Originaltitel: Till we meet again
Klappentext:
Seit fast dreißig Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen: Beth und Susan, die in ihrer Kindheit eine innige Freundschaft verband. Als sei einander nun, als erwachsene Frauen, plötzlich wieder gegenüberstehen, ist Susan des zweifachen Mordes angeklagt - und Beth ihre Pflichtverteidigerin. Wie konnte aus dem fröhlichen Mädchen von einst bloß eine kaltblütige Mörderin werden? Doch nicht nur Susans Vergangenheit birgt viele Rätsel. Beth weiß, dass auch sie sich ihren eigenen Traumata endlich stellen muss, um die Freundschaft zu retten - und um ihr eigenes Glück zu finden.
Meine Meinung:
Wieviel muss ein Mensch ertragen, um kaltblütig zwei Menschen einfach zu erschießen? Einen allseits angesehenen Kinderarzt und seine Sprechstundenhilfe, die zwar Haare auf den Zähnen hatte - aber ist das genug um den Tod zu verdienen? Die Schützin, Susan, wirkt wie eine obdachlose Alkoholikerin, die man schon lange vor der Praxis hat sitzen sehen. Recherchen ergeben, dass vor einiger Zeit Susan ihr einziges Kind verloren hat, was bei dem Kinderarzt in Behandlung war. Warum schlägt sie aber jetzt erst um sich, Jahre nach dem Verlust? Beth ist entsetzt, als sie als Pflichtverteidigerin zu einem Fall gerufen wird. Ihre Klientin kommt ihr wage bekannt vor, erst später erkennt sie in ihr die Kindheitsfreundin aus vergangenen Tagen. Ihre Freundin aus den Ferien, die sie bei ihrer Tante verbringen durfte und mit der sie jeden Sommer zusammen war - bis sie erwachsen wurde und jede von ihnen mit dem Leben zurechtkommen musste. Ein Leben, um das sie von der jeweils anderen glühend beneidet wurden. Denn Teenager haben noch nicht gelernt, hinter die Kulissen zu schauen und sehen nur, was sie sehen wollen. Dass ihr beider Leben absolut nicht nur Sonnenschein war, das erkennen sie erst jetzt, in langen, qualvollen Gesprächen und Hintergrundrecherchen. Langsam kristallisiert sich die Frage heraus, ob Susan nicht auch selber Opfer wurde, ein Opfer ihrer eigenen, egoistischen Familie. Wieviel kann ein Mensch ertragen, bevor der berühmte Tropfen das Fass überlaufen lässt.
Durch ständige Einschübe in die Vergangenheit erfährt der Leser Details aus beider Leben, wobei das von Susan wesentlich mehr Raum einnimmt. Sie hat nie gelernt, sich gegen ihren Vater oder Bruder durchzusetzen, sie wirkt wie ein Lamm, was brav das Gras frisst, welches ihr hingeworfen wird. Schnell bekommt man Mitleid mit ihr, denn man kann den Zwiespalt genau erkennen, dem sie sich nicht entziehen kann. Als die Fesseln dann endlich gelockert sind, treten Ereignisse in ihr Leben, denen sie nie gelernt hat, sich zu stellen. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar, wenn auch oft fragwürdig. Beth und der ermittelnde Polizeibeamte Roy, sowie Steven, ein Anwaltskollege, erlangen in kriminalistischer Kleinarbeit langsam eine Übersicht über Susans Leben und deren Personen, die maßgeblich an ihrem Untergang beteiligt waren. Durch die ständigen Perpektivwechsel und das Aufrollen der Vergangenheit wird es nie langweilig, höchstens manchmal etwas langatmig. Beth ist da schon eine etwas schwierigere Figur, auch ihr Leben wurde maßgeblich in ihrer Kindheit geprägt, die Verletzungen ihrer Seele bestimmen ihr aktuelles Leben. Ihre Wandlung passiert langsam und nachvollziehbar, bei beiden versteht man, warum sie so geworden sind. Der Erzählstil ist abwechslungsreich und fesselnd, ab einem gewissen Punkt möchte man einfach nur genau wissen, was Susan wirklich zu ihrer Tat getrieben hat.
LG
Patty