Das Landei - Florian Beckerhoff

  • Kurzbeschreibung:
    Rob hat alles, was er sich wünscht – nur keine Frau. Was ist das Geheimnis einer Beziehung? Wie haben die das früher gemacht? Die Alten haben sich immer eine von der gleichen Scholle geangelt, erklärt ihm Wirt Willi. Unsinn, denkt Rob, er ist nicht in die Stadt gezogen und hat sich einen Namen gemacht, um nur wegen einem Landei alles aufzugeben. Doch dann trifft er Gabi. Die Tochter seines Mathelehrers, die ihn zu Schulzeiten verpfiffen hat, wenn er hinter der Turnhalle gekifft hat. Auf den ersten Blick hat sie so gar nichts mit seiner Idee von Traumfrau zu tun, aber weiß die Liebe das?


    Über den Autor:
    Florian Beckerhoff, geboren 1976 in Zürich, lebt und schreibt in Berlin. Sein Debüt Frau Ella war ein großer Erfolg bei Kritik und Lesern.


    Meine Meinung:
    Robert ist ein gemachter Mann in bestem Alter und erfolgreicher Chef einer Werbeagentur, ein Meister des schönen Scheins und der schönen Worte. Aufgewachsen auf dem Land hat er gleich nach dem Ende der Schulzeit zusammen mit seinem Freund Golo das ihm verhasste "Kaff" verlassen und sich in der neuen Welt, der Stadt mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten, vom Kleinkünstler zum Werbeguru hochgearbeitet. Zum vollkommenen Glück fehlt ihm trotz zahlreicher Affären eine Frau, mit der sich nicht nur vergnügen, sondern auch leben kann. Als er wieder einmal verlassen wird, fällt er in eine Sinnkrise, die ihn zurück zu seinen Wurzeln und zu seiner früheren Klassenkameradin Gabi, dem Öko-Mädchen aus dem Heimatdorf, führt.


    Cover, Titel und Inhaltsangabe zum Buch suggerieren eine humorvolle und spritzige Lektüre, was jedoch leider überhaupt nicht zutrifft. "Das Landei" ist keine Liebesgeschichte, wie ich sie erwartet habe, sondern die Geschichte eines Mannes, der in die Midlife-Crisis gerät, an sich selbst zweifelt und nach dem Sinn des Lebens sucht. Der Leser begleitet ihn auf diesem Weg, der schließlich in eine Richtung abgleitet, mit der ich absolut nicht gerechnet habe.
    Die Geschichte ist geradlinig strukturiert und lässt sich leicht lesen. Sie wird immer wieder durch kleine Lebensweisheiten aufgelockert, die zum Nachdenken anregen können. Allerdings wirkt an manchen Stellen die Handlung sprunghaft und nicht ausgefeilt. Besonders das vorhersehbare Ende erscheint mir zu plötzlich und glatt. Der Autor setzt sein Augenmerk ganz auf seine Hauptfigur Robert, mit der ich nicht durch und durch warm werden konnte. Gabi bleibt in meinen Augen blass, über Golo hätte ich gerne mehr erfahren. Auch erschließt sich mir der Auftritt einiger merkwürdiger Nebenfiguren nicht.


    Fazit: Ich war neugierig auf den Roman, das Thema und dessen Umsetzung und wurde größtenteils gut unterhalten. Die Schreibweise von Florian Beckerhoff hat mir gefallen, vermisst habe ich insgesamt Witz und Schlagfertigkeit und in der zweiten Hälfte des Buches Spannung und Glaubwürdigkeit.


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  • Ein Juppie auf Sinnsuche:
    Nach der Leseprobe bei vorablesen habe ich etwas gänzlich anderes erwartet, als diese furchtbar langweilige, oberflächliche Geschichte! Wenn es wenigstens so leidlich lustig geblieben wäre wie zu Anfang, dann wäre das Ganze vielleicht noch interessant gewesen, aber so war ich sehr enttäuscht!


