Ganz einfach Sara - Hillary Manton Lodge

  • Vielleicht waren die Englischen in manchen Punkten gar nicht so anders als die Amisch. (Seite 187)


    318 Seiten, kartoniert
    Originaltitel: Simply Sara
    Aus dem Amerikanischen von Rebekka Jilg
    Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2011
    ISBN-10: 3-86827-224-0
    ISBN-13: 978-3-86827-224-6


    Bücher Plain and Simple
    - Journalistin auf Abwegen - Hillary Manton Lodge
    - Ganz einfach Sara


    Achtung:
    Inhaltsangabe sowie „Meine Meinung“ verraten notwendigerweise vieles (auch das Ende) von „Journalistin auf Abwegen“.



    Zum Inhalt (Quelle: Buchrücken)


    Sara Burkholder hat ihrer Amischgemeinschaft den Rücken gekehrt. Sie sehnt sich nach Farbe in ihrem Leben, nach Abwechslung, will endlich richtig leben. Tatsächlich scheint der Neuanfang zu glücken. Sara findet eine Anstellung in einer Buchhandlung, holt ihren Schulabschluß nach, lernt Autofahren und ergattert einen Studienplatz für Modedesign. All ihre Träume scheinen sich zu erfüllen.
    Doch nach und nach ziehen am Horizont erste Gewitterwolken auf. Ihr Chef kann sie anscheinend nicht ausstehen und auch das Studium gestaltet sich schwieriger als erwartet. Bald bricht Saras heile neue Welt auseinander. Und sie muß sich fragen: Wer ist sie wirklich? Das Amischmädchen, die aufstrebende Modedesignerin oder doch ganz einfach Sara?



    Über die Autorin (Quelle: Verlagsangabe)


    Hillary Manton Lodge ist als Autorin und Fotografin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann in Eugene/OR.


    - < Klick > - die Seite zum Buch beim Francke Verlag (incl. Leseprobe als PDF)
    - < Klick > - die Website der Autorin (in englischer Sprache, bisher ohne Inhalte)
    - < Klick > - die Seite bei fantasticficion.co.uk (in englischer Sprache)




    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle. Ferner ist Denken und Handeln eines großen Teils der Protagonisten stark von ihrem aktiv gelebten Glauben geprägt. Handlungsweisen wie Beten oder Hinwendung zu Gott werden als normal und notwendig angesehen.



    Meine Meinung


    Englische trifft auf Amisch. Darauf ließe sich die Grundkonstellation des Buches reduzieren.“ Das habe ich bei der Rezi zum Vorgängerband „Journalistin auf Abwegen“ geschrieben. Mit dem gleichen Satz könnte ich hier wieder beginnen, und doch ist die Konstellation eine ganz andere. Denn genau genommen muß es heißen „Amische versucht sich in der Welt der Englischen zurechtzufinden." Ein Unterfangen, was nicht ganz einfach ist, auch wenn aus dem ersten Buch klar ist, daß Sara durchaus einen festen Willen hat und eine starke Persönlichkeit ist.


    Wir erinnern uns: am Schluß von „Journalistin auf Abwegen“ waren Levi und Jayne ein Paar geworden, Sara mit nach Portland gekommen und bei Jayne eingezogen. Sie hatte ihr Zuhause verlassen, um künftig in der Welt der Englischen zu leben, ihren Schulabschluß nachzuholen und zu studieren. Das Buch setzt etwa drei Monate nach den Ereignissen des Vorgängerbandes mit dem bestandenen Schulabschluß Saras ein. Sie wohnt noch immer bei Jayne, die sich nicht zu einer Hochzeit mit Levi entschließen kann.


    Das Buch ist vollständig aus Sicht Saras (meist in Ich-Form) geschrieben und läßt die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat, gut erahnen. Alltägliche Dinge, die für uns Englische völlig normal sind, Zitate, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind - es sind diese eher unscheinbaren Hürden, die für Sara bisweilen die größten Probleme darstellen, wenn sie sich in der für sie völlig ungewohnten Welt zurechtfinden will. Dieser Kontrast, diese Schwierigkeiten des täglichen Lebens fand ich gut und nachvollziehbar beschrieben. Oft konnte ich ihre Unsicherheit, manchmal sogar Hilflosigkeit gut nachvollziehen. Dabei ist es gut, wenn man „Journalistin auf Abwegen“ zuvor gelesen hat. Denn viele der hier auftauchenden Personen erfahren keine große Einführung, weil sie schon dort eine Rolle spielten. Das betrifft Nebencharaktere (wie die Freundinnen Jaynes), aber auch Jayne und Levi, deren Geschichte hier ebenfalls weitererzählt wird. Doch natürlich gibt es auch einige neue Figuren, wie etwa den Chef Saras in der Buchhandlung, Will.


