Marguerite Abouet: Aya. Band 1

  • Carlsen Verlag 2006.
    96 Seiten. 14,90€
    ISBN 978-3551737113
    Vom Verlag empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
    Originaltitel: AYA de Yopougon. 1
    Illustrator: Clément Oubrerie
    Übersetzer: Kai Wilksen


    Zur Autorin und zum Illustrator:
    Marguerite Abouet (*1971 in Abidjan) wuchs selbst im Viertel Youpougon auf. Gemeinsam mit ihrem Bruder wurde sie zu einem Großonkel nach Paris geschickt, damit die Kinder dort zur Schule gehen. Sie versuchte sich in unterschiedlichen Jobs und lebt noch immer in Paris. Aya, Band 1, wurde 2006 auf dem Comic-Festival von Angoulême als bestes Debüt ausgezeichnet.


    Der Zeichner Clément Oubrie, gebürtiger Franzose, brach sein Kunststudium ab, um unterschiedliche Berufe auszuprobieren. Er illustriert Kinderbücher und arbeitet als grafischer Autor für Fernsehserien.


    Verlagstext:
    Aya verbringt ihre Jugend in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, Ende der 1970er Jahre. Wir begleiten die lebensfrohe junge Frau auf ihrem Weg durch den Alltag, hören die Geschichten von Freundinnen und Familie und gehen gemeinsam mit Aya den erlebnisreichen Weg aus der Jugend in die Welt der Erwachsenen.
    Clément Oubrerie und Marguerite Abouet zeigen in dieser Serie das reale Bild einer afrikanischen Jugend.


    Zum Inhalt:
    Aya wächst in Yopougon, einem Stadtteil von Abidjan an der Elfenbeinküste, auf. Zur Familie der 19-Jährigen gehören außer den Eltern zwei jüngere Geschwister. Aya und ihre Freundinnen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen, müssen sich bald entscheiden, ob sie einen Beruf lernen oder sich einen reichen Ehemann angeln werden. "Frisieren, Schneidern, Heiraten" kann man sich als Lebensplan für die kluge Aya kaum vorstellen. Ayas Traum Medizin zu studieren lässt sich kaum mit den Wünschen ihre Vaters vereinbaren, der sie mit dem nichtsnutzigen einzigen Sohn seines Chefs verkuppeln will. Hyacinthe, der Vater von Ayas Freundin Adjoua, spielt die Rolle des afrikanischen Paschas. Wenn er nachts beim Heimkommen die Füße seiner Lieben zählt, die unter den Decken hervorragen, ist er glücklich. Sechs der Schlafenden sind Hyacinthes Kinder, die anderen wahrscheinlich Neffen oder Nichten, die bei ihm aufwachsen. Die dritte im Bunde der Freundinnen ist Bintou, deren Vater Koffi mit den Vätern der anderen Mädchen ebenfalls einen Dreierbund bildet. Die enzige Möglichkeit für die jungen Leute einmal von Familie und Nachbarn unbeobachtet zu sein, bieten die verlassenen Marktstände, an denen sich nachts junge Paare im "Hotel der Tausend Sterne" treffen. Hervé, der Cousin Bintous, zeigt, dass nicht alle Jugendlichen die Chance auf einen Schulbesuch haben. Er ist nie zur Schule gegangen und schlägt sich in der Stadt mit Autorepraturen durch. Adjoua stellt fest, dass sie schwanger ist und behauptet, dass Moussa Sissoko (der nichtsnutzige einzige Sohn) der Vater des Kindes wäre.


    Wie Mädchen überall auf der Welt reden Aya und ihre Freundinnen über Kleider, Haare und Jungs. Der demonstrative Reichtum der Familie Sissoko und ihr an amerikanischen Fernsehserien orientierter Geschmack stehen in Abouets Geschichte den Träumen der anderen Familien gegenüber, die sich mehrere Kinder und ein bescheidenes Auskommen wünschen. Während der erste von bisher fünf Bänden sich auf den Alltag junger Erwachsener konzentriert, vermitteln die folgenden Geschichten über Aya und ihre Freundinnen Einblick in das Leben der Eltern und weiterer Familienmitglieder.