    Robert, ein Selfmademan in den besten Jahren, zweifelt am Sinn seines Erreichten, und will seine Wurzeln zurück. Seinen Erfolg im Leben begründet er nur damit, daß er Letztere konsequent verleugnet hat, um ganz groß herauszukommen. Als ihm das gelungen ist, schmeckt dieser Erfolg auf einmal schal..


    So weit so gut, aber was dann folgt, nämlich seine Sinnsuche läßt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: Er sucht verhaßte alte Bekannte auf, meint, sein Glück in einer alten Schulfeindin zu finden, verläßt sie wieder, und wird am Ende eines ungewollten Selbstfindungstrips im Süden erstrecht zum Ar.....Das Ganze wird mit Unmengen von Alkohol begossen.


    Nach diesem Auf und Ab findet die Geschichte ein knappes, äußerst konstruiertes Ende. Und ich war froh, daß es endlich zuende war!

  • Ich habe mich sehr über den Gewinn bei vorablesen gefreut. Die Leseprobe fand ich überraschend gut, aber der Rest des Buches war eine einzige Qual. Hätte man hier nicht auf eine Rezi gewartet, hätte ich es nicht zu Ende gelesen. Dementsprechend lange hat es auch gedauert.


    Man erlebt einige Wochen im Leben eines Alkoholikers in der Midlife-Crisis. Sein Selbstfindungstrip läuft unter dem Motto "Back to the roots" und genau diese Sehnsucht nach den Wurzeln wird ständig in Alkohol getränkt. Ich wurde weder mit Robert, noch mit Rob und auch nicht mit Robbie warm. Die Romanze mit Gabi hat mich gar nicht berührt.


    Fazit: Nicht empfehlenswert. Das einzig Positive ist das Cover.

  • Robert und Golo flüchten sofort nach dem Schulabschluss von der Ödnis des Landlebens ins bunte Stadttreiben. Dort schlagen sie sich zuerst mehr schlecht als recht durch, bis Robert sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und eine eigene Werbeagentur gründet, die heute - 5 Jahre später- sehr gut positioniert und Robert somit ein gemachter Mann ist. In seinem Leben stimmt alles: schicke Wohnung, schnelles Auto, tolle Frau. Bis diese Frau anfängt, Fragen zu stellen. Fragen zu Roberts Vergangenheit. Wo er herkommt, was er früher gemacht hat, wie er als Kind ausgesehen hat? Fragen, denen Robert sich selbst nicht stellen will. Geschweige denn anderen Rede und Antwort zu stehen. Marietta verlässt ihn, aber den Stein hat sie nun mal ins Rollen gebracht. Robert grübelt und grübelt. Immer wieder erfindet er sich selbst und seine Werte neu und mindestens genau so oft stellt er alles wieder in Frage. Auf die Dicke des Buches bezogen vielleicht einmal zu oft, aber nach und nach stellt sich heraus, dass es Robert zwar primär darum geht, eine passende Partnerin zu finden, dass aber auch Erlebnisse aus seiner Vergangenheit im Dorf an die Oberfläche geschwemmt werden, die ihm so wohl nicht bewusst waren und dennoch in seinem heutigen Leben eine zentrale Rolle spielen. Auch stellt sich die Flucht in die Stadt als durchaus mehr dar, als nur ein Entkommen aus der Langeweile. Dass die Stadt nie genannt wird und somit keinerlei Ortsbezug feststellbar ist, macht die Geschichte irgendwie universell: kann überall und immer wieder so passieren. Das Cover spiegelt perfekt Roberts innere Zerrissenheit bei seiner Selbstfindungs- und Partnersuche dar: Landkuh im Sommerkleid mit Perlenkette. Robert weiss einfach nicht, was er will. Sehr gelungen fand ich, dass der Titel des Buches mit der "Landei-Kampagne" von Roberts Agentur noch einmal aufgegriffen wurde. Das Ende empfand ich leider als zu konstruiert, ich wäre auch mit einem Ende, wie es sich ohne die letzten beiden Kapitel darstellte, zufrieden gewesen.

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda