Weit im Norden - Marcel Theroux

  • Erschienen im August 2011, Heyne-Verlag, 430 Seiten
    Originaltitel: Far North


    Inhalt:


    Zitat

    Der Klimawandel hat die Welt radikal verändert! Nur wenige Menschen haben überlebt, darunter auch Makepeace Hatfield, die im äußersten Norden Sibiriens inmitten von Schnee und Eis ein einsames Leben führt. Als sie bei ihrer täglichen Patrouille durch das verlassene Dorf plötzlich einem Fremden begegnet, gerät ihr Leben aus den Fugen. Sie wird mit der Welt außerhalb ihrer eiskalten Einöde konfrontiert, einer Welt, in der sich die Natur den Menschen untertan gemacht hat ...


    Meinung:


    Wie so oft finde ich, dass der Klappentext vollkommen falsche Erwartungen in den potentiellen Lesern weckt. Es handelt sich bei dem Buch keineswegs um einen spannenden Krimi mit Herzrasen vor Spannung, eher im Gegenteil. Kampf- oder Todesszenen werden "kurz und schmerzlos" abgehandelt, in wenigen Zeilen.
    Überhaupt passiert in dem Buch nicht übermäßig viel: Makepeace, die letzte Überlebende in ihrer Siedlung, führt ein einsames und ständig von Gefahren überschattetes Leben. Sie muss immer auf der Hut sein, um ihr Überleben kämpfen. Als sie eines Tages auf Ping trifft, die gerade Bücher zum Verbrennen aus einem der verlassenen Häuser stehlen will, schießt Ping sie aus einer Überreaktion heraus an - und gewinnt Ping doch noch als Freundin, als sie ihren Fehler erkennt. Wenige Monate später verlässt Ping aber Makepeace' Leben genauso plötzlich wieder wie Ping in ihr Leben eingetreten war und Makepeace Lebenswille ist gebrochen, die Einsamkeit scheint ihr unerträglich. Erst Wochen später, als sie ein Flugzeug am Himmel entdeckt, schöpft sie wieder Hoffnung: Gibt es möglicherweise noch eine zivilisierte Welt da draußen? Städte, wie es sie früher gab, bevor die Katastrophe über die Menschen hereinbrach? Und so macht sie sich auf den Weg, um auf diese Fragen eine Antwort zu finden.


    Die meiste Zeit geht es in dem Buch dabei weniger um den Aspekt der Zerstörung des (für uns Leser) gewohnten Lebens - der Zivilisation-, sondern tatsächlich um das Leben danach. Was wird aus den Menschen, wenn man ihnen alles raubt? Gehen Liebe, Mitleid, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Moral vollständig verloren? Wer wird überleben, wer als Sklave oder Herrscher? Neben diesen oft eher ernüchternden Fragen (und Antworten) ist das Buch aber auch eine Hommage an das Leben - denn Makepeace' Lebenswille bricht (fast) nie, immer möchte sie weiter und noch das Beste aus ihrem Leben machen.


    Eine der Fragen, die im zweiten Teil des Buches aufkommt (deshalb möchte ich hier auch nicht zuviel darüber verraten), ist zudem, ob man eine Gesellschaft mit einem Lebensstil aufbauen kann, der darauf fußt, dass andere Menschen dafür versklavt werden und sogar sterben müssen. Spontan würden die meisten wohl "Nein!" antworten, andererseits sind wir auch heute vielleicht nicht so weit davon entfernt ... aber darüber kann ja jeder in seinem stillen Kämmerchen nachdenken (oder es sein lassen).


    Ich habe das Buch in nur zwei Tagen gelesen, insbesondere der erste Teil hat mich extrem gefesselt. Das Buch liest sich flüssig und süffig. Die Schriftgröße ist recht hoch, dadurch liest es sich auch schneller als man bei der Seitenzahl vielleicht zunächst erwartet.


    Von mir gibt's insgesamt (sehr) gute 9 Punkte. :wave

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Auch für mich war es letzendlich ein anderes Leseerlebnis als gedacht. Ein Buch das mich nachhaltig beeindruckt hat, gut unterhalten hat ohne flach zu sein.
    Von mir ebenfalls gute neun Punkte



    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein