Romanzo Criminale - Giancarlo de Cataldo

  • OT: Romanzo criminale


    Kurzbeschreibung:
    Rom in den 1970ern. Als Terribile, der große Boss, schwächelt, wittern die drei kleinen Gauner Libