Ich wußte nicht recht, in welche Rubrik das Buch am besten paßt. Bei Bedarf also bitte verschieben.
Petra Gerster & Christian Nürnberger: Charakter
Worauf es bei Bildung wirklich ankommt
Klappentext:
Was das Herz, den Kopf, die Seele prägt: ein leidenschaftliches Plädoyer für Charakter und Haltung
Bildung - das war einmal mehr als technisches Wissen und glattes Funktionieren. Bildung betraf einmal den ganzen Menschen, seine tägliche Lebensführung, seine Werte, seine Kultur, seine Leidenschaften und seine Verantwortung der Welt gegenüber. Zur Bildung gehörte einmal all das, was den Charakter formt. Eine solche Charakterbildung ist heute notwendiger denn je. Es herrscht Mangel an reifen, echten Persönlichkeiten, die die drängenden Probleme unserer Zeit mit Originalität, Mut und Eigensinn anpacken. Petra Gerster und Christian Nürnberger plädieren vehement dafür, das knappe Gut Charakter zu fördern - und zeigen, wie der Charakter reift, ein Leben lang.
Beurteilung:
In verschiedenen Kapiteln beleuchten die Autoren den Begriff "Charakter" und seine Herkunft, den man nach Lektüre dieses Buches mit dem Begriff "moralische Werte" gleichsetzen kann. Sie bemängeln, daß im heutigen Bildungssystem kein Platz mehr ist für die Vermittlung moralischer Werte, sondern daß es nur um die Vermittlung reinen Wissens geht. Schüler werden mit Fachwissen überfrachtet, um auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar zu sein, für die Vermittlung von Werten außerhalb des vorgegebenen Lehrplanes ist kein Platz. Zugleich jedoch erklären sie, daß die Generation Anfang des 20.Jahrhunderts zu den am besten Gebildetsten gehörte, was jedoch keinesweg vor dem Nationalsozialismus schützte. "Goethe schützt vor Goebbels nicht", lautet die entsprechende Kapitelüberschrift.
Bildung ist eng verbunden mit Geld, die Ökonomie regiert, Schulzeiten werden gekürzt. Doch warum muß Kindern, die eine durchschnittliche Lebenserwartung von mehr als 80 Jahren haben werden, ein Jahr des Gymnasiums gestrichen werden? Die Zeit zum Lernen scheint knapp zu sein, die Zeit zum Geldverdienen wird höher bewertet.
Vergessen darf man bei aller Kritik jedoch auch nicht, daß man die Vermittlung von moralischen und ethischen Werten nicht nur der Schule überlassen kann, hier sind vor allem die Eltern gefordert.
Soweit ist das also alles nicht Neues, womit sich die Frage nach der Zielgruppe stellt: für die, die das Buch lesen, sind diese Gedankengänge nur bedingt neu. Diejenigen, die angesprochen werden müssten, werden dieses Buch wohl kaum lesen.
Kategorie: Sachbuch / Erziehung
Hardcover
Rowohlt
267 Seiten
ISBN 3871346799 bzw. 9783871346798