Flucht aus dem Weg geräumt wurde samt seiner Frau, warum wurden dann das Kind verschont? (Nicht, dass ihr mich falsch versteht, aber das ist doch ein Risiko)
    Und dieses doppelte mit dem Autounfall - hier bin ich noch ein bisschen im Unklaren.


    Zuerst hatte ich gedacht, dass das Ehepaar aus dem Wohnmobil noch einmal wichtig wird, sind sie vielleicht acuh Agenten? Aber als dann Teetee nichts davon wusste, dass Kaiserley nach Malmö unterwegs ist... oder hält Kellermann etwas vor ihm zurück, wenn er ihn schon ausspionieren kann?


    Der ist mir auch noch sehr undurchsichtig, und Angelina scheint ja auch die Agentin für die besonderen Aufträge zu sein ;-)


    Es ist immer noch sehr dunkel, da wo ich langtappe, und ich bin sehr gespannt wie welches Licht nun in den folgenden Kapiteln kommen wird und die Geschichte ordnet :-)

  • Ich bin jetzt auch mit diesem Abschnitt durch. Stück für Stück gibt es weitere Einzelheiten der Geschehnisse aus der Vergangenheit - und ich bin verwirrter als vorher! :yikes
    Judith erfährt, daß sie eigentlich Christel Sonnenberg ist. Aber der Überläufer, dessen Familie Quirin beschützen sollte, hieß Lindner. Christina Borg kommt in demselben Alter nach Schweden zu diesem Pfarrer, der auch seine eigenen Interessen verfolgt. Aber scheinbar hat sie auch im Sassnitzer Heim gelebt, das hatte Judith doch herausgefunden... Christina könnte aber auch die echte Judith sein, denn laut dem Friedhofswärter blieb die ja damals verschwunden?!
    Für wen arbeitet Kellermann? Er ist ja schwer bemüht, daß das vergangene Unglück nicht ans Licht kommt. Daß er dabei Teetees Aktionen voraussieht und sich zunutzen macht, ist schon brilliant. War er der ungenannte Anrufer beim Pfarrer? Er rechnet wohl damit, daß Judith dort auftaucht, und hat sichergestellt, daß sie sofort ans Messer geliefert wird :gruebel Es ist unheimlich, wie er immer noch einen Schritt voraus ist...
    Ich hoffe, daß Quirin und Judith ihr gegeseitiges Mistrauen endlich überwinden, denn scheinbar können sie nur gemeinsam gegen den schier unüberwindlichen Gegner kämpfen.

  • Bei mir sind auch so viele Fragen aufgetaucht und die Verwirrung ist perfekt!
    Wer hat bei dem armen Pfarrer angerufen?? Judith ist ohne Handy und EC-Karte vom Bildschirm verschwunden und demnach weiß niemand (außer Quirin), dass sie in Schweden angekommen ist..
    Wenn ich das richtig verstanden habe, war Lindner der Vater von Judith und hatte die geheimen Aufnahmen, doch wieso hatte Christina Borg dieses Material dann? Oder habe ich da einen Denkfehler? :gruebel
    Wo sind überhaupt die Filme aus den Florena Dosen? Die Spurensicherung hat sie anscheinend nicht und der BND auch nicht, konnte Christina sie noch verstecken oder war es alles nur ein Vorwand und die Rollen existieren nicht mehr?


    Ich glaube, dass ich das erst einmal sacken lassen muss. ;-)

  • Ich habe schon Rezis zu dem Buch gelesen, wo es schlecht bewertet wurde mit der Begründung die Leserin sei mit den vielen Handelnden und deren unterschiedlichen Namen und soviel Geheimdiensten nicht klar gekommen. Finde ich eigentlich mutig sich zu Outen, dass man mit einer komplexen Welt nicht klar kommt...

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Zitat

    Original von beowulf
    Finde ich eigentlich mutig sich zu Puten, dass man mit Eier komplexen Welt nicht klar kommt...


    Bitte was????
    Ich war mit der Kompexität der Geschichte bis jetzt nicht überfordert, aber Satz hat's geschafft :wow

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich habe schon Rezis zu dem Buch gelesen, wo es schlecht bewertet wurde mit der Begründung die Leserin sei mit den vielen Handelnden und deren unterschiedlichen Namen und soviel Geheimdiensten nicht klar gekommen. Finde ich eigentlich mutig sich zu Outen, dass man mit einer komplexen Welt nicht klar kommt...


    Ich hoffe, dass sich das nicht auf meine Verwirrung bezieht. ;-)
    So viele Handelnde sind es ja gar nicht und sie heißen nicht mal ähnlich..

