Wir pfeifen auf den Gurkenkönig von Christine Nöstlinger

  • Wir pfeifen auf den Gurkenkönig von Christine Nöstlinger


    Die Autorin:


    http://www.dtv.de/autoren/christine_noestlinger_3.html


    Kurzbeschreibung:
    Dieses Osterfest wird Familie Hogelmann so schnell nicht vergessen, denn auf dem Küchentisch sitzt eine Art Gurke mit Armen und Beinen und einer Krone auf dem Kopf und verkündet: Wir heißt König Kumi-Ori das Zweit! Der widerliche Fiesling, der von seinen Untertanen aus dem tiefsten Keller vertrieben wurde, wirbelt mit seinem autoritären Benehmen den Hogelmann-Alltag komplett durcheinander und stiftet nichts als Unfrieden. Da hilft nur eines: Der Kumi-Ori muss schleunigst weg! Doch das ist leichter gesagt als getan ...


    Eigene Meinung:
    Wolfi Hogelmann erzählt die Geschichte, die in seiner Familie passiert ist. Er ist 12 Jahre alt und das mittlere Kind einer Familie, die aus Mutter, Vater, Opa (väterlicherseits), der grossen Schwester Martina und dem kleinen Bruder Nick besteht.
    An Ostern sitzt in der Küche plötzlich ein grünes Etwas . Es ist der Kumi-Ori, der aus dem Keller gekommen ist, und nun bei den Hogelmanns um politisches Asyl bittet. Seine - nach seinen Aussagen - undankbaren, verblödeten - Untertanen haben ihn nämlich davongejagt , eben "einen Putsch gemacht".
    Und so zieht der Gurkinger bei der Familie Hogelmann ein. Vater Hogelmann überschlägt sich geradezu voller Buckelei gegenüber des seltsamen Gastes. Und das obwohl der Rest der Familie von Anfang an misstrauisch gegenüber dem Kumi-Ori ist. Schnell wird klar : sie haben damit auch nicht unrecht. Die "königliche Gurke" ist ein "falscher Fuffziger" - hinterhältig und gemein.
    Und noch etwas anderes wird immer klarer, nämlich das auch innerhalb der Familie Hogelmann so einiges schiefläuft. Vater ist der Herrscher der Familie - geradezu tyrannisch bestimmt er alles: egal ob über seine Frau (die sich z.B. heimlich ein neues Kleid kaufen muss und die Rechnung verstecken muß), seine Tochter , deren Freund nicht geduldet wird, oder deren Kleiderwahl (T-Shirt mit Cassius Clay z.B.) oder den 12-jährigen Erzähler Wolfi. Dabei hat Wolfi momentan eh schon grosse Probleme. Sein neuer Lehrer schikaniert ihn, aus lauter Angst packt der Junge den Matheunterricht nicht und hat ANgst die geforderte Vater(!!)-Unterschrift zu bringen - weil Papa ihm mit Taschengeldentzug gedroht hat und dem Verbot des Schwimmvereins. Nur der kleine Nick ist noch kein Opfer der väterlichen Macht, da er als "Kleiner" noch Narrenfreiheit hat und den Papa bedingungslos anbetet.
    Der Gurkenkönig bringt das Fass nur noch zum überlaufen, in dem er die Familie gegeneinander ausspielt und falsches Spiel betreibt.
    Mit falschen Versprechungen bringt er Vater Hogelmann sogar dazu einem Mord-Rache-Plan des Königs zuzustimmen. Vater soll im Keller einen Wasserrohrbruch machen, um die ehemaligen Untertanen im Keller zu ersäufen.
    Doch Wolfgang, Martina und schliesslich auch Nick haben längst herausgefunden, das alles ganz anders war. Der Kumi-Ori ist nämlich ein grausamer Herrscher gewesen. Der Putsch war also keine böse Verteibung des "armen Königs", sondern eine Befreiung von einem gemeinen Tyrann. Auch erfahren die Kinder, das die Versprechungen von viel Geld und Ansehen, die der Gurkenkönig dem Vater gab absolut gelogen sind.
    Nun setzen die Kinder alles daran, die Kumi-Oris im Keller und auch die eigene Familie vor dem Gurkinger zu retten.


    Zum ersten Mal las ich den "Gurkenkönig" in der Schule in der 6. Klasse. Ich habe ihn damals gerne gelesen und tue es auch heute noch. Wolfi erzählt so, als würde er direkt mit einem reden. Ein Kind eben, das erzählt was zu Hause so los ist.
    Toll in dem Buch zu sehen ist, wie einer der "im Büro höchstens 3 Leute anschreien darf" (Zitat: Opa Hogelmann) deshalb eben "zu Hause soviel schreit" (nochmal Zitat: Opa Hogelmann). Ich denke, dieses Thema ist auch immer noch aktuell und wird es auch bleiben.
    Die Figuren machen im Laufe der Geschichte eine erkennbare Entwicklung durch. Sie wehren sich. Sowohl gegen den Kumi-Ori-König, als auch gegen die unmögliche Situation innerhalb der Familie. Besonders der Zusammenhalt der Geschwister Wolfi und Martina ist hervorzuheben. Sie stehen zueinander und helfen sich - auch wenn sie sich nicht immer einig sind (wie es eben bei Geschwistern vorkommt).
    Das ganz am Ende der kleine Nicki derjenige ist, der die Familie rettet ist unerwartet, aber nachvollziehbar. Er ist noch jung genug um den Blick auf das Wesentlichste zu haben und dann einfach zu handeln, ohne die zig Gedanken, die sich die anderen machen. Ganz allein schiebt er den Puppenwagen mit dem Gurkinger zu einem Keller, in dem sich der Gurkenkönig vielleicht wohlfühlen wird. ja, er ist auch noch klein genug, das ihm das Wohl des Tyrannen noch am herzen liegt. Zum Dank wird er dann auch noch von der ollen Gurke gekratzt... ein nur zu deutliches Symbol. Solche Tyrannen sind eben eiskalt und unbelehrbar.
    Ein wenig bleibt das Ende auch offen. Der Gurkinger ist zwar weg - die Familie muss den Vorfall allerdings noch aufarbeiten. Der Vater ist am Ende ganz still und in sich gekehrt, nachdem er seine grossen Fehler bemerkt hat. Ich war nach dem Lesen aber zuversichtlich, das sich die Familiensituation allgemein bessern wird.


    Ein zeitloses Buch über Herrschen und Beherrscht-Werden, sich-befreien und füreinander-einstehen !


    Die unten verlinkte Ausgabe enthält neben dem Buch auch noch das Hörbuch (gelesen von Stefan Kaminski)


    Das Buch wurde auch mal verfilmt. Ich habe den Film leider nie gesehen und es gibt keine DVD davon.
    Allerdings habe ich auch noch eine Hörspielkassette nach dem Buch, die wohl aber auch nicht mehr erhältlich ist.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

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