Schriftsteller und die Armut

  • Belletristisches Schreiben ist eine Tätigkeit, mit der man Geld verdienen kann. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass das auch geschieht. Ob und inwieweit es geschieht, hängt davon ab, was man genau unter "Geld" versteht.


    Ich rechne das anders. Von Recherche und Vorarbeiten abgesehen benötige ich ungefähr (hoch geschätzt) sechs Wochen netto (also "Mannwochen"), um einen Roman zu schreiben, die Redaktionsphase ist hierbei berücksichtigt. Ich bin (bisher) noch nicht in der "Champions League". Aber meine Rechnung zugrundelegend ist das Einkommen durchaus respektabel. Anders gesagt: Hätte ich keinen Hauptberuf, könnte ich - theoretisch - sechs bis sieben Romane pro Jahr schreiben. Ob die jemand veröffentlichen würde, ist eine andere Frage.


    Andererseits: Nur einmal Filmrechte ordentlich verkaufen, und schon fällt das Zahlenwerk auseinander. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Hätte ich keinen Hauptberuf, könnte ich - theoretisch - sechs bis sieben Romane pro Jahr schreiben.


    Das würde ich sehr begrüßen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :wave



    michanschließ Gruß :kiss

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

  • Ich darf mich auch nicht beklagen. Aber zwischen GELD verdienen und Lebensunterhalt bestreiten können ist schon eine Galaxis (kommt auf die Fixkosten an)


    Den deutschen Autoren im Profigeschäft, geht es auch mehr darum, dass sie im Kampf um Marktanteile zwischen den Verlagen zerrieben werden, ohne dass sie davon profitieren, sprich adäquat entlohnt werden.


    Beispiel: ein gut verkaufter Autor erhält so um die zehn Prozent.
    In den anglistischen Bereichen schreibt keiner unter 25%. Und selbst bei dieser, für uns unvorstellbaren Marsche, wandern immermehr Autoren in den USA in den e-book Bereich ab. Es lohnt sich einfach nicht mehr, über Verlag zu gehen. Und genau das werden wir hier erfahren

  • von Tom



    [QUOTE]Hätte ich keinen Hauptberuf, könnte ich - theoretisch - sechs bis sieben Romane pro Jahr schreiben. Ob die jemand veröffentlichen würde, ist eine andere Frage.


    Andererseits: Nur einmal Filmrechte ordentlich verkaufen, und schon fällt das Zahlenwerk auseinander.



    Na ja, Groschenhefte vielleicht. Aber da kämst du richtig unter Zeitdruck.


    Und von Filmrechten träumt ja jeder. Ich hatte auch schon drei Anfragen....super. Bis die Produktionsgesellschaft mal anfing zu rechnen, was meine Romane mit den vielen Schauplätzen kosten würde :gruebel


    Wieder ein Satz mit "X"

  • Hallo Hef.


    Jein zu deinen Worten, wenn es um Verlage geht.


    Ich möchte NIE WIEDER ohne einen Coverkünstler, einen Lektor und einen Verleger arbeiten.
    Okay, das Team ist nur das eines Kleinstverlags, das Lektorat hat bestimmt den einen oder anderen Fehler übersehen ... aber das Team an sich, war und ist klasse :knuddel1
    So wurden mir, neben der Fehlersuche und dem Textschleifen, viele Dinge abgenommen, die sonst meine Zeit gerfressen hätten.
    Das Debut ist jetzt online (als e-book) und ich kann nachträglich nichts ändern, obwohl es schon das Eine oder Andere gäbe, was ich jetzt gerne anders machen würde.


    Aber kannst du dir vorstellen, wie das ursprüngliche MS aussah?
    :yikes
    Hätte ich es im Alleingang zumindest auf das Niveau bringen können, das es jetzt hat?
    Mit Sicherheit nicht!


    Also für mich ist die Zeit und die Mühe, die da ein Team in mich und meine Ideen investiert hat, das Geld schon wert, dass dort (wenn überhaupt!) mit meinem Schreiben verdient wird.
    Und im Umkehrschluss kommt es mir ja auch wieder zugute, nämlich dann, wenn auch mein zweites und drittes und viertes ... MS angenommen und in gemeinsamer, mühseliger Kleinarbeit aufbereitet werden, sodass zumindest im Ansatz was lesbares dabei herauskommt.
    Die Medaille hat also ebenso wie der Mond zwei Seiten.