    Ayas Geschichte wird vom Illustrator Clément Oubrerie aus einzelnen Panels, Sequenzen und ganzseitigen Totalaufnahmen kombiniert. Nachtszenen und Wimmelbilder von Partys wechseln mir ruhigen Alltagszenen ab. Die aufwändig geflochtenen Frisuren einiger Frauen, traditionelle afrikanische Kleidung und sanfte Brauntöne der Illustrationen vermitteln stimmungsvolle Einblicke in den afrikanischen Alltag.


    Aya lässt sich problemlos auch in der englischen oder französischen Ausgabe lesen; den Sprachwitz der Dialoge macht der lokale Slang aus. Regionale Ausdrücke werden im Ivorischen Bonustrack, einem Bonuskapitel, erklärt, das an die Geschichte anschließt. "Koutoukou" wird aus Palmwein gebrannt und ein "Môgô" ist ein Kerl. Im Anhang erfährt man, wie ein Turban gebunden wird, wie ein afrikanisches Mädchen wirkungsvoll mit dem Hintern wackelt, einige Geheiminisse der afrikanischen Küche, sowie Biografisches über Autorin und Illustrator.


    Fazit:
    Mit äußerst witzigen Dialogen gibt die Graphic Novel Einblick in den Alltag junger afrikanischer Erwachsener, die in der Stadt aufwachsen. Konflikte um Berufswahl, von den Eltern arrangierte Heiraten und eine ungeplante Schwangerschaft werden im ersten Band kurz skizziert und in weiteren Folgen vertieft. Auf Deutsch sind zur Zeit 3 Bände erhältlich.


    *** Der Verlag bewirbt seine Graphic Novels zwar für Jugendliche; ich halte sie eher für Sammelobjekte erwachsener Leser. ***

  • Band 1 bis 3 sind in einer zweiteiligen Gesamtausgabe bei Reprodukt erschienen.


    Ob nun die Wahlen zur Miss Stadtteil vor der Tür stehen oder Ayas quirlige kleine Geschwister, von deren Existenz sie bisher nicht das Geringste geahnt hatte, in Marguerite Abouets und Clément Oubreries schwungvollem Alltags-Dramolett ist alles möglich und nichts so, wie es scheint (Süddeutsche Zeitung). Hinreißend komisch und voller Lebensfreude zeigt Aya ein Afrika fernab westlicher Klischees und lässt trotz der sich überschlagenden Ereignisse auch Raum für nachdenkliche Zwischentöne.

  • Band 4 bis 6 sind in einer zweiteiligen Gesamtausgabe bei Reprodukt erschienen.


    Willkommen zurück in Yop City! Aya hat es geschafft: Sie studiert Medizin. Die junge Frau hat sich gegen ihren Vater durchgesetzt, seines Zeichens eifriger Verfechter tradierter Geschlechterrollen. Aber Machos kommen nicht nur in den besten Familien vor, sie machen leider auch vor dem Hort des Geistes nicht halt. Und so muss Aya sich an der Uni der Zudringlichkeiten ihres Biologieprofessors erwehren. Als wären all das Lernen und ihre chaotischen Freundinnen Adjoua und Bintou nicht Prüfung genug. Derweil suchen Herr und Frau Sissoko verzweifelt nach ihrem Sohn Moussa – oder doch nur nach dem Familienvermögen, das dieser hat mitgehen lassen? Und im fernen Paris muss Innocent feststellen, dass Frankreich keineswegs das gelobte Land für Homosexuelle ist… Auch im zweiten und abschließenden Band ihres preisgekrönten Comics verknüpfen Marguerite Abouet und Clément Oubrerie souverän das Ernste mit dem Komischen und erlauben einen anderen Blick auf Afrika: Auf einen Alltag abseits von Krieg, Hunger und Aids.