    Das Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Es ist in ähnlich spritzigem Stil geschrieben wie „Journalistin auf Abwegen“. Mehr als ein Mal habe ich lauthals losgelacht oder auch mal, bei einer der kleineren oder größeren Katastrophen die Luft angehalten. Die Autorin selbst bezeichnet ihre Bücher als „Urban Amish“ und „sehr verschieden von den sonstigen Amish-Büchern“. Dieser Einschätzung stimme ich zu, sie sind wirklich anders, vor allem, da es hier - im Gegensatz zu sonst - der umgekehrte Weg ist, der eingeschlagen wird: nicht als Englische in eine Amisch-Gemeinschaft hinein, sondern als Amische aus der Gemeinde heraus in die englische Welt; ein mindestens genauso interessanter Gesichtspunkt und „Kulturschock“ wie in den traditionellen Amisch-Romanen. Und hier liegt auch mein einziger Kritikpunkt, wobei ich nicht weiß, inwieweit das teilweise dadurch bedingt ist, daß das nicht mehr neu für mich war (sowohl das Thema als auch der Schreibstil der Autorin): manches hätte ich mir etwas detaillierter beschrieben gewünscht. Sicher werden die Schwierigkeiten Saras deutlich, aber die Ausarbeitung ging mir bisweilen nicht genug in die Tiefe. Oder anders: die gegebene Konfliktsituation hätte noch einiges mehr hergegeben. Andererseits wäre das Buch dadurch gewichtiger geworden und hätte möglicherweise die Zielgruppe verfehlt. Es ist mir bewußt, daß die Thematik eine Gratwanderung verlangt. Diese jedoch wurde mE von der Autorin, denkt man an die Zielgruppe des Buches, sehr gut gemeistert, und könnte durchaus den einen oder anderen animieren, zu einem Amisch-Roman zu greifen.


    Für den Gesamteindruck kann ich es mir jetzt einfach machen und einfach bei mir selbst abschreiben: So ganz nebenbei wurden in einem „leichten“ Buch ohne erhobenen Zeigefinger, moralinsaure Untertöne oder gar missionierend durchaus ernste Themen angesprochen. Mit einem Satz: ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt. Ein Gute-Laune-Buch mit mehr Tiefgang, als ich in dem Genre erwarten würde. Bitte mehr in der Richtung, Frau Lodge. :-)



    Kurzfassung:


    Sara Burkholder, die aus ihrem amischen Elternhaus nach Portland entfloh, muß in der Welt der Englischen zurecht kommen. Mit schon gewohntem Augenzwinkern erzählt die Autorin von ihren kleinen und großen Problemen, ihr neues Leben zu meistern. Ein Buch zum Wohlfühlen.


    ASIN/ISBN: 3868272240
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Hier die amerikanische Originalausgabe.


    Edit: ISBN funktioniert nicht. Hier ist sie: ISBN-10: 0736926992.

    Nochmal Edit: jetzt geht sie doch


    ASIN/ISBN: 0736926992

    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von Lipperin
    Vielleicht sollte man es lesen, wenn einem so gar nicht zum Lachen zumute ist?


    Da könnte es durchaus passen. Auch dieses Buch habe ich meiner Frau zum Lesen gegeben (die sonst überhaupt keine christlich angehauchte Literatur liest). Sie hat es dieser Tage mit einem "Hach, wie war das schön" beendet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich poste mal meine Rezension dazu! Fünf Sterne von mir für das Buch!



    Die 18-jährige Sara, aufgewachsen in einer Amischgemeinschaft, verlässt ihre Familie, um in Portland Modedesign zu studieren. Sie nimmt einen Job in einem Buchladen an, macht ihren Führerschein und zieht in ihre erste eigene Wohnung. Auch Männerbekanntschaften lassen nicht lange auf sich warten. Während Sara die Herausforderungen der neuen Welt einerseits tapfer bewältigt, kommt Heimweh zu ihrem alten Leben und ihrer Familie auf. Schließlich muss sie sich die Frage stellen, ob sie wirklich den richtigen Weg gegangen ist…
    Hillary Manton Lodge erzählt mit flüssigen, leicht verdaulichen Sätzen, welche versteckten Herausforderungen der Weg in die Selbstständigkeit bereit hält. Unterhaltungswert hat das Buch nicht nur durch viele Dialoge, sondern auch durch Saras gutgläubige Sicht auf ihr unbekannte Dinge aus der „englischen“ Welt sowie durch ihren Lebensmut und ihre gesunde Neugier, die auf mich als Leser ansteckend gewirkt haben.
    Trotzdem handelt es sich auch um ein ernstes Buch: Sara hat in der neuen Welt das Gefühl, verloren zu sein, sie fühlt sich zerrissen und muss herausfinden, was sie möchte und wer sie ist: „Manchmal fühle ich mich, als wäre ich zwei Personen, mein englisches und mein amisches Ich.“
    „Ganz einfach Sara“ ist der Nachfolgeband des Buches „Journalistin auf Abwegen“. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben, kann man Saras Geschichte gut folgen. Um Saras Zwiespalt zwischen dem „englischen“ und dem amischen Leben besser zu verstehen, kann es jedoch hilfreich sein, ein wenig Hintergrundwissen über die amische Lebensweise zu haben.
    Übrigens: Hillary Manton Lodge hat auf ihrem englischsprachigen Blog Diskussionsfragen hochgeladen, über die der Leser nachdenken oder gemeinsam mit anderen diskutieren kann.
    Insgesamt ist „Ganz einfach Sara“ ein Roman für junge Frauen, der Mut macht, sich zu öffnen und Herausforderungen anzunehmen.

  • Danke, dass du mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hast, Sonnenblume. Schöne Rezi! :wave
    So ein Gute-Laune-Buch kann ich gerade richtig gut gebrauchen. Außerdem hat mich das Leben der Amish schon in diversen Fernsehfilmen immer fasziniert.
    Ich habs mir eben bestellt und den ersten Band gleich mit dazu :-)



    edit:
    Ich habe diesen bezaubernden Roman in der Zwischenzeit gelesen und kann mich den Rezensionen hier voll und ganz anschließen.
    Vor allem der Schluss war ja soooo romantisch *schluchz*