    Sicher, 25% Tantiemen sind eine feine Sache.
    Aber was nutzen mir die 25% für ein MS, dass sich 100fach verkauft aber parallel dazu meinen Namen bis in die Steinzeit verbrennt, weil es einfach unter aller Kanone ist?
    Wie ich schon sagte:
    Es ist alles eine Verhandlungssache.
    Und nur weil in Amerika 25% üblich sind (für wen eigentlich? Ich hatte da sowas von einer einmaligen Zahlung für ALLE Rechte im Ohr, solange man kein King oder Grisham oder Brown ist?) , muss ich mir daran keinen Bleistift nehmen.
    Immerhin sind in Amerika auch Schießereien an der Tagesordnung und gehören fast schon zum guten Ton. Sollen wir deswegen die Waffengesetze hierzulande auch lockern?
    :grin


    Und was das Zerreiben ohne adäquate Entlohnung betrifft ... lange keinen Job in der freien Wirtschaft mehr gesucht, oder? ;-)
    Das gehört auch außerhalb der "kreativen Szene" zum alltäglichen Geschäft.
    "Friss wie ein Kolibri und acker wie ein Pferd, sonst bestellen wir den Bus mit den nächsten Bewerbern auf deinen Posten."


    LG


    Dirk :wave

  • Sorry Dirk


    Und was das Zerreiben ohne adäquate Entlohnung betrifft ... lange keinen Job in der freien Wirtschaft mehr gesucht, oder?
    Das gehört auch außerhalb der "kreativen Szene" zum alltäglichen Geschäft.
    "Friss wie ein Kolibri und acker wie ein Pferd, sonst bestellen wir den Bus mit den nächsten Bewerbern auf deinen Posten."


    Ich war 45 Jahre "freier Unternehmer" und kenne das Spiel von allen Seiten.
    Daher beobachte das Umfeld des bookmarkets sehr misstrauisch. Als studierter Ökonom sind mir auch die Kalkulationen eines Großverlages bestens bekannt. Nun gut, jeder ist froh, wenn ihn ein Verlag nimmt. Und dann? Erreichen deine Verkäufe nicht innerhalb von 2 Jahren den Vorschuss, bist du raus und dann werden die Möglichkeiten, einen weiteren Verlag zu finden, sehr schnell gegen NULL. Denn die reden über ihre Erfolgs- und Misserfolgsautoren untereinander.


    Aber, das ist nicht das Thema. Thema ist, dass sich die Verlage hierzulande nur sehr schwer damit tun, sich vom "Gott Vater" Nimbus zu verabschieden. Sie müssen sich auf teure Lizenzen verlassen, die nicht billig sind. (für einen Brown und Follett sind mal locker 7 Mio drin)


    Dafür ist kein Geld mehr für die Basis da, die eigentlich IHR Basisgeschäft ist, um solche Lizenzen bezahlen zu können.


    Ich war auch froh um meinen Lektor, der mir zeigte, wie man einen Roman präsentiert. (Rechtschreibung, Spannungsbogen etc. musste man mir nicht erklären) Aber, das habe ich sehr schnell kapiert und der Verlag bekommt ein von mir und meiner Frau nahezu perfektes MS)


    Also stellt sich für mich und viele Millionen Autoren, die durchaus schon einen Namen haben, die Frage...wozu dann noch einen Verlag, wenn es e-book gibt?

