Spiel mir das Lied vom Leben – Judith und der Junge von Schindlers Liste - Angela Krumpen

  • Spiel mir das Lied vom Leben – Judith und der Junge von Schindlers Liste - Angela Krumpen



    Inhalt
    Als Michael Emge ins Konzentrationslager kam war er noch ein Kind. Genauso wie das junge Geigentalent Judith Stapf. Sie ist zehn, als sie auf YouTube nach Videos von ihrem großen Vorbild Itzhak Perlman sucht - und dabei die Titelmelodie zu Steven Spielbergs Film »Schindlers Liste« findet. Judith beginnt sich für die Geschichte des Holocaust und seiner Überlebenden zu interessieren. Eines Tages treffen sich Judith und Herr Emge, der als Junge selbst Violine gespielt hat, bis er von den Nazis gezwungen wurde aufzuhören. Überleben konnte er nur, weil er als eines der wenigen Kinder auf Oskar Schindlers berühmter rettender Liste stand. Diese Begegnung ist der Beginn einer Geschichte, die beide verändern wird. Eine Geschichte voll Erinnerung, Schmerz, Hoffnung - voller Leben.



    Autorin
    Angela Krumpen, geb. 1963, ist freie Radiojournalistin und Moderatorin. Sie konzipierte und moderierte u.a. die Sendung »Menschen« beim Domradio Köln. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Bücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Tönisvorst.



    Meine Meinung:
    Schwer fällt mir die richtige Einordnung des Buches. Jugend oder Erwachsenenbuch?
    Ehrlich gesagt keine leichte Entscheidung.
    In der Bücherhalle aus der ich es habe, steht es unter Jugendbüchern. Allerdings heißt das nix, da es doch ab und an vorkommt, daß dort die Zuordnung nicht ganz hinkommt, wie ich letztens gerade wieder festgestellt habe.


    Ich habe mich jetzt entschieden, es unter Erwachsenenbücher einzustellen, da es bei einigen Beschreibungen (zwangsweise) sehr heftig ist.
    Ich denke auch, daß viele Jugendlich durchaus in der Lage sein werden das Buch zu lesen – nur denke ich, es schadet nicht wenn es sich Eltern vorher durchlesen und für ihre Kinder besser entscheiden, ob sie soweit sind oder nicht.


    Ich denke, das ist rein individuell und man kann es bei diesem Buch nicht einer bestimmten Altersklasse zuordnen. Meiner Meinung nach hängt es doch sehr von der Entwicklung und Zugänglichkeit der jeweiligen Jugendlichen ab.



    Das Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung Angela Krumpens, wie das Buch entstanden ist.
    Wie sie von dem Wunsch Judiths erfuhr, endlich einmal mit einem Menschen zu sprechen der den Holocaust selber erlebt hat.
    Nachdem Judith - die schon von ganz klein auf Geige spielen wollte und sich auch schon im Kleinkindalter mit ihrem sehnsüchtigen Wunsch durchgesetzt hat – auf youtube das Violinen Stück aus der Filmmusik von Schindlers Liste sieht - beginnt sie sich sehr für das Thema des Holocaust und der Zeit zu interessieren.
    Angeregt durch ihr großes Vorbild Itzhak Perlmann entdeckte sie dieses Stück eher durch Zufall – aber ihr Wissendurst über dieses Thema ist geweckt und sie beginnt alles über die Zeit und das Thema zu lesen, nahezu zu verschlingen.
    Nur den Film Schindlers Liste darf sie noch nicht sehen, da sie einfach noch zu jung mit ihren 10 Jahren dazu ist.


    Auch sind ihre Eltern anfangs im Zweifel, ob es ihrer Tochter guttut, derartig viel und exessiv über dieses doch sehr einprägende und bedrückende Thema zu lesen.
    Sie haben Sorge, ob Judith nicht einfach noch zu jung dafür ist.
    Letztendlich sehen sie aber, daß Judith es unbedingt möchte und sagen sich – wenn sie es so möchte, dann ist auch ihre Seele schon bereit dazu.
    Aus diesem Interesse und dem wachsenden Wissen entsteht auch Judiths Wunsch, mit einem Überlebenden zu reden, da sie das Gefühl hat sich so noch mehr in die Menschen hineinversetzen zu können und es besser zu verstehen.


    Durch die Autorin Angela Krumpen kommt es dann zum Kennenlernen Judiths mit dem Holocaustüberlebenden Michael Emge – dem Jungen, der auf der Schindler Liste stand.


    Im Buch kommen beide ausführlich zu Wort und es wird abwechselnd erzählt.
    Judiths Sicht – ihre Erzählungen, vor allem ihre Gedanken – sowie die Geschichte von Michael Emge, der sie Judith selber erzählt.



