Verlag: dtv
234 Seiten
Kurzbeschreibung:
„Merkwürdig…. wie ein wohlwollender Mensch wie ich gleichzeitig, Schicht auf Schicht, von einer gefühllosen Grausamkeit sein kann, zu allem fähig- zu Tod und Körperverletzung -, von einer unerbittlichen Grausamkeit, die nur eine bestimmte Richtung braucht, wie auch meine Menschenfreundlichkeit. Ist das Geleise vorhanden, kann mein Gemüt ein Würgeengel sein…“ John Steinbecks Tagebuch entstand während seiner Arbeit an dem Roman „Jenseits von Eden“. Tag für Tag begleiten seine Notizen das entstehende Werk und vermitteln somit ein Bild über die intimen Gedanken des amerikanischen Nobelpreisträgers. Ein aufschlussreiches autobiographisches Dokument.
Über den Autor:
John Ernst Steinbeck, amerikanischer Erzähler deutsch-irischer Abstammung, geboren am 27. Februar 1902 in Salinas, wuchs in Kalifornien auf. 1918-24 Studium der Naturwissenschaften an der Stanford University, Gelegenheitsarbeiter, danach freier Schriftsteller in Los Gatos bei Monterey. Im Zweiten Weltkrieg Kriegsberichterstatter, 1962 Nobelpreis für Literatur, gestorben am 20. Dezember 1968 in New York.
Mein Eindruck:
Als John Steinbeck 1951 an seinem Epos Jenseits von Eden erschuf, das eins seiner bekanntesten Bücher werden sollte, schrieb er zeitgleich ein Tagebuch über die Arbeit an diesem Buch.
Es ist so aufgebaut, dass er in Briefform an seinen Verleger jeweils über den Stand des Buches schrieb. Ob diese Briefe dann auch abgeschickt wurden, ist mir nicht bekannt. Ich glaube es fast nicht. Hier hätte der Herausgeber vielleicht mehr Infos geben können, wie auch an anderen Stellen. Wenigstens gibt es ab und zu Fußnoten und ein kurzes Nachwort.
Das ist ein sehr interessantes Buch, der einen Einblick in das Schriftstellerleben gibt, wie man es nur selten liest.
Man muss Jenseits von Eden nicht unbedingt kennen um dem Tagebuch folgen zu können.
In einigen Details wäre es natürlich trotzdem von Vorteil.
Steinbeck arbeitete täglich 6 Stunden an dem Buch. Das ist eine imponierende Zeit für eine künstlerische Arbeit. Hinzu kamen dann auch noch Stunden der Recherche. Was er sonst an Tätigkeiten erledigte, sah er mehr als Störung an. Gedanklich war er anscheinend immer am Buch und an den Figuren.
Er schrieb chronologisch, war sich immer bewusst, welchen Umfang am Buch er bereits geschafft hatte. Nicht selten zählte er die Wörter und rechnete sie hoch.
Er hatte also den gesamten Roman schon vor Schreibbeginn im Kopf, auch wenn er natürlich dann noch einiges überarbeitete und änderte. So wurde es vier Teile statt drei, und der Titel änderte sich. Lange Zeit war der Arbeitstitel Das Salinas-Tal. Dann Mein Tal, Tal zum Meer.
Doch er suchte nach einem universellen Titel. Es wurde Das Kains-Mal und zum Schluß Jenseits von Eden.
Spannend war auch zu erfahren, wie er mit den Figuren umgeht, wie er sie gezielt einsetzt.
Interessanterweise gab es parallel zur Arbeit an Jenseits von Eden noch ein zweites literarisches Projekt. Er schrieb im Auftrag ein Drehbuch zu dem Film Viva Zapata, das Elia Kazan verfilmte. Der Regisseur, der später auch Jenseits von Eden verfilmte.
Dann erschien in diesem Jahr auch sein Buch Logbuch des Lebens und es kam zur Erstaufführung des Theaterstücks Die wilde Flamme, nach seinem Roman von 1950.
Ein wenig erfährt man auch vom Privatleben des Schriftstellers in New York, mit seiner dritten Frau und deren Tochter. Außerdem muss er sich noch um seine 2 Söhne aus zweiter Ehe kümmern, die bei der Mutter leben.
Das hat mir John Steinbeck auch als Mensch näher gebracht.
Aber doch dominiert sein Schriftstellerleben, in dem er ganz aufging.
Er war ein besessener Schreiber und lebte fast nur für das Buch.