Entdeck mich II. Weltberühmte Expeditionen - Burton, Darwin, Kessler, Nansen

  • Entdeck mich II. Weltberühmte Expeditionen
    - Burton, Darwin, Kessler, Nansen
    AUDIOBUCH 2010
    4 CD mit 295 Minuten
    Sprache: Deutsch
    ISBN-13: 978-3899643732. 19,95€

    die CDs sind auch einzeln erhältlich


    Verlagstext
    Richard Francis Burton (1821 - 1890) war zweifellos eine faszinierende Persönlichkeit: Forscher, Abenteurer, Völkerkundler und Sprachwissenschaftler. Als Pilger verkleidet reiste er nach Mekka und Medina; zusammen mit John Hanning Speke machte er sich auf die Suche nach den Quellen des Nils und entdeckte den Tanganjikasee. Burton beherrschte fünfundzwanzig Sprachen, schrieb und übersetzte Unmengen von Büchern und erlangte Berühmtheit nicht zuletzt durch seine Übertragung der Erzähl- und Märchensammlung "Tausendundeine Nacht" ins Englische.


    Charles Darwin (1809-1882) war ein britischer Naturwissenschaftler. Seine Beobachtungen auf den Galapagos-Inseln veranlaßten ihn, ein Buch zur Evolutionstheorie mit dem Titel: Die Entstehung der Arten zu verfassen. Durch die Veröffentlichung des Buches im Jahre 1859 verhalf er der Theorie zum Durchbruch. Er selbst gelangte dadurch zu Weltruhm.


    Harry Graf Kessler besuchte in den 1890er Jahren Amerika und ging dabei jenen Fragen auf den Grund. In seinen außerordentlichen Reisenotizen beschreibt er seine Erlebnisse als europäischer Dandy in New York und Washington, aber auch in den Everglades, dem Wilden Westen und in San Franzisko.


    Fridtjof Nansen (1861-1930) war ein norwegischer Zoologe, Polarforscher, Philanthrop und internationaler Staatsmann. Er durchquerte Grönland und unternahm Expeditionen in die Arktis. Seine dreijährige Expedition zum Nordpol mußte abgebrochen werden. Aufgrund seiner Verdienste um die internationale Flüchtlingshilfe erhielt er 1922 den Friedensnobelpreis.


    Inhalt
    Darwin: Reise auf der Beagle (2007)
    1 CD, Jewelbox, 68 Minuten
    Sprecher: Frank Arnold
    Vorlage - Darwin: Reise eines Naturforschers um die Welt. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung 1875, Übersetzung von I. Victor Carus


    Darwins (1809 bis 1882) legendäre Reise, die von 1831 bis 1836 dauerte, führte ihn an Bord der HMS Beagle unter Kapitän FitzRoy einmal um die Welt, u. a. nach Lateinamerika. Ziel der Expedition waren Vermessungs- und Kartierungsarbeiten in Patagonien, Feuerland, vor den die Küsten Chiles, Perus und auf einigen Südseeinseln. Sein 1839 veröffentlichter Reisebericht machte Darwin welktbekannt.


    Gelesen werden von Frank Arnold Auszüge einzelner Kapitel aus Darwins Aufzeichungen; Kapitelnummer, Ort und Datum werden zu Beginn jedes Textausschnitts genannt. Wir können das Glücksgefühl des Naturforschers beim Wandeln in Kokospalmen-Hainen miterleben, uns die überwältigende Wirkung des Grüns der Wälder und die Eleganz von Gräsern vorstellen. Die Üppigkeit der Vegetation mit ihren von Epiphyten und Orchideen besiedelten Bäumen wird noch übertroffen von prachtvollen Schmetterlingen oder fischenden Vögeln in einer salzigen Lagune. Darwin betätigt sich auf der Reise auch als Geologe. Auf Feuerland untersucht er Krater, Lava und Tuffstein. Der Galapagos-Archipel bringt ihm die Begegnung mit abgeschlossenen Ökosystemen und den auf jeder einzelnen Insel endemischen Tierarten. Die Bedeutung der Galapagos-Finken für seine späteren Untersuchungen ist Darwin während seines Besuchs auf Galapagos noch nicht klar. Sehr bestimmt spricht sich der Naturforscher gegen die Sklaverei aus und verhehlt nicht seine Erbitterung gegenüber der Behandlung der Menschen durch die herrschenden Weißen. Ein kurzer, stimmungsvoller Ausschnitt aus Darwins Gesamtwerk.
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    Harry Graf Kessler: Amerika (2008)
    1 CD, Jewelbox, 78 Minuten
    Sprecher: Johannes Steck
    Vorlage - Kessler: Erinnerungen. Amerika. Berlin 1935
    Gesammelte Schriften in drei Bänden. Fischer, Frankfurt/M. 1988. Gesichter und Zeiten. Fischer 1988. ISBN 3-596-25678-X