    Michael Emge erzählt schonungslos – damals in dem Alter, in dem Judith heute ist - wie es damals war, wie er sich gefühlt hat – wie eben genau dieses Fühlen langsam immer mehr verblasst im Überlebenskampf in 3 Ghettos und 2 Konzentrationslagern, die er überlebte.
    Und genau das war das was mich darüber nachdenken läßt, ab wann das Buch zu empfehlen ist.
    Ich kann mir vorstellen, daß zu junge Menschen oder Jugendliche, die noch nicht so gefestigt sind, damit Probleme haben könnten, das verarbeiten zu können.
    Eben weil die ganzen Grausamkeiten, das Schreckliche, das Brutale aus seinem Leben so plastisch dargestellt wird.
    Vielleicht sollten die Leser zumindest schon einiges über die Zeit wissen, denke ich.
    Und Judith ist für mich ein ganz besonderes Mädchen, das schon in sehr jungen Jahren diese Reife besaß, sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können.


    Ihre Art des Erzählens beweist das einfach – auch ihr so früh entwickelter Wunsch, unbedingt Violinistin zu werden, als Kind zu merken, daß sie dieses große Talent in sich hat.
    Sie erzählt aus ihrer Sicht, wie sie die Erzählungen Michael Emges empfindet, was es in ihr auslöst und läßt den Leser an ihren Gedanken teilhaben.
    Auf ihre Weise ebenso schonungslos wie Michael Emge.


    Mir persönlich hat dieses Buch sehr sehr gut gefallen, es war sehr eindringlich. Die beiden erzählenden Personen schaffen es einfach mich als Leserin sehr in ihren Bann zu ziehen.
    Es ist berührend, traurig, schrecklich, aber auch positiv, lebensbejahend – eine wunderbare Darstellung einer sehr ungewöhnlichen generationenübergreifenden Freundschaft – die für beide – Michael und Judith – etwas ganz besonderes ist.
    Ein auch sehr nachdenklich machendes Buch.



    Ich selber habe daraufhin auch begonnen mich mehr für Judith zu interessieren, die mittlerweile ein klein wenig älter und auch bekannter ist. Bekannt vor allem für ihr wunderbares Violinenspiel.


    Auch gab es zu diesem Buch eine Reportage über Michael und Judith und die filmische Begleitung an die Orte von Michaels Kindheit.


    Für alle die sich dafür interessieren schreibe ich die Links, die ich zu dem Thema gefunden habe, hier mit hin .


    Bericht über die filmische Dokumentation


    Judiths eigene Seite mit Beispielen ihrer wunderbaren Darstellung des Violinenstückes aus dem Film Schindlers Liste.



    Fazit
    Ein sehr eindringliches, und sehr gut erzähltes Buch über die Freundschaft eines Mädchens der heutigen Zeit zu einem Überlebenden des Holocausts.
    Die Geschichte Michael Emges, der als Junge auf Schindlers Liste stand und eines Mädchens, das heute im gleichen Alter ist wie damals Michael Emge und alles über diese Zeit wissen möchte.

  • Der Link zur Hörprobe funktioniert nicht, aber vielleicht geht ja jemand von den Kölneulen zur Konzertlesung?


    Edith meint, dass das Buch nach der tollen Rezi gleich auf der WuLi gelandet ist versteht sich eigentlich von selbst.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Das Buch ist jetzt auch auf meiner Wunschliste. Ich werde kurzfristig entscheiden, ob ich zur Lesung gehe, da ich das im Moment noch nicht überblicken kann.

  • Danke, Johanna, für die wunderbare Rezi. :anbet


    Ich habe es gelesen, aber mich nicht an eine Buchvorstellung getraut, obwohl ich denke, dass es ein Buch ist, das gelesen werden sollte, gerade auch von Jugendlichen. Ich habe einen unglaublichen Respekt vor Judith, aber auch vor dem armen Mann, der all sein Wissen letztlich nicht loswerden kann, ob er nun darüber redet oder nicht.

  • Auch die filmische Dokumentation ist sehr zu empfehlen. Bin damals zufällig über sie gestolpert und war äußerst beeindruckt.
    Hätte nicht gedacht, dass es die Geschichte auch als Buch gibt. Den Titel muss ich mir merken.

  • Ich habe das Buch nun gelesen und kann es nur als Einstieg empfinden, die LEseliste am Ende des Buches enthält zwar ein paar Bücjher, die ich schon gelesen habe, ein paar, die schon länger meine Wunschliste bereichern, aber einige werde ich mir für die Wunschliste noch aussuchen.


    Das Buch ist auch für jemanden, der sich wie ich mit diesem Theam intensiv und jahrelang auseinandergesetzt hat interessant, weil es zeigt, wie schwer diese Geschichte zu vermitteln ist. Das schiere Ausmaß der Brutalität ist so unglaublich, dass die Schilderungen darüber unglaublich wirken. Genauso unglaublich wie die Tatsache, dass das alles ein Mensch überleben konnte. und doch- wenn die Erzählung der Geschichte so gut umgesetzt wird, wie in diesem Buch bleibt der LEser tief beeindruckt zurück.