Trevanian - Shibumi

  • Der Autor: Dr. Rodney William Whitaker veröffentlichte seine ungeheuer vielseitigen Romane unter dem Pseudonym "Trevanian" - ein gut gehütetes Geheimnis, denn man vermutete hinter diesem Decknamen sowohl unter anderem Ian Fleming (James Bond) oder Robert Ludlum.
    Schon sein Thrillerdebut "Im Auftrag des Drachen" sorgte für großes Aufsehen und wurde ein ungeheurer Erfolg, doch die Krönung seines Schaffens ist bis heute das Meisterwerk "Shibumi".


    Das Buch: Die CIA versucht auf einem Flughafen zwei Terroristen zu erschießen und veranstaltet ein Blutbad - und eine dritte Person kann ungesehen entkommen. Erst auf den Überwachungsbändern des Flughafens kann sie identifiziert werden. Der Supercomputer der CIA identifiziert auch sofort nicht nur ihr Reiseziel irgendwo im Baskenland sondern auch ihre Kontaktperson: den gefährlichsten Profikiller der Welt, Nikolai Hel.
    Bei diesem Namen leuchten sofort alle Lampen in tiefsten Rot! Hel hat sich zwar zurückgezogen, aber er steht in der Schuld der Familie der jungen Frau, die entkommen ist.
    Meine Rezension: "Sein bestes Buch!"... so steht es heute auf beinahe jedem neuen Thriller, jeder neue Grisham, Baldacci oder so schreibt ein bestes Buch nach dem anderen - und doch verblassen sie alle gegenüber dem Meisterwerk von Trevanian! Ein Thriller beinahe ohne Action, ein Thriller in welchem - bevor die eigentliche Geschichte so richtig losgeht, erst einmal die Geschichte Nikolai Hels erzählt wird, um ihm dann, im "jetzt", beim Erforschen einer Höhle zuzusehen...
    Trevanian missachtet hier sehr gekonnt alle "Regeln" des Thrillerschreibens, an denen viele seiner heutigen Kollegen schon fast sklavisch festhalten und damit nie über die Mittelmäßigkeit hinauskommen; Mittelmäßigkeit selbst ohne den direkten Vergleich mit Trevanian.


    Dabei bleibt die Hauptfigur, jener gefürchtete Profikiller, seltsamer weise immer irgendwie im Hintergrund, selbst in Scenen in denen er vorkommt. Da er in China und Japan erzogen wurde erfährt man viel über die Kultur und Geisteshaltung der Menschen dort, die Hels leben so nachhaltig geprägt haben.
    Seine besonderen Fähigkeiten und Begabungen werden glaubhaft in die Geschichte eingewoben, ohne je übertrieben zu wirken, da uns Nikolai Hel zuerst von den CIA-Bürohengsten im Zuge der Ermittlungen um den Zwischenfall auf dem Flughafen vorgestellt wird, und diese schwanken irgendwo zwischen respektvoller Bewunderung und Besorgnis, wenn nicht Angst.


    "Shibumi" ist für mich ein Meisterwerk welches Seinesgleichen sucht, dieses aber wohl vergebens.


    Die Erbengemeinschaft von Trevanian beauftragte Don Winslow einen weiteren Roman um Nikolai Hel zu schreiben, ein Unterfangen für welches man kaum einen besseren hätte finden können… er’s im Nachhinein stellte sich für mich heraus, das man entweder hätte weitersuchen müssen oder aber – das wäre das Vernünftigste gewesen – ganz auf die Sache verzichten sollen.
    Den Winslow habe ich abgebrochen, um etwas vernünftiges zu lesen: Rita Hampps „Baden-Badener Roulette.


    …vielleicht sollte ich den Trevanian-Erben mal ’ne E-Mail schreiben…..

  • Für mich ist Shibumi auch immer noch ein unübertroffenes Meisterwerk, sehr vielschichtig und anregend, man bekommt hier noch ein Buch zu lesen, in dem man auch nebenbei interessante neue Sachen erfährt, ein Buch das in heutiger Zeit wahrscheinlich kaum noch eine Chance auf Veröffentlichung hätte, da heutzutage alles nach Muster C gestrickt sein muss.


    Für mich war es auch total unerwartet, dass die Erben einen weiteren Roman schreiben ließen, wobei Satori in keinem Fall an Shibumi heranreicht, aber spannend fand ich es dennoch. Satori ist absolut nach dem Thrillermuster der heutigen Zeit geschrieben, während Shibumi alle Regeln des Genres auf den Kopf stellt.