Kurzbeschreibung bei amazon
Wen die Pest verschont, der muss mit dem Teufel im Bunde sein ...
Schwaben
zur Zeit der Bauernkriege: "Pestmarie, Hexenkind, Teufelsbalg" das sind
die Worte, die Marie hinterhergezischt werden, wenn sie in den Gassen
von Rottweil unterwegs ist. Mit ihren feuerroten Haaren und den
katzengrünen Augen gilt sie als Ausgeburt des Teufels. Schließlich muss
Marie vor den Hexenjägern fliehen und wird die Magd einer Marketenderin.
Doch auch hier ist sie nicht sicher. Wird Marie einen Platz im Leben
finden und jemanden, der sie liebt?
Autorin (Info im Buch)
Sylvia Stuckmann, geboren 1959, studierte nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau Sozialpädagogik in Köln. Seit 1992 leitet sie den Sozialdienst in einem Krankenhaus im Schwarzwald und unterrichtet an der dortigen Krankenpflegeschule. Sylvia Stuckmann lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Lauterbach.
Eigene Beurteilung
Nachdem Marie als Kleinkind als einzige Überlebende von einem Gehöft gerettet wurde, dessen übrige Bewohner allesamt an der Pest gestorben sind, wächst sie bei ihrem Onkel Lukas, einem Zimmermann, in Rottweil auf. Ihr Onkel ist gut zu ihr, aber sobald sie das Haus verlässt, hat sie einen schweren Stand. Die Zeiten sind schlecht, aufgrund schlechter Witterungsbedingungen wird 1525 wieder einmal eine Hungersnot erwartet, die Bauern wollen sich gegen ihr hartes Schicksal erheben und zu allem Überfluss macht die Pest den Menschen zu schaffen. Für die ungebildeten, abergläubischen und teilweise bösartigen Bürger von Rottweil ist es klar, dass Marie, die rothaarig ist und als Kleinkind die Pest überlebt hat, mit dem Teufel im Bunde sein muss. Als sie immer mehr drangsaliert wird und ihr eine Anzeige wegen Hexerei droht, verlässt sie schweren Herzens ihre Heimat und schließt sich einer Marketenderin an, die im Tross eines Regiments gegen die aufständischen Bauern mitreist. Diese hat jedoch ihre eigenen Pläne mit dem naiven vierzehnjährigen Mädchen...
Dieser historische Jugendroman, der sich genauso als Lektüre für erwachsene Leser eignet, schildert eindringlich, realitätsnah und auch sehr spannend, welchen Härten und Gefahren die Fahrenden im 16.Jahrhundert ausgesetzt waren, noch gefährlicher war das Leben für die Heimatlosen, die allein oder zu zweit unterwegs waren, ohne zumindest den Rückhalt einer größeren Reisegruppe zu haben. Bedroht durch Überfälle durch Wegelagerer oder marodierende Soldaten einerseits, durch Hunger, Kälte und die daraus folgenden Krankheiten andererseits, fristeten diese Menschen ohne festen Wohnsitz ein erbärmliches Leben.
"Pestmarie" spielt zwar vor dem Hintergrund der Bauernkriege, jedoch werden keinerlei Kriegsszenen oder politische Entwicklungen dargestellt. Im Mittelpunkt des Romans stehen vielmehr Freundschaft und unbedingte Loyalität, die auch das unsichere Leben der einfachen Leute noch lebenswert machen. So gesehen ist das Buch eher ein "Entwicklungsroman" als ein Historienroman.
Sehr hilfreich für die jugendliche Zielgruppe ist das umfangreiche Glossar im Anhang, das über die Bauernkriege, die Pest und allerlei historische Fachbegriffe aufklärt.
"Pestmarie" ist ein auch für Erwachsene lesenswertes Buch, das ich jedem empfehlen möchte, der sich für das Leben der kleinen Leute interessiert, die sonst nur eine Fußnote der Geschichte sind. 8 Punkte