  • Nur mal so als Frage, werter Hef.
    Gibt es eigentlich etwas - was du noch nicht gemacht hast? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hi Hef :wave


    Erstmal sorry, ich hatte am Ende meiner Bemerkung über den Arbeitsmarkt einen Zwinkerle vergessen (und füge den gleich ein).
    Die Bemerkung war also nicht böse gemeint.
    Dann direkt ncoh ein Sorry hinterher, ich kämpfe derzeit mit einem instabilen Internet *grummel*


    Back to topic:
    Es ist jeder Autor froh, wenn ihn ein Verlag nimmt.
    Da stimme ich dir zu.
    Ebenso stimme ich dir zu, wenn Erfolglosigkeit schnell in einer Spirale endet.
    Aber was auf (freiberufliche) Autoren zutrifft, trifft auch auif die Friseuse um die Ecke, den Kellner beim Italiener, dem Zeitarbeiter am Fließband und und und zu.
    Keine Leistung wie wir sie erwarten?
    Tja, die Zeit war schön mit ihnen :wave
    In dem Sinne empfinde ich die Kritik schon als Luxusjammern, selbst wenn ich im kleinsten Maßstab neben dir auf dieser Seite des Schreibtisches sitze.


    Ich stimme dir vorbehaltlso zu, wenn du vom Verlagsnimbus des allwissenden und gütigen Vaters spricht.
    Ja, da ist etwas dran.
    Ich frage mich aber, warum die Verlage denn auf die teuren Lizenzen angewiesen sind?
    Haben die die da nicht bereits zu Präinternetzeiten total vergessen, die Felder vor ihrer eigenen Haustür zu düngen? Oder haben die Kreativen da nciht ganz einfach bis Byzanz gedöst?


    Zu einem Fehler gehören immer zwei.
    Einer, der ihn macht und Einer, der die Hände in den Taschen vergräbt und tatenlos zusieht.
    Jetzt, nachdem sich dieser Fehler rächt einen Sündenbock zu suchen, ist inefektiv und trifft am Ende nur die Falschen.
    Die Leser.
    Und DIE sind unser Ziel, oder sollten es zumindest sein.
    Unlektorierte Texte?
    Die gibt es bereits zuhauf.
    Und nur weil ein bekannter Name darüber steht müssen sie nicht unbedingt gut sein.


    LG


    Dirk :wave

  • Tja Dirk, es haben alle Fehler gemacht und sind auf ihrer Rosinante etwas eingepennt.


    Jetzt kämpfen Autoren wie Verlage gegen Windmühlenflügel. Und die entpuppen sich langsam zum Werbebanner von Amazon und Co.
    Und nun?
    Darum geht es doch letzendlich und nicht, ob wer was verdient. Der Autor ist der Rohstofflieferant und hat sich leider zu lange auf den Partner "Lieber Gott" Verlag verlassen. Er hat natürlich jetzt, wenn er noch keinen Namen hat, noch schlechtere Karten um bekannt zu werden. Er geht jetzt in der Masse unter und kann nur noch durch eine eigene Werbeinfrastruktur und Klasse hervorstechen.


    Es soll bereits Verlage geben, die aus einem e-book ein print machen wollen...na, schaun ma mal und meckern weiter auf hohem Niveau über diese undankbaren Banausen von Verlagen und Lesern, die einfach nur immer billigere Bücher haben wollen....und sich dann über die Qualität beschweren...
    Hoffentlich tun sie das aber richtig. Anders lässt sich der Schrott, der den Lesern langsam die Sicht nimmt, nicht vom Weizen trennen. Das ist aber die einzige Gefahr...zu viel von allem

  • Sicher, 25% Tantiemen sind eine feine Sache.
    Aber was nutzen mir die 25% für ein MS, dass sich 100fach verkauft aber parallel dazu meinen Namen bis in die Steinzeit verbrennt, weil es einfach unter aller Kanone ist?
    Wie ich schon sagte:
    Es ist alles eine Verhandlungssache.
    Und nur weil in Amerika 25% üblich sind (für wen eigentlich? Ich hatte da sowas von einer einmaligen Zahlung für ALLE Rechte im Ohr, solange man kein King oder Grisham oder Brown ist?) , muss ich mir daran keinen Bleistift nehmen.
    Immerhin sind in Amerika auch Schießereien an der Tagesordnung und gehören fast schon zum guten Ton. Sollen wir deswegen die Waffengesetze hierzulande auch lockern?


    Das sind alles Terminologien die ich auf die Basis "nicht wissen, oder wie hättens ma gerne" verweise.


