ZitatDie junge Cassie lebt mit ihrem Vater auf einer Forschungsstation in der Arktis. Ihre Mutter ist angeblich bei ihrer Geburt gestorben, doch Cassie wächst mit rätselhaften Geschichten über ihren Tod auf. Kurz vor Cassies achtzehntem Geburtstag kommt es zu einer merkwürdigen Begebenheit: Cassie trifft auf einen Eisbären, der zu ihr spricht und ihr berichtet, dass die alten Legenden wahr sind. Ihre Mutter ist noch am Leben und wird in der Festung der Trolle gefangen gehalten. Doch um sie zu befreien, muss Cassie den Eisbären heiraten, der sich des Nachts in einen Menschen verwandelt. Zwischen Cassie und dem magischen Wesen entwickelt sich eine zarte Liebe, die jedoch von einem geheimnisvollen Fluch bedroht wird ..
»Es war einmal vor langer, langer Zeit, da sagte der Nordwind zum König der Eisbären: ›Stehle mir eine Tochter, und wenn sie herangewachsen ist, soll sie deine Braut sein.‹«
Cassie, vier Jahre alt, klammerte sich fest an ihre Bettdecke und blickte unverwandt auf ihre Großmutter. (Zitat S. 7)
Dies sind die ersten Sätze aus dem Prolog und zeigen genau, was das restliche Buch ausmacht. Ein spannendes Märchen, welches an die heutige Zeit angepasst wurde.
Der Einstieg in dieses grandiose Neuzeit-Märchen beginnt mit dem eigentlich alten Märchen, welches Cassie regelmäßig von ihrer Mutter erzählt bekommen hat. Auf Grund des Klappentextes war dem Leser sofort klar, dass es sich nicht nur um eine simple Geschichte, sondern um die Wahrheit handelt. Nach dieser kurzen Einführung springt die Geschichte in die jetzige Zeit, und versucht dem Leser anschaulich Cassie, ihre Familie und ihre Lebenssituation anschaulich darzustellen. Cassie wird dem Leser als eine Protagonistin dargestellt, die einerseits jung, dynamisch, abenteuerlustig, stark, mutig und liebenswert ist. Auf der anderen Seite jedoch ist sie leicht egoistisch, eigensinnig und durchweg stur. Durch die beiden Seiten wirkt sie realistischer, aber nicht rundheraus sympathisch. Im Grunde kann man dies als menschliche Eigenschaften einer jugendlichen Person bezeichnen. Der Bär als weitere Hauptfigur ist ebenfalls sehr geheimnisvoll, aber rundherum liebenswert. Er nimmt Rücksicht auf ihre Gefühle, erfüllt ihr Wünsche und trägt sie im Grunde auf Händen. Ein Charaktere den sich viele junge Mädchen als Traumprinzen vorstellen würden. Er lädt zum Träumen und Hoffen ein.
Die Geschichte geht jedoch nicht nur um diese ungleiche Liebe. Die in meinen Augen perfekt umgesetzt wurde, denn sie zeigt den Lesern, dass man hinter die Fassade schauen sollte, um so vielleicht seinen Seelenpartner zu finden. Des weiteren befasst sich Sarah Beth Durst mit einem zweiten magischen Aspekt. Der Eisbär ist nicht nur ein einfaches magisches Wesen, sondern gehört zu einer Gruppe, die sich der Seelen der Verstorbenen annehmen, um sie bei der Geburt eines neuen Wesen weiterzugeben. Ohne Seele würde dies eine Totgeburt werden. Leider gibt es viel zu wenig solcher Wesen, sodass die Arbeit hart ist. Es ist eine Idee, die mir in diesem Genre so noch nicht untergekommen ist. Es ist ein interessanter Ansatz, der spannend, realistisch und mit einem Hauch Magie perfekt umgesetzt wurde.
Zusammen mit dem lebendigen, jugendlichen und anschaulichen Stil gelingt es der Autorin eine magische Welt zu erschaffen, die mit jeder neuen Seite immer mehr fesselt. Die kurzen Kapitel fliegen einfach nur so an einem vorbei. Anfangs noch verzaubert von der zarten Liebesgeschichte und dem magischen Eisbär, ist man plötzlich auf einer abenteuerlichen Reise voll spannender Momente. Als Leser hofft, zittert und leidet man mit der Protagonistin und wünscht sich nur, dass sie endlich ihren Liebsten befreien kann. Man hofft auf ein Happy End, wie es sonst bei Märchen der Fall ist, aber durch die Modernität, besteht trotzdem immer ein kleiner Angstfunke, dass die Autorin dieses Mal nicht auf ein Happy End setzt oder gar mitten an einer spannenden Stelle abbricht, um eine Fortsetzung zu schreiben.
Mitgerissen im dem temporeichen, spannenden und noch fantasievolleren letzten Drittel fiebert man dem Ende entgegen und hofft zeitgleich diese Welt nie verlassen zu müssen, denn die Figuren, die Handlung und die Schauplätze sind einem mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen.
Genauso stürmisch wie Cassies Großvater ist plötzlich der Schluss da. Einerseits vorhersehbar, auf der anderen Seite leicht überraschend bricht er über dem Leser zusammen. Einen besseren Schluss hätte es in meinen Augen nur geben können, wenn diesem Teil eine Fortsetzung angehören würde. Spannend, logisch und erlösend sind die einzigen Worte, die mir zu diesem grandiosen Finale einfallen. Einige werden ihn abrupt finden. Meine Meinung ist jedoch, dass er nicht besser hätte sein können. Die Geschichte endet mit einem klaren, logischen Schluss, ohne sich noch in weiteren Fantasien zu verlieren und lässt dadurch einen Spielraum für eigene Gedanken und eine eventuelle Fortsetzung.
Dieses Buch zählt zu den Exemplaren, die ich aus der Hand gelegt habe, und das Gefühl hatte etwas leeres im Herzen zurückzulassen, so sehr war ich mit der Geschichte verbunden. Die Kombination aus realer und magischer Welt, der moderne und jugendliche Stil und die gelungene Verschmelzung von Spannung und Romantik, konnte mich zu vollständig überzeugen.
Ich persönlich freue mich auf den nächsten Teil dieser Reihe, der im August erscheinen wird, und hoffe, dass mich auch die neue Protagonistin und die neue Idee genauso überzeugen kann.
14-2-12