  • In Sassnitz findet Judith ihre frühere Erzieherin Martha Jonas, die in ihr sofort Christel Sonnenberg erkennt und ihr von dem Kindertausch jener Nacht `85 berichtet. Sie hat auch die Akte geschickt, nachdem Christina bei ihr war.
    Sie folgt der Spur von Christina nach Malmö.
    Kaiserly erzählt seine Version von den Ereignissen damals Teetee und so werden erste Unklarheiten aufgelöst.
    Mit Hilfe von ihm spürt Quirin auch Judith auf und begleitet sie nach Malmö.


    Glaubwürdig beschreibt die Autorin den Zwiespalt der beiden, einander zu vertrauen.


    Mir ist auch noch nicht richtig klar, wie Christina an den Mikrofilm bzw. das Wissen darüber gekommen ist.

  • Martha hat die Akte geschickt.. :rolleyes Ich hatte nur noch im Kopf, dass sie die Akte versteckt hatte und beim Versuch, diese zu finden in das "Heim" eingewiesen wurde. Das kommt davon, wenn man liest, obwohl man eigentlich schlafen sollte. ;-(

  • Zitat

    Original von Tempe
    Für wen arbeitet Kellermann? Er ist ja schwer bemüht, daß das vergangene Unglück nicht ans Licht kommt. Daß er dabei Teetees Aktionen voraussieht und sich zunutzen macht, ist schon brilliant.


    Kellermann arbeitet meiner Meinung nach nur für sich selbst. Er will nächster BND-Präsident werden, da macht sich so ein schwerwiegender Fehler von vor 30 Jahren schlecht. Da es Sassnitz ja angeblich nie gab, muss er das jetzt natürlich mit allen Mitteln vertuschen.


    Ich glaube, dass Problem sind nicht nur die vielen Charaktere, sondern dass ein Charakter so viele verschiedene Namen hat, dass wir glauben, es wären mehrere Charaktere...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    Original von Lurch


    Ich hoffe, dass sich das nicht auf meine Verwirrung bezieht. ;-)
    So viele Handelnde sind es ja gar nicht und sie heißen nicht mal ähnlich..



    Ich finde schon, dass da einige unnötige Personen dabei sind, die man sich hätte einsparen können. Gut, die Geheimdienste sind ja noch überschaubar, da würde ich das nicht drauf beziehen :-)


    Es ist halt kein Buch, das man zwischen GZSZ und Housewives lesen kann und dann noch von allem was mitbekommt, weil allein die Thematik halt schon etwas komplizierter ist, was ja aber das Buch nicht schlecht macht sondern einfach nur von der Trivialliteratur abhebt, was wiederum ja gut ist!

  • Zitat

    Original von kissy


    Allerding wirbelt dieser Input von außen, wie du so schon sagst, allerhand auf... Dieses "Altersheim" ist irgendwie gruselig. Gibt es so etwas wirklich? Da scheint ja die Zeit stehen geblieben zu sein! Einerseits ist es schön, dass sich jemand um die alten Menschen kümmert, aber dass diese teilweise gegen ihren Willen keine Besuch bekommen dürfen bzw. nur von ausgesuchten Leuten in "Psychiaterbeisein", ist schon nicht mehr ganz koscher.



    Hmm, ich seh das weniger als Altersheim. eher als "Verwahranstalt" für potentiell noch gefährlich werden könnende DDR Leute"


    Also für Leute, die zuviel wissen, was damals wirklich geschah, die noch einiges auffliegen lassen könnten.
    Schon, daß Matha so vor sich hindämmert deutet für mcih darauf hin, daß sie unter Drogen gesetzte wird. An reine Alterbeschwerden glaub ich da weniger.
    Und dann noch die totale Überaschung.


    Nun ist es derart spannend geworden, daß ich immer mehr in der Geschichte bin und auch nicht mehr aufhören mag.
    Nur bin ich noch immer nicht mit "Judith" warm geworden. Sie ist mir noch immer zu unnahbar. Egal wie erklärlich das ist - mich nervt das :grin
    Mein Favorit ist immer noch Kaiserling - für mich ein offenerer, interessanter Charakter - jedenfalls enpfinde ich ihn so.


    Mich wundert, daß Teetee nichts von der Überwachung des Toothdingens merkt ( Was idt das eigentlich? Ich hab keine Ahnung :schaem)
    Ist nicht er der Fachmann wenn es um Computer geht? Wieso soll da Kellerman mehr drauf haben und wieso bemerkt Teetee nix?
    Das verwundert mich noch ein büschen.