    Harry Graf Kessler (1868-1937) ist bekannt für seine Tagebücher, die er während der Dauer von 57 Jahren schrieb. Der Bankierssohn war vertraut mit mehreren Kulturen, eine ideale Voraussetzung für eine Laufbahn als Diplomat. Kessler war nicht nur studierter Jurist, sondern auch Kunsthistoriker und schrieb für die Zeitschrift PAN. Als Künstler, Autor und Mann der Gesellschaft muss Kessler ein wahres Multitalent gewesen sein und darüber hinaus in Politik und Kultur nahezu jeden einflussreichen Menschen gekannt haben.


    Gelesen wird u. a. eine Szene aus dem Jahr 1890, als Kessler kurz nachdem er in Deutschland seine Promotion in Rechtswissenschaften abgeschlossen hat, am Ufer des St. Maurice (eines Nebenflusses des St.Lorenz-Flusses in Kanada) Wälder besucht, die seinem Vater gehören. Es fällt auf, wie zugewandt Kessler in dieser ihm fremden Umgebung den Waldarbeitern ist, wie anteilnehmend und genau er sie und ihre Arbeitsbedingungen beobachtet. Der Besucher aus Deutschland zeigt sich als talentierter Verfasser detailreicher, stimmungsvoller Landschaftsbeschreibungen. Man spürt den universell gebildeten Erzähler, der sich selbst gegenüber selbstkritisch berichtet. In New York tritt der promovierte Jurist als Volontär in eine Anwaltskanzlei ein. Kessler wird die Stadt New York und auch das von seinen asiatischen Einwanderern geprägte San Franciso treffend und stimmungsvoll schildern. Graf Kessler nimmt soziale Probleme wahr und vergleicht als scharfsichtiger Zeitzeuge das europäische mit dem amerikanischen Wirtschaftsystem. Nachdenklich befasst der Autor sich mit dem amerikanischen Pioniergeist, dem Überschreiten von Grenzen, mit Reichtum und Besitz, die seiner Überzeugung nach nicht Lebenszweck sein sollten. Kesslers Beschreibung des Yankees, des hartgesottenen Auswanderers, der als Selfmade-Mann Erfolg hat, liest sich überaus witzig und zeitlos. Kesslers Personenbeschreibungen sind entlarvend und dennoch humorvoll verfasst und man fragt sich beim Zuhören so manches Mal, ob nicht gerade die Glosse eines Autors der Gegenwart über den US-Ostküsten-Adel oder die amerikanische Matrone vorgetragen wird. Die Doppelmoral, die entstehe, wenn die Vorstellung von der Gleichheit aller Menschen nach Rousseau auf calvinistische Einstellungen wie in Amerika träfe, nimmt Kessler als Besucher von außen sensibel wahr. Kesslers zeitlos gültige Einschätzung der Amerikaner als Volk, das sich stellvertretend für die übrige Welt als Treuhänder Gottes auf Erden fühlt, hat mich verblüfft und begeistert.
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    Richard Francis Burton: Pilgerfahrt nach Mekka und Medina (2007)
    1 CD. Jewelbox. 76 Minuten
    Abbildung der Reiseroute auf der Rückseite des vorderen Einlegeblatts
    Sprecher: Gerd Wameling
    Vorlage - R. F. Burton: Personal Narrative of a Pilgrimage to Al-Madinah and Mecah. 1893
    gutenberg.org/etext/4657


    Der sprachbegabte Burton (1821 bis 1890) war als britischer Offizier in Indien stationiert, er bereiste Arabien und Ostafrika. Burtons Leben wird von Ilja Trojanow in Der Weltensammler beschrieben. Burton beherrschte Hindi und Arabisch, ließ sich seine Sprachkenntnisse auf der arabischen Halbinsel jedoch nicht immer anmerken. 1853 reiste Burton verkleidet nach Mekka und gab sich unterwegs als Muslim aus. Burton ist u. a. Übersetzer der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, des duftenden Garten und des Kamasutra ins Englische.


