Sam Hawken - Die toten Frauen von Juarez

  • Tief ist des Menschens Seele!


    Inhalt:
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    Der Amerikaner und ehemalige Profiboxer Kelly Courter verbringt sein Leben in der mexikanisch-amerikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez mehr schlecht als recht. Mit Esteban, dem Bruder seiner Freundin Paloma, vertickt er Drogen an amerikanische Touristen. Seine Zeit vertreibt er sich mit blutigen Boxkämpfen und dem einen oder andern Joint. Doch plötzlich flammt seine Liebe zum professionellen Boxkampf wieder auf und er beginnt hart zu trainieren, um es wieder in die Liga zu schaffen. Leider wird Kelly abgewiesen und er greift aus Frust zu härteren Drogen. Als er wieder clean ist, wird er mit Palomas grausamen Tod konfrontiert und die mexikanische Polizei hält ihn für den Täter.



    Meine Meinung:
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    Schonungs- und erbarmungslos sind zwei Wörter, die dieses Buch am besten beschreiben. Mitten im mexikanischen Drogensumpf zählt ein Leben wenig und diese Geschichte veranschaulicht das harte, trostlose Leben dort ungemein anschaulich. Es zieht einen während dem Lesen eine Gänsehaut auf und es spielt mit den Gefühlen des Lesers.
    Von der Armut, Hoffnungslosigkeit und Gewalt ist man wie überrollt und man kann fast nicht mehr die Augen von dem Buch lassen. Die Sprache und der Stil spiegeln den abgrundtiefen Sumpf wieder, es wird nichts beschönigt. Wer sich von einer knallharten Sprache und abstoßenden Handlungen nicht verschrecken lässt, erhält einen tiefen Einblick in die menschliche Seele, die man im Grunde nicht mehr als menschlich bezeichnen kann und dennoch erleben viele Menschen ebendies.


    Die Geschichte baut nämlich auf einer wahren Begebenheit auf und zwar auf das Verschwinden von zig Frauen in Juárez. Die Dunkelziffer liegt bei 5000 verschwunden Frauen. 400 davon konnte man nur tot finden. Der Autor schafft es eine plausible Erklärung zu finden und dem Buch ein würdiges Ende zu bereiten.


    Das Buch lässt sicherlich keinen kalt und regt während und nach dem Lesen zum Nachdenken an. Mich hat es einfach gefesselt und die Charaktere sind nicht nur gut oder nur böse. Es gibt auch nicht den ultimativen Alleskönner, dessen Intelligenz bis zum Himmel reicht und dessen Schönheit unbeschreiblich ist. Solche Buchcharaktere sind mir meistens ein Dorn im Auge. Doch bei Sam Hawken, dürfen sie mit allen Stärken und Schwächen lebendig sein. Ich hoffe, dass man Herrn Hawken die Gelegenheit gibt, weitere Bücher auf den Markt zu bringen. Schonungs- und erbarmungslos zieht er den Leser in eine Welt, die einen nicht mehr so schnell los lässt.


    Das Buch baut sich langsam auf und gibt den Protagonisten den Freiraum, den sie benötigen, um authentisch zu wirken. Mit Spannung liest man sich von Kapitel zu Kapitel und man fühlt sich, als wäre man ein Teil der Geschichte. Ich kann das Buch empfehlen, da es nicht die heile Welt widerspiegelt und weil es unter die Haut geht. Dieses Buch lässt keinen kalt!

  • Hört sich interessant an. Danke für diese Buchvorstellung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich möchte zu der Rezi gern nachtragen, dass das Attribut "schonungs- und erbarmungslos" vielleicht manchen Leser in die Irre führt. Das Geschehen, um das es in dem Buch geht, könnte krasser und entsetzlicher kaum sein, aber die Darstellung und der Stil zeigen keine Spur von Zynismus. Im Gegenteil, vor allem die ersten Kapitel aus Kellys Perspektive sind in einem geradezu heimeligen Ton geschrieben, so dass man als Leser gar nicht anders kann, als diesen abgehalferten Boxer, der sich von Herzen ein besseres Leben wünscht, liebzugewinnen.


    In den Kritiken zu diesem Buch heißt es oft, Hawken sei kein guter Stilist und arbeite mit sehr simplen schriftstellerischen Mitteln. Ich würde aber nicht ausschließen, dass das ein Kalkül ist. Man kann das Geschehen sicher auch auf ein künstlerisch höheres Level heben, aber das würde die Tatsache vernebeln, dass das Buch auf ein reales Geschehen gründet.