Verlag: Aufbau Verlag
Gebundene Ausgabe: 456 Seiten
Übersetzt von Yasemin Dinçer
Kurzbeschreibung:
Chicago 1920: Hadley Richardson hat die Liebe und das Glück bereits aufgegeben, als sie Ernest Hemingway trifft und sofort von seinem guten Aussehen, seiner Gefühlstiefe und seiner Kunst, mit Worten zu verführen, angezogen wird. Die beiden heiraten und gehen nach Paris, wo sie Teil einer schillernden Gruppe Amerikaner werden, unter ihnen Gertrude Stein, Ezra Pound und die Fitzgeralds. Doch im Paris der goldenen 20er – fiebrig, glamourös, verwegen – lassen sich Familie und Treue kaum aufrechterhalten. Während Hadley, inzwischen Mutter, mit Eifersucht und Selbstzweifeln ringt und Ernests literarische Arbeit allmählich Früchte trägt, wird das Paar mit einer Enttäuschung konfrontiert, die das Ende all dessen bedeutet, was es gemeinsam erträumt hatte.
Über die Autorin:
Paula McLain, geboren 1965, studierte an der University of Michigan Kreatives Schreiben und lebte in den Künstlerkolonie Yaddo und MacDowell. Sie veröffentlichte bislang zwei Gedichtsammlungen, ein autobiographisches Werk sowie einen Roman. Paula McLain lebt mit ihrer Familie in Cleveland.
Mein Eindruck:
In diesem Roman wird eine Liebesgeschichte zwischen dem Schriftsteller Ernest Hemingway und seiner ersten Frau Hadley erzählt. Sie ist die in der Literaturwelt kaum bekannte, sogenannte „Paris-Frau“, da sie Ernest Jahre in Paris teilte.
Dabei ist die Erzählperspektive aus Hadleys Sicht gehalten. Ernest Hemingways Gedanken werden erst am Ende mal beschrieben.
Hemingway wurde schon öfter als Romanfigur behandelt, zum Beispiel in Fiesta in Havanna von Dan Simmons. Hier wird er jedoch als junger Mann gezeigt.
Ich habe so meine Probleme mit diesem weichgespülten Buch, dass die Eckdaten von Nobelpreisträger Ernest Hemingway nutzt, um damit eine verklärte Liebesgeschichte zu schreiben, die in den zwanziger Jahren angesiedelt ist. Ernest Hemingway wirkt als Figur keineswegs so, wie man ihn aus seinen eigenen, häufig autobiographischen Büchern kennt. Er ist als Figur, als Mann und Künstler komplett auf die eingeschränkte Betrachtungsweise der nicht gerade tiefgründigen Protagonistin Hadley Richardson reduziert. Das ist fast schon Geschichtsverfälschung, wenn man Hemingway als wichtige literarische und kulturelle Figur im 20.Jahrhundert betrachtet. Aber die im Buch verwendeten Fakten sind anscheinend richtig recherchiert. Dennoch bleibt er in diesem Roman eine reine Kunstfigur.
Es gibt auch noch andere Figuren, wie Ezra Pound oder Gertrude Stein und F.Scott Fitzgeralds, die schmerzlich eindimensional als handelnde Figuren angelegt sind. Dazu kommt noch Namedropping, wie John Dos Passos, Ford Maddox Ford und James Joyce, der ansonsten immerhin verschont blieb.
Wenn man sich von dem Hemingway-Mythos löst und den Roman als Ehe-Geschichte in den zwanziger Jahren liest, gibt es neben langweiligen Szenen auch ganz gelungene Passagen. Dazu gehören zum Beispiel die Kapitel am Schluß.
In seinen besseren Momenten erinnert mich das Buch inhaltlich und stilistisch an „Die Liebenden des Lichts“ von Mirjam Wilhelm. Das Buch wird wegen seinem zugänglichen Ton seine Leser finden.