Hangover Square - Patrick Hamilton

  • Kurzbeschreibung


    Wenn der Londoner George Harvey Bone, ein Trinker vor dem Herrn, über die Stränge schlägt, macht es »Klick« in seinem Kopf, dann hat er einen seiner »toten Momente«. Dann hat er das dringende Bedürfnis, Netta Longdon zu töten, eine arbeitslose Schauspielerin ohne Talent, die kühl, verachtend und hoffnungslos begehrenswert ist. Er zieht mit ihr und ihren Saufkumpanen durch die Pubs. Junge Menschen, die für Mussolini und Hitler schwärmen und sich vom Faschismus einen sozialen Aufstieg versprechen. George scheint der einzige Antifaschist zu sein. Als England am 3. September 1939 in den Krieg einzieht, macht es bei ihm ein letztes Mal »Klick«.


    Über den Autor
    Patrick Hamilton (1904-1962) war einer der talentiertesten Schriftsteller seiner Generation und ein Lieblingsautor von Hitchcock, der 1948 ein Theaterstück von Hamilton verfilmte, Cocktail für eine Leiche.


    Meine Meinung:
    Endlich mal wieder ein Buch, das mir so gut gefiel, das ich es in einem Rutsch gelesen habe. Besonders die Art, wie es geschrieben ist, gefällt mir. Es ist ein trauriges Thema - der Krieg in Reichweite, die Schizophrenie des Protagonisten - und dennoch ist das Buch auch sehr amüsant. Man weiß nie so recht, ob man lachen soll oder weinen. Obwohl mir das Thema an sich fremd ist, konnte ich mich gut in George hineinversetzen und habe mit ihm gefiebert, dass alles doch noch irgendwie gut ausgehen möge für ihn.
    Ich kann dieses Buch wirklich nur wärmstens jedem empfehlen, der liebenswerte "Loser" als Hauptfiguren mag, und der gerne mal lacht, wenn - oder grade weil - eigentlich alles zum Heulen ist.
    Ein tolles Buch, das leider nicht sehr bekannt ist. Ich selber bin auch nur durch Zufall darauf gestoßen.

  • "Hangover Square" ist die Geschichte eines unglücklich Verliebten.


    George Harvey Bone ist Alkoholiker, er zieht mit seinen Saufkumpanen durch die Kneipen des Londoner Stadtteils Earls Court. Neben zwei weiteren Männern gehört auch eine Frau dazu: Netta Longdon - die Frau seiner Träume. Leider zeigt sie absolut kein Interesse an ihm. Hin und wieder macht es "Klick" in seinem Kopf (die Amazon-Kurzbeschreibung: "wenn er über die Stränge schlägt" halte ich für falsch, besonders, da diese toten Momente ihn schon seit seiner Kindheit verfolgen), dann reagiert er auf die Außenwelt nur noch über "Autopilot" und nimmt sie wie unter Wasser oder durch eine Glasscheibe war. In diesen Phasen hat er den Plan ersonnen, Netta Longdon töten zu müssen.


    Der Zeitraum, in dem das Buch spielt, reicht von Weihnachten 1938 bis zum Kriegseintritt der Engländer im September 1939. Das Geschehen in der Politik und die Kriegsvorbereitungen sind allerdings nur Randnotizen. (geschrieben wurde das Buch übrigens 1941)


    Ich hatte das Gefühl, daß das Buch von zwei verschiedenen Autoren geschrieben wurde: Die erste Hälfte ist trotz aller Dramatik in einer sehr humorvollen Leichtigkeit geschildert. In der zweiten Hälfte regiert fast nur noch Schwermut, Drama pur. Letzteres fand ich sehr erdrückend, besonders, weil auch die Geschichte aus meiner Sicht ziemlich auf der Stelle stand und sich nicht weiterentwickelte, erst ganz am Ende noch einmal etwas Fahrt aufnahm.


    Ansonsten bleibt noch festzuhalten, daß die Augenblicke, in denen es "Klick" macht, im Buch recht spärlich gesät sind. Ich hatte mir davon eindeutig mehr versprochen.


    Wegen des durchaus ansprechenden ersten Teiles vergebe ich trotzdem 6 von 10 Eulenpunkten.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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