    Auch hoffe ich, daß "Judith" und Quirin nun endlich zusammenkommen. In dem Sinne, daß sie ihr Mißtrauen aufgibt und die beiden zusammenarbeiten um die Vergangenheit zu klären.

  • Dieser Abschnitt beginnt mit Judiths Fahrt nach Sassnitz und endet in Schweden. Natürlich nicht wirklich, da es auch noch den Handlungsstrang um Teetee gibt, dessen nicht vorhandenes Charisma mich hier oft querlesen lässt. Gibt es einen Grund dafür, dass er so hoffnungslos naiv dargestellt wird und bei jeder Begegnung mit Espinoza völlig den Faden verliert? Seine Hilflosigkeit gegenüber Kellermann und seine angestrengte Beziehung zu Kaiserley passen in dieses Bild.


    Judiths Erlebnisse in Sassnitz, ihre Empfindungen bei ihrer Reise in die Vergangenheit und die Begegnung mit Martha fand ich sehr berührend.


    Auch der Rückblick in jene Winternacht 1984 in Berlin, Villa des Stadtkommandanten, hat mir gut gefallen. Sehr stimmig.


    Die Spannung zwischen Judith und Kaiserley wächst. Ich bin gespannt, ob er sie nicht auch nur benutzt, um den Maulwurf von damals zu finden und sich letztlich selbst zu rehabilitieren, dennoch wird er mir immer sympathischer. Ebenso wie Judith ist er ein starker Charakter.


    Hintergründe und Schauplätze sind bislang sorgfältig recherchiert. Das ist dem Roman auf jeder Seite anzumerken und macht Spaß beim Lesen.


    Nun mal schauen, wie es weitergeht ...

  • Zitat

    Original von dschaenna



    Ich finde schon, dass da einige unnötige Personen dabei sind, die man sich hätte einsparen können. Gut, die Geheimdienste sind ja noch überschaubar, da würde ich das nicht drauf beziehen :-)


    Aber warum soll man denn einsparen?? :gruebel Es muß doch nicht jede vorhandene Person in der Geschichte Tiefgang und Wichtigkeit haben, und kann trotzdem interessant sein?! Ich finde, es wird eher langweilig, wenn sich die handlung nur um ein paar Leute dreht!

  • Ich muss auch sagen, dass es mich ehrlich erstaunt hat, dass die Zahl der Handelnden offenbar zu hoch gewesen sein soll. Es gibt sieben Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Rest sind Nebenfiguren, ohne die kein Buch, kein Film auskommt. Natürlich hätte ich die beiden Modelleisenbahner weglassen können, aber das wäre schade gewesen. Auch Kai bekommt noch einmal einen kleinen, aber wichtigen Auftritt. Hausmeister Fricke weglassen? Bloß nicht! Sofie ... okay, aber sie ist der Grund, weshalb Judith zum ersten Mal Eifersucht spürt und gar nicht klarkommt damit. Die Vonneguts ... wichtige Tippgeber. Die einzigen, die wissen, wo die falschen Sonnenbergs untergetaucht sind. Sie waren im kalten Krieg BND-Agenten - wie Tausende andere auch, gerade in Norddeutschland und im sogenannten Zonenrandgebiet (siehe Norbert Juretzkos "Bedingt dienstbereit", er war ein "Anwerber", der Leute geworben und technisch ausgestattet hat für den Fall, dass "Die Russen" kommen und den Westen überrennen). Das Ehepaar an der Fähre ist ein Bild dafür, dass Judith aussieht wie eine heruntergekommene Hafenhure und die Frau sich darüber abfällig äußert. Das sind die Bilder, die ich im Kopf habe und aufschreibe, wenn ich eine Szene vor mir sehe. Würde ich einen Film drehen, dann würde ich dieses Ehepaar auch zeigen. Es taucht nie wieder auf, aber es ist eine von vielen Farben, die eine Szene erst bunt machen. Ich schreibe keine Kammerspiele, sondern Geschichten fürs Kino im Kopf. Klar, dass der eine es überschaubarer, der andere es opulenter liebt. Vielleicht bin ich auch altmodisch: Ich konzentriere mich, wenn ich schreibe, aber auch, wenn ich lese. Nicht leicht in einer Welt, die alles tut, um uns abzulenken :))

  • Hm... Ich fand nicht, dass es zu viele Personen waren, aber doch verwirrend, weil man nicht immer gleich wusste, auf welcher Seite die Figur grad stand, wer denn "gut" oder wer "böse" war. Und das Ehepaar auf der Fähre habe ich genauso verstanden wie du es schreibst :-)

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher