Gedächtnislücken - Egon Bahr und Peter Ensikat

  • Erschienen 1/2012
    204 Seiten
    ISBN - 13: 978-3-351-02745-2


    Kurzbeschreibung:


    Zwei deutsche Legenden erinnern sich Egon Bahr, Grandseigneur der deutschen Sozialdemokratie, enger Wegbegleiter Willy Brandts, und Peter Ensikat, einer der bekanntesten Kabarettisten und Intellektuellen der DDR, sind seit vielen Jahren befreundet. Immer wieder trafen sie sich zu langen Gesprächen, in denen sie einander ihr Leben erzählten und ihr Nachdenken über die deutsche Nachkriegs- und Nachwendegeschichte teilten. Das Elend der Nachkriegszeit, der Mauerbau, der Aufstand am 17. Juni 1953, die zaghafte Politik des „Wandels durch Annäherung“ der beiden deutschen Staaten, die Bahr maßgeblich bestimmte, bis hin zum Fall der Mauer und den Debatten der Nachwendezeit – dieses Buch bietet einen ebenso kurzweiligen wie prägnanten Überblick über die jüngere deutsche Geschichte. "Während Egon Bahr und Peter Ensikat amüsant und schlagfertig mit einander parlieren, bringen sie die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts auf die Reihe -- den beiden ist ein Meisterstück geglückt." Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung „Ein spannendes und aufregendes Gespräch. Greifen Sie zu diesem Buch!“ Dieter Hildebrandt Dokumentation: http://www.zeitzeugen-tv.com/dossier/person/9.html


    Über den Autor:


    Peter Ensikat, 1941 in Finsterwalde geboren, Schauspielstudium in Leipzig, schrieb erste Texte für das Studentenkabarett „Rat der Spötter“, das 1961 verboten wurde, und gehörte bald zum Autorenkreis der Berliner „Distel“, in den siebziger und achtziger Jahren war er der meistgespielte Kabarettautor der DDR, 1999 bis 2004 Künstlerischer Leiter der Distel. Zahlreiche Bücher: zuletzt: Populäre DDR-Irrtümer. Ein Lexikon, Berlin 2008, Ihr könnt ja nichts dafür! Ein Ostdeutscher verzeiht den Wessis, Berlin 2010, Meine ganzen Halbwahrheiten, Köln, 2010.


    Egon Bahr, geboren 1922 in Thüringen, arbeitete nach dem Krieg bei verschiedenen Berliner Tageszeitungen. 1960 wurde er Sprecher des damaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt, später Leiter des Planungsstabs im Auswärtigen Amt und engster Berater von Bundeskanzler Willy Brandt. An dessen Seite bestimmte er maßgeblich die Ostpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Veröffentlichungen u. a. Zu meiner Zeit, Autobiographie, 1996; Der deutsche Weg, München 2003.


    Thomas Grimm, geboren 1954, studierte in Berlin Philosophie und Ästhetik, seit 1992 Geschäftsführer von »Zeitzeugen TV«, Autor zahlreicher Fernsehdokumentationen und Buchpublikationen. Zuletzt: »Honeckers Flucht« (ARD, 2002) und »Die Honeckers privat« (MDR, 2003).


    Meine Meinung:


    Gedächtnislücken nennen die zwei in Ehren ergrauten alten Männer ihr Gesprächsprotokoll. Gedächtnislücken hat dabei keiner von beiden, aber jeder hat eine andere Sichtweise auf Dinge der Geschichte Deutschlands aus der Zeit bevor es geteilt wurde, in der es geteilt war und in der es die Teilung überwandt. So gibt erst die Vereinigung der zwei Erinnerungen im Gespräch das Gesamtbild. Ich habe die Herren bei der Buchmesse 2012 in Leipzig erlebt und daher noch den jeweiligen Ton im Kopf. Eine DVD der Fernsehaufzeichnung dieser Gespräche würde ich sicher noch etwas mehr empfehlen, aber auch so ist das Buch ein Dokument über deutsche Geschichte, das auch für denjenigen, der sich wie ich für Politik interessiert und einen Teil dessen um was es da geht auch intensiv mitbekommen hat das über das einmalige Lesen hinausreicht. Neue Erkenntnisse gewinnt man nicht- und an manchen Stellen ist auch interessant worüber die Herrren nicht sprechen. So sind beide - von ihrer Position her logisch- erfreut gewesen über das gescheiterte Mißtrauensvotum gegen Willy Brandt, das man heute weiß wie das zustandegekommen ist, nämlich Stimmenkauf durch die StaSi, wird nicht erwähnt. Die Mauer und ihre Auswirkungen auf die Politik beider deutscher Staaten, ihre tatsächlich Ruhe stiftende Wirkung, wird intensiv beleuchtet, über die Toten kein Wort. Trotzdem bleibt es für mich bei einer Leseempfehlung.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend  :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Hört sich interessant. Danke für die aufschlussreiche Rezi. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.