Cay Rademacher "In Nomine Mortis"

  • Erschienen bei Bastei Lübbe als Taschenbuch, 2009
    ISBN 978-3404159598
    496 Seiten
    Nur noch gebraucht zu erhalten


    Über das Buch
    Paris, 1348. Vor Notre-Dame wird die Leiche eines Dominikaners gefunden. Sein junger Mitbruder Ranulf soll bei der Aufklärung des Verbrechens helfen. Doch die Liste der Verdächtigen ist lang. Eine Schönfrau, ein Vagant, ein Reeder; alle haben sie etwas zu verbergen. Aber wer ist der Mörder? Plötzlich zieht eine neue Gefahr herauf: Die Pest lauert vor den Toren der Stadt. Für Ranulf beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit …


    Über den Autor
    Cay Rademacher, geb. 1965 in Flensburg, studierte in Köln und Washington Geschichte und Philosophie. Als freier Journalist hatte er sich auf die Rekonstruktion historischer Ereignisse spezialisiert. Seit 1999 arbeitet er als Redakteur bei „Geo“.


    Meine Meinung
    Fünf Monate habe ich für „In Nomine Mortis“ gebraucht, dabei zwischen Ärger und Wut und andererseits Neugier und Begeisterung geschwankt – und das Buch letztendlich fertig gelesen.


    Und ich finde, es hat sich gelohnt. Trotz langer und langweiliger Passagen, in denen Bruder Ranulf sich immer wieder die gleichen Fragen stellt – Wer ist der Mörder des Dominikaners? Warum musste der Mönch sterben? Inwieweit sind die anderen Figuren in diesen Mord verwickelt? –, trotz mangelnder Hinweise und Andeutungen, die mir als Leserin etwas Hilfestellung beim Miträtseln geben könnten. Bis etwa achtzig Seiten vor Ende hat der Leser keinerlei Ahnung und kann sich nichts zusammenreimen.


    Wenn ich nicht die Hoffnung gehabt hätte, dass es vielleicht doch noch spannend wird, wenn ich nicht diesen Ehrgeiz hätte, jedes Buch zu Ende zu lesen, das ich beginne – „In Nomine Mortis“ wäre längst mit dem Status „abgebrochen“ im Regal gelandet. Es verlangt dem Leser viel Geduld ab.


    Dank dieses Buches habe ich eine Abneigung gegen Fragezeichen entwickelt, denn Fragezeichen treten sozusagen inflationär auf. Viel zu viele Fragen, die der Leser sich selbst stellt, keinerlei Antworten und Hinweise, und wenn es doch einmal eine neue Spur gibt, dann folgen noch mehr Fragezeichen.


    Der Schreibstil jedenfalls ist flüssig und gut zu lesen, nicht allzu schwer und gestelzt, aber auch nicht zu modern. Störend fand ich es, dass Personen eingeführt wurden, die dann über Kapitel hinweg nicht mehr erwähnt wurden, ehe sie erneut erschienen – vielleicht kommt es mir aber auch nur so störend vor, weil ich teilweise wochenlang nicht eine Seite las.


    Grandios sind Cay Rademachers Beschreibungen der Umgebung. Er hat mir das mittelalterliche Paris so deutlich vor Augen geführt, dass ich das Gefühl bekam, mittendrin zu sein. Und er lässt nichts aus – das kann der Schein der aufgehenden Sonne an einem kühlen Morgen sein, ebenso beschreibt er aber das Aussehen der Pestkranken, das schmutzige, von Unrat übersäte Paris, dass es mich schüttelte. Diese Beschreibungen halfen mir über einige lange Passagen hinweg, was aber nicht jedem Leser so gehen mag – ich persönlich liebe ausführliche Beschreibungen.


    Ab Seite 400, also wirklich erst zum Ende hin, holt Cay Rademacher plötzlich alles aus der Spannungskiste, was er finden kann. Fragen werden beantwortet - für mich blieb da nichts offen bis auf wenige unwichtige Kleinigkeiten, die noch nicht einmal den Verlauf der Geschichte betreffen, sondern nur mir bisher unbekannte Begriffe. Die letzten Seiten dieses Buches lassen mich erledigt und überwältigt zurück – ich will nichts verraten, aber ja, es wird doch noch spannend!


    Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, es hat sich gelohnt. Sicherlich werde ich „In Nomine Mortis“ in diesem Leben nicht noch einmal lesen, so viel Geduld habe ich nicht, aber ich freue mich, dass ich es gelesen habe. Es ist nicht immer einfach zu lesen, aber in der Gesamtheit betrachtet komme ich zu dem Schluss, dass mir das Lesen dieses Buches trotz allem Spaß gemacht hat und mich immer noch einmal fesseln konnte.


    ASIN/ISBN: 3404159594

  • Puh, jetzt bin ich doch etwas unschlüssig. Vom Titel und der Inhaltsbeschreibung her klingt das Buch ja durchaus interessant. Aber es scheint ja doch ziemlich zäh zu sein, was ja auch Ausdruck in der recht langen Lesezeit findet. So wirklich gefesselt hat es wohl nicht, und 400 Seiten warten auf Spannung, hmmm. das ist schon lang.


    Ich warte mal, ob ich das Buch noch auf meine Wunschliste setze, was die anderen Büchereulen hier so schreiben werden.
    Im Moment wohl eher nicht...

    Viele Grüße
    Thomas


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    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Empfehlen kann ich das Buch eigentlich nur, wenn dem Leser die Handlung nicht so wichtig ist wie die Kulisse des Romans. Wenn ich nicht so ein Fan von langen und ausführlichen Beschreibungen wäre, dann hätte ich es vermutlich frühzeitig abgebrochen.


    Also, in meinen Augen verpasst du nichts, wenn du es nicht liest. Da gibt es spannendere, nicht ganz so zähe historische Krimis. (Zum Beispiel "Tod und Teufel" von Frank Schätzing. :-))

  • Ok danke Iszlá!
    Dann werde ich mich erstmal dem Abbau meines SUBs widmen, derist wieder ganz schön angewachsen in diesem Monat.


    "Tod und Teufel" kenne ich. Gehört eindeutlich zu den besseren Büchern von Frank Schätzing.

    Viele Grüße
    Thomas


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