    In den USA haben die Autoren jeder Couleur eine Gewerkschaft, die auch was tut. ((geht bei uns nicht, da wir a. VERDI angehören und b. alles Individualisten sind, die zu 98 % aus Hobbyschreibern bestehen. Daraus resultiert unser Buchmarkt. Also wird das schon nix)


    Daraus resultiert, rein kalkulatorisch, dass deutsche Autoren schlichtweg keine Ahnung von der Selbstvermarktung haben, Verlagshörig sind, null Selbstvertrauen und im übrigen überhaupt keine Ahnung vom Markt haben. Aber sie schreiben weiter fleißig im Kielwasser des mainstreams, ohne zu merken, dass der schon längst verlaufen ist, bis sie jemand bemerkt.


    Aber...es ist ja nur ein Theaterstück "Viel Lärm um Nichts"

  • Hm :gruebel,


    das klingt mir alles zu tragödienmäßig. Und neue Erkenntnisse sind das auch nicht.


    Sicher wächst das Geld nicht auf Bäumen, erst recht nicht im Verlagsgeschäft. Das dürfte sich aber mittlerweile herumgesprochen haben. Wer reich werden will, sollte sein Glück lieber in der Wirtschaft suchen und nicht als Autor, und natürlich kann man das beklagen, aber es ist ja nicht so, dass man es nicht vorher gewusst hätte.



    Aus finanzieller Sicht betrachtet leidet der Autorenberuf - wie alle anderen Kreativ-Berufe - zunächst mal unter dem Problem, dass es jede Menge Idealisten gibt, die sich auch mit schlechter Bezahlung zufrieden geben. Das ist nicht viel anders als z.B. in der Computerspiele-Entwicklung: Die Studios profitieren von Legionen begeisterter Kiddies, die sich frisch aus dem Studium in ein unbezahltes 70-Stunden-die-Woche-Praktikum nach dem anderen stürzen und gern den eigenen Rechner noch mitbringen.
    Debüt-Autoren sind so scharf darauf, endlich einen Verlag zu finden, der sie veröffentlicht, dass sie gern mit Stundensätzen von unter 50 Cent arbeiten.
    Das alles funktioniert, weil der Idealismus eng mit Hoffnung verknüpft ist: Der Hoffnung auf den großen Durchbruch, die große Karriere, die "Entdeckung" des eigenen Talents durch die wohlmeinende Öffentlichkeit, was sich dann primär in unsterblichem Ruhm und sekundär im damit verbundenen Reichtum niederschlägt.
    Und selbst die Mittelschicht professioneller Autoren, die sogar ein bescheidenes Auskommen von ihren Bucheinkünften bestreiten können, wechselt deshalb nicht den Job und wird Steuerberater oder Immobilienmakler - weil sie das Bücherschreiben dafür viel zu sehr lieben, und weil diese Liebe vom (finanziellen) System platt gesagt ausgenutzt wird.


    Auf der anderen Seite erlaubt das Verlagsgeschäft - von der Produktion der Bücher bis hin zum Käufer - so, wie es im Moment aufgestellt ist, aber auch keine rasend viel höheren Tantiemen im Mittel, da müsste sich eher grundsätzlich was ändern. Aber das ist wieder eine ganz andere Thematik, und die hier auch noch auszuwalzen, dürfte den Rahmen sprengen.




