Seelenfinsternis: Die Depression eines Psychiaters - Piet C. Kuiper

  • Titel: Seelenfinsternis: Die Depression eines Psychiaters
    Autor: Piet C. Kuiper
    Originaltitel: Ver heen; Verslagvan een depressie
    Verlag: Fischer
    Erschienen: Mai 1995
    Seitenanzahl: 256
    ISBN-10: 3596127645
    ISBN-13: 978-3596127641



    Über den Autor:
    Piet C. Kuiper (1919-2002) hat Medizin und Philosophie studiert und 1945 sein Arztexamen abgelegt. Von 1961 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1984 war er Professor für Allgemeine Psychopathologie und Klinische Psychiatrie an der Universität von Amsterdam. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, die zum Teil ins Deutsche übersetzt worden sind, so "Psychoanalyse: Zeitgemäß oder veraltet?", Stuttgart 1974, "Die seelische Krankheiten des Menschen", Stuttgart 1980, und "Die Verschwörung gegen das Gefühl; Psychoanalyse als Hermeneutik und Naturwissenschaft", Stuttgart 1980.


    Kurzbeschreibung (Amazon):
    In diesem vielbesprochenen Buch schildert der niederländische Psychiater Piet C. Kuiper auf beklemmende Weise eine schwere Depression, die ihn in eine tiefe Lebenskrise stürzte und seine Einweisung in eine Klinik notwendig machte. All sein Wissen über seelische Störungen versagte vor seiner eigenen Erkrankung. Nach seiner Genesung schrieb er dieses einmalige Dokument nieder, das zu einem Bestseller geworden ist.


    Meine Meinung:
    Ich habe über dieses Buch viel gehört, viel gelesen und hatte dementsprechend auch sehr hohe Erwartungen. Leider wurden diese überhaupt nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil - nachdem ich das Buch durchgelesen habe, frage ich mich, wieso es so hochgelobt und hochgepriesen wird. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das einzig "Besondere" an diesem Buch die Tatsache ist, dass ein in Fachkreisen bekannter Psychiater an eine Depression mit Wahnvorstellungen erkrankte. Ja, das ist vielleicht nicht unbedingt uninteressant, aber auf der anderen Seite - gibt es denn keinen Arzt, der krank wird? Warum ist ein an Depression erkrankter Psychiater etwas so Besonderes? Das ganze Fachwissen nützt nichts, wenn man depressiv wird, so zumindest meine Meinung. Im Nachhinein, ja, da hätte man etwas draus machen können - sobald man wieder gesund ist, eben die Krankheit mit Augen eines Psychiaters betrachten. Aber diese Perspektive fehlte mir in dem Buch bzw. nahm nur wenig Platz ein. Viel mehr kam ich mir, als wollte man mir erzählen, dass bisschen kreative Beschäftigung das einzig Wahre ist (mir ist klar, dass Beschäftigung und Aktivität im Kampf gegen Depression wichtig sind, aber hier wurde soviel Wert auf Malen gelegt, das war mir persönlich als absolut Mal-Unbegabten einfach zuviel).
    Der Stil war mir zu ausschweifend, hat mich eher gelangweilt als mitgerissen und es kam nicht selten vor, dass ich mich nach einem Absatz oder einigen Seiten fragte "Was will er mir jetzt damit sagen?"
    Spannend und interessant war die Schilderung von der Erkrankung, den Ängsten und den Wahnvorstellungen, aber auch hier war es so, dass ich nur wenig von der Depression an sich las und mehr einfach von den Wahnvorstellungen - was sicher sehr fesselnd war, aber nicht das, was ich erwartet habe.


    Insgesamt ist das Buch zwar lesenswert, wenn man mit dem Schreibstil zurechtkommt, aber meine Erwartungen konnte es nicht erfüllen. 6 von 10 Punkten.


    Anmerkung: War nicht sicher, in welche Sparte ich das rein tun soll, aber da es doch autobiographisch ist, hab ich es hierher gesetzt.

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  • Ist schon ein paar Jährchen her und ich hab's nicht zu Ende gelesen, aber ich konnte auch nicht ganz nachvollziehen, weshalb man an diesem Buch kaum vorbei kommt, wenn man Literatur/Erfahrungsberichte zum Thema Depression sucht.


    Zitat

    Original von Gummibärchen
    Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das einzig "Besondere" an diesem Buch die Tatsache ist, dass ein in Fachkreisen bekannter Psychiater an eine Depression mit Wahnvorstellungen erkrankte.


    Das trifft es ziemlich genau, denke ich. Selbst heute sind psychische/psychiatrische Erkrankungen noch mit allerlei Vorurteilen behaftet und bedeuten für den Betroffenen meist eine Stigmatisierung.
    Vor zwanzig Jahren als das Buch in Deutschland erschienen ist, sofern ich richtig informiert bin, dürfte es nahezu einem "Skandal" gleichgekommen sein, dass ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, ein Halbgott in weiß sich öffentlich zu einer Geisteskrankheit bekannt hat ...
    Und es ist natürlich auch eine andere Perspektive, die Kuipers als Fachmann und Betroffener in Personalunion hat.


    Nichtsdestotrotz fand ich Kuipers Stil ziemlich sperrig und nicht grade flüssig oder leicht lesbar. Außerdem wird für mein Empfinden ein bisschen viel dogmatisiert.
    Und ich hatte mir ebenfalls einfach mehr versprochen.

  • Zitat

    Original von Seestern
    Selbst heute sind psychische/psychiatrische Erkrankungen noch mit allerlei Vorurteilen behaftet und bedeuten für den Betroffenen meist eine Stigmatisierung.
    Vor zwanzig Jahren als das Buch in Deutschland erschienen ist, sofern ich richtig informiert bin, dürfte es nahezu einem "Skandal" gleichgekommen sein, dass ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, ein Halbgott in weiß sich öffentlich zu einer Geisteskrankheit bekannt hat ...
    Und es ist natürlich auch eine andere Perspektive, die Kuipers als Fachmann und Betroffener in Personalunion hat.


    Ok, dass es zu der Zeit, als das Buch erschien, etwas "Besonderes" war, dass es ein Psychiater ist, der erkrankt, ist noch schlüssig. Aber was heute daran besonders sein soll, das hab ich nicht verstanden bzw. verstehe ich in vielen Kritiken einfach nicht.
    Und seine "andere" Perspektive kommt mir in diesem Buch einfach zu kurz.


    Was den Stil angeht, ja "sperrig" ist das richtige Wort.

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