Anmerkung: Der Roman könnte ebensogut in Belletristik oder Zeitgenössisches einsortiert werden, da es aber einige Morde gibt, habe ich ihn zu den Krimis geordnet!
OT: Las Perlas Peregrinas
Kurzbeschreibung:
In Madrid hat gerade die Ferienzeit begonnen, die unter der glühenden Hitze leidende Stadt scheint wie ausgestorben. Anwalt Alfredo Kauffman hat seine Frau Margarita und die beiden Töchter ans Meer geschickt, um in Ruhe einige liegengebliebene Angelegenheiten zu regeln und sich selbst vom tristen Ehealltag zu erholen. Doch als er am ersten Abend der wiedergewonnenen Freiheit gerade seine Kanzlei verlassen will, bekommt er unvorhergesehenen Besuch von einem mysteriösen Juwelier. Rätselhafterweise scheint dieser zu wissen, daß Kauffman vor etlicher Zeit im Auftrag eines reichen Klienten ein kostbares Perlenkollier ersteigert hat. Nun offenbart er dem mißtrauischen Kauffman ein Geheimnis: In dem wertvollen Kollier sind zwei Perlen falsch! Rechtsanwalt Kauffman ist völlig überrascht. Allmählich beginnt ihn die Geschichte zu interessieren, zumal ihm der Juwelier ein Geschäft anbietet, das Kauffman von einigem Nutzen sein könnte. Kurz darauf wird der Juwelier ermordet. Und er wird nicht der einzige bleiben, denn die Spur der Perlen zieht weite Kreise...
Über den Autor:
Manuel de Lope, 1949 in Burgos geboren, lebte von 1969 bis 1993 in England, der Schweiz und Frankreich, wo er seine ersten Romane publizierte. Seit 1993 wohnt er wieder in Madrid.
Meine Rezension:
"Die Spur der Perlen" ist kein gewöhnlicher Krimi. Zwar dreht sich alles um zwei kostbare Perlen, die ein gefährliches Geheimnis bergen und es gibt einige Tote, die ihren Weg pflastern, doch gibt es keinen klassischen Fall, der von einem typischen Ermittler aufgelöst wird. Vielmehr rückt Manuel de Lope seinen Protagonisten, den Anwalt Alfredo Kauffmann, und dessen Heimatstadt Madrid in den Fokus des Geschehens. Die flirrende Augusthitze, seine Eheprobleme und nun auch noch zwei geheimnisvolle Perlen - die Gedanken des Anwalts drehen sich wie ein Karussell und der Leser wird mitgenommen auf eine skurril-groteske Reise durch das heiße Madrid, nimmt teil an den Gedanken von Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und erfährt nebenbei, was es mit den Perlen auf sich hat. So ungewöhnlich wie ihr Geheimnis so ungewöhnlich ist de Lopes Erzählstil. Er erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln, beschwört eine unglaublich dichte Atmosphäre heraus, hat keine Angst vor der detaillierten, expliziten Beschreibung sexueller Handlungen und fordert und fesselt den Leser, obwohl dieser schon frühzeitig über die Ereignisse aufgeklärt wird. Seine präzisen Betrachtungen legen den Finger in die Wunde, die er mit einer ordentlichen Prise Humor würzt, die sicher nicht jedermanns Geschmack trifft, aber mir gefallen hat. Wem Erzähltalent und eine originelle Handlung abseits des Mainstreams wichtiger ist als ein klassischer Krimi-Plot, dem dürfte es großes Vergnügen bereiten, der "Spur der Perlen" zu folgen.
Positiv überraschte 8 Punkte von mir!