    Burton fesselt seine Zuhörer mit köstlichen Personenbeschreibungen und ungeheurer Detailfülle, man sieht die Mahlzeiten, die Ausrüstung der Pilger lebendig vor sich. Wir verfolgen die Vorbereitungen der Pilgerreise, ihren Ablauf, wie auch die spirituelle Vorbereitung Burtons als Pilger selbst. Die genauestens geplante Dromedar-Karawane durch die Wüste wirkt beinahe wie eine organisierte Reise zur heutigen Zeit. Die Hitze der Wüste, quälender Durst, Lasttiere, die erschöpft zusammenbrechen und am Weg zurückbleiben, werden in der Erzählung lebendig. Burtons Einstellung den Arabern gegenüber und sein Urteil über sie wirken typisch für seine Zeit und einen Angehörigen einer Kolonialmacht, wenn er von DEM Araber spricht, DIE Araber beschreibt oder DIE Orientalen.
    Burton erweist sich, auch sich selbst gegenüber, als nüchterner Protokollant der Pilgerreise, der durchaus Sinn für die Landschaft und besondere Stimmungen hat. Da der Erzähler längere Zeit als Gast in einem Privathaushalt in Medina lebte, erhalten wir Einblick in Sitten und Gebräuche, erleben die "orientalische" Gastfreundschaft anschaulich mit. Burtons Vertrauensperson, "sein" Scheich findet wichtig, dass dieser "Vater des Schnauzbarts", wie er von den Einheimischen genannt wird, unter seinem Schutz möglichst viel lernt. Dass der Mann aus dem Abendland Schwäche und Erschöpfung eingestehen kann und seine Ergriffenheit als er den Schrein nach entbehrungsreicher Reise erreicht, machen den Erzähler sehr sympathisch.
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    Nansen: In Nacht und Eis (2007)
    1 CD. Jewelbox. 73 Minuten
    Sprecher: Johannes Steck
    Einzel-CD: In Nacht und Eis
    Vorlage - Nansen: In Nacht und Eis. Die norwegische Polarexpedition 1893 bis1896. F. A. Brockhaus 1898.
    Nansen: In Nacht und Eis: Die norwegische Polarexpedition 1893 - 1896


    Nansen ließ sein speziell für diesen Plan konstruiertes Schiff Fram bewusst im Eis einfrieren, in der Erwartung, dass das Eis die Fram nach drei Jahren zwischen Spitzbergen und Grönland wieder freigeben und er seine Fahrt fortsetzen könnte. Im März 1895 verlassen Nansen und Hjalmar Johansen die Fram und machen sich stattdessen mit Hundeschlitten auf den Weg zum Nordpol. In allen Einzelheiten berichtet Nansen, wie auf jedem Schlitten ein Kajak verladen wird und wie die Männer sich und die Schlittenhunde zu täglichen 10-Stunden-Märschen antreiben. Man erhält eine sehr plastische Vorstellung von sich unübersehbar auftürmenden Eisschollen, die überquert werden müssen, von der Pflicht, immer zuerst die Hunde zu versorgen und der Erleichterung, wenn die Männer am Abend endlich selbst essen und in den warmen Schlafsack kriechen können. Nansen rührt mit seinem Sinn für die Schönheit des Vogelflugs ebenso an wie mit seinem Sinnen darüber, wie lange die Patronen zur Jagd reichen werden.


    Aus Nansens Tagebuch-Auszügen erfahren wir, dass er dem Gelingen seines Plans durchaus skeptisch gegenüber stand. Auch wenn die Männer während ihrer waghalsigen Unternehmung je gezweifelt haben sollten, dass sie ihr Ziel erreichen, lassen sie sich nichts anmerken. Nansens optimistischer, immer humorvoller Ton, der durch den Vortrag Johannes Stecks noch verstärkt wird, prägt diese Auszüge.
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    Fazit:
    Alle vier Sprecher finden einen dem Thema angemessenen Ton. Richard Francis Burton hat mir Einblick in eine vergangene Epoche und eine mir fremde Kultur vermittelt, Harry Graf Kessler verblüffte durch die Zeitlosigkeit seiner Gedanken, Nansen und Darwin weckten mein Interesse, mich ausführlicher mit ihren Werken zu beschäftigen. Die vier CDs im Schuber waren eine insgesamt lohnende Reise für die Ohren.