    Die unter amerikanischen Bestsellerautoren seit Kindle Selfpublishing sehr beliebte Idee, einfach selbst die Bücher als E-Books rauszubringen und damit den Zwischenhändler rauszuschneiden, funktioniert natürlich auch nur in einem sehr begrenzten Rahmen:
    Richtig gut kann das nur einer tun, der nicht nur sein Handwerk als Autor exzellent beherrscht, sondern aufgrund seiner Bekanntheit und Fanbase im Markt auch ein anständiges Lektorat, Korrektorat und Covergestaltung vorfinanzieren kann, weil er davon ausgehen darf, dass sich die paar tausend Dollar locker wieder einspielen, wenn das Ding auf den Markt kommt.
    Wenn also zum Beispiel ein Barry Eisler seine Kurznovellen für $5 auf den e-Markt schmeißt, und einen Roman für $8,99, verdient er sich natürlich dumm und dämlich. Aber Barry Eisler hat auch mehrere hunderttausend Fans, die seine Bücher sofort vorbestellen, wenn sie bei Amazon angekündigt werden.
    Wenn Lieschen Müller, die immerhin auf jahrzehntelange Erfahrungen im Baby-Tagebuch-Schreiben zurückblicken kann, einen Horrorthriller über mordlüsterne Balkonstiefmütterchen im Selbstverlag als e-Book veröffentlicht, gelangt sie allenfalls über schieren Preiskampf in die dreistelligen Bestellränge, und auch das nur, wenn Klappentext und Cover suggerieren, dass ordentlich Sex und Werwölfe auf dem Balkon vorkommen. Ihr unlektoriertes Werk zu 1,99 EUR bedrängt damit aber wiederum die Bücher der oben genannten Bestsellerautoren, die über kurz oder lang gezwungen sind, ihre Preise dem Markt anzupassen, sonst ist eines Tages die Fanbase in die Jahre gekommen und es läuft nicht mehr. Wenn nun Barry Eisler für $1,99 verkaufen muss, dann kann er sich den Stress auch fast schon wieder sparen, denn das ist nicht viel mehr als das, was er als Tantieme für's Hardcover gekriegt hätte, und da hätte sich dann der Verlag um Lektorat, Cover, Werbung und Vertrieb gekümmert.


    Die schöne neue Welt des eBooks für den Autor hat hier m.E. einen ganz gewaltigen Hinkefuß, zumindest mittelfristig gesehen.


    Last but not least muss sich jeder Autor fragen, ob er - auch wiederum mittelfristig - im eBook-Markt mit mehreren Millionen mittelgrausiger Hobbyschreiber konkurrieren möchte, wo sein einziges Instrument - sofern er sich nicht schon Fans erarbeitet hat - der (niedrige) Preis ist und die Amazon Bestsellerlisten bzw. 'vergleichbare Titel' Links, in die reinzukommen genauso abenteuerlich ist wie das Unterfangen, ohne besonderen Werbeeinsatz des Verlags länger als zwei Wochen auf dem Neuheiten-Stapeltisch im Buchladen zu liegen und danach, wenn's nicht raketenartig gezündet hat, erst im Reihenregal und dann in der Versenkung zu verschwinden. Und was der Kunde nicht sieht, das kauft er nicht.
    Ist das wirklich die perfekte Welt für den Autor, in der es keine geldgierigen Verlage mehr gibt, sondern nur noch jeder sich selbst der nächste ist, und in der alles - vom Lektorat bis zum Vertrieb - selbst in die Hand genommen werden muss?



    Ja, höhere Tantiemen wären schön.
    Ja, es wäre auch schön, wenn nicht um die 100.000 reguläre Verlags-Neuerscheinungen pro Jahr in Deutschland dazu führen, dass ein Buch ohne Premium-Werbepaket nicht länger als 4 - 6 Wochen hat, um sich im Markt zu bewähren.
    Es wäre wundervoll, wenn viele Buchkäufer sich nicht bei einem Buchpreis von 14,90EUR, wie ihn viele Kleinverlage aus kalkulatorischen Zwängen aufrufen müssen, entrüstet schnaubend abwenden und empört erklären, dass sie höchstens 9,99 EUR ausgeben würden, aber eigentlich die meisten Bücher bei Tauschticket oder eBay für Centbeträge erwerben.
    Und man kann sich auch fragen, warum der Einzelbuchhandel in der (finanziellen) Krise zu stecken behauptet, wenn dort 40-50% des Nettobuchpreises als Marge hängen bleiben und nich verkaufte Bücher an die Verlage zurückgeschickt werden können, die deshalb wiederum klagen, sie könnten jetzt schon alle Beteiligten in der Produktionskette kaum noch bezahlen.
    Und auch das Bestseller-Geschäft mit eingekauften Super-Lizenzen würde sicher überdacht werden, wenn sich nicht die meisten Käufer genau auf diese Bücher stürzen würden.


    Also?
    Heult doch, könnte man sagen.
    Keiner hat euch gezwungen, Autor zu werden. Mich auch nicht. Ich will's trotzdem sein. Und ganz ehrlich ... es gibt schlimmeres.


