Noch ein Tag und eine Nacht
Fabio Volo
ISBN: 978-3257240900
Diogenes
298 Seiten, 9,90 Euro
Über den Autor: Fabio Volo, geboren 1972 bei Brecia in der Lombardei, ist ein Multitalent, und alles, was er macht, hat Erfolg. Er ist Autor mehrerer Bestseller, Schauspieler in Filmen z.B. von Alessandro D´Alatri (La febbre, Casomai) und Christina Comencini (Bianco e nero) und er hat eigene Sendungen in Radio und Fernsehen. Festlegen lassen möchte er sich nicht. Weder beruflich noch privat. Entsprechend lebt er in Mailand, Rom, Paris und New York.
Kurzbeschreibung: Wecker, Kaffee, Straßenbahn, Büro, Fitness, Pizza, Kino, Bett (wenn möglich nicht allein)…So sieht Giacomos Leben aus, ewiggleiche Tage unter dem fahlen Himmel einer italienischen Großstadt. Eines Morgens fällt Giacomo in der Straßenbahn eine junge Frau auf. Am nächsten Tag sitzt sie wieder da. Über Monate beobachtet er sie, ohne sie anzusprechen – das morgendliche Treffen wird für ihn zum geheimen Rendezvous. Als schließlich sie ihn anspricht, ist er für ein paar Sekunden auf Wolke sieben. Gleich darauf schlägt er aber hart auf dem Boden auf: denn Michela reist ab. Für immer. Nach New York.
Giacomo ist völlig durcheinander. Versucht, sich wieder einzukriegen, sich für andere Frauen zu interessieren, doch schließlich packt er seinen kleinen Rucksack und reist Michela hinterher.
Meine Meinung: Es ist seltsam – dieses Buch hat eigentlich alles, was ich von einem guten Buch erwarte. Es ist sprachlich gut, weist einen gewissen manchmal verschmitzten Humor auf, es enthält eine Liebesgeschichte, die nicht nach dem üblichen Strickmuster daherkommt und es weiß durchaus zu überraschen.
Dennoch konnte kein Funke auf mich überspringen. Vielleicht liegt es an Gioacomo, dem Protagonisten, der durch seine teilweise etwas verschrobenen Ansichten und seine kleinen Macken nicht meine Sympathie gewinnen konnte, dessen zögerliche Art mit zeitweise einfach nur nervte, oder es liegt an dem Dahinplätschern der Handlung, ich kann es nicht genau sagen.
Die Gespräche sind zeitweise wirklich humorvoll und witzig z.B.:“ Ich habe Angst, beim Fliegen zu sterben. Bis vor ein paar Jahren hatte ich noch Todesangst, aber das hat sich in der letzten Zeit gebessert. Im Grunde habe ich keine Angst zu sterben, aber das ich eines Tages nicht mehr da sein werde, nervt mich extrem (…) Ich gäbe mein Leben, um nicht sterben zu müssen…“
Giacomo und Michela sind ein ungewöhnliches und doch modernes Pärchen die die Angst vor Verbindlichkeiten gemeinsam haben und so beginnen sie ein ungewöhnliches Experiment: Sie verloben sich auf Zeit. In den geplanten neun Tagen, nach denen sie sich trennen wollen, dürfen sie alles machen, was sie sich vorher aus Angst, sich festzulegen, nicht getraut haben.
Vor der aufregenden Kulisse New Yorks leben sie so ihre Verlobungszeit, gehen Essen, haben Sex, und führen lange Gespräche.
Ich weiß nicht, warum dieses Buch bei mir nicht funktioniert hat. Ich war zu keiner Zeit in der Geschichte, habe keinen der Protagonisten wirklich sympathisch gefunden und kam mir bei deren Gesprächen wie ein höflicher Gast auf einer Party vor, deren Gäste und Gesprächsthemen mich heimlich auf die Uhr schauen lassen.
Mein Fazit: Eine gut gemachte moderne Liebesgeschichte, die mich aber leider einfach nicht erreicht hat. Vielleicht war es nicht die richtige Zeit, sie zu lesen und ganz sicher findet sich hier noch jemand, der ganz anderer Meinung ist und den sie verzaubern konnte.