    LG, Andrea

  • Andrea, lass dich mal gaaaanz feste knuddeln :knuddel1 :knuddel


    Danke.
    Einfach nur ein dickes Danke für deine Worte, die ich sofort unterschreibe.
    :write


    LG


    Dirk :wave
    (der gerade mal wieder dein dunkles Fenster liest und es sehr bedauert, dass die Story über den Maler nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat :wave)

  • Zitat

    Original von Tom
    Belletristisches Schreiben ist eine Tätigkeit, mit der man Geld verdienen kann. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass das auch geschieht. Ob und inwieweit es geschieht, hängt davon ab, was man genau unter "Geld" versteht.


    Ich rechne das anders. Von Recherche und Vorarbeiten abgesehen benötige ich ungefähr (hoch geschätzt) sechs Wochen netto (also "Mannwochen"), um einen Roman zu schreiben, die Redaktionsphase ist hierbei berücksichtigt. Ich bin (bisher) noch nicht in der "Champions League". Aber meine Rechnung zugrundelegend ist das Einkommen durchaus respektabel. Anders gesagt: Hätte ich keinen Hauptberuf, könnte ich - theoretisch - sechs bis sieben Romane pro Jahr schreiben. Ob die jemand veröffentlichen würde, ist eine andere Frage.


    Mir gehts da ganz ähnlich, und mich treiben auch ganz ähnliche Überlegungen um...

  • Es wäre wundervoll, wenn viele Buchkäufer sich nicht bei einem Buchpreis von 14,90EUR, wie ihn viele Kleinverlage aus kalkulatorischen Zwängen aufrufen müssen, entrüstet schnaubend abwenden und empört erklären, dass sie höchstens 9,99 EUR ausgeben würden, aber eigentlich die meisten Bücher bei Tauschticket oder eBay für Centbeträge erwerben


    Wobei sich die Katze wieder in den Schwanz beißt. Q.E.D. Es gibt für Autoren indula eigentlich keinen Markt, keine Lobby, weil wir alle so bekloppt sind, wie du dein Dasein ja hinnimmst, wie geschildert.
    ICH will mich gedruckt sehen!!!! basta.


    Zitat

    [QUOTE]Daraus resultiert, rein kalkulatorisch, dass deutsche Autoren schlichtweg keine Ahnung von der Selbstvermarktung haben, Verlagshörig sind, null Selbstvertrauen und im übrigen überhaupt keine Ahnung vom Markt haben. Aber sie schreiben weiter fleißig im Kielwasser des mainstreams, ohne zu merken, dass der schon längst verlaufen ist,

    So ändert sich nie was, bis die Verlage die Konsistenz von Schlecker erreicht haben...

  • Zitat

    Original von hef
    Es gibt für Autoren indula eigentlich keinen Markt, keine Lobby, weil wir alle so bekloppt sind, wie du dein Dasein ja hinnimmst, wie geschildert.
    ICH will mich gedruckt sehen!!!! basta.


    Markt ja.
    Lobby nein, oder nur punktuell.


    Beziehungsweise funktioniert das Gesetz des freien Marktes hier extrem zu Gunsten des Kunden, der die Ware zu einem sehr günstigen Preis erhält, und umgekehrt zu Ungunsten des Autors, weil das Konkurrenzverhalten hoch ist, der Druck durch die Zwischenstufe 'Einzelhandel' enorm und Preisabsprachen (buh, böses, böses Teufelswerk) nicht stattfinden.
    Das sich damit ein Markt langfristig selbst kanibalisiert, weil schließlich nur wenige Großlieferanten überleben, was wiederum zu Lasten der Vielfalt und Innovationskraft geht, steht auf einem anderen Blatt. Aber aus jedem Niedergang entsteht auch wieder etwas Neues, und die Branche prophezeit ja alle Nase lang den Untergang, ohne dass das geschriebene Wort verschwunden wäre.

  • Aber aus jedem Niedergang entsteht auch wieder etwas Neues, und die Branche prophezeit ja alle Nase lang den Untergang, ohne dass das geschriebene Wort verschwunden wäre.


    Das ist aber auch die einzige Hoffnung, dass uns Autoren nicht noch Bits und Bytes den Roman selber vor-schreiben...aber kommt auch noch...der Krieg der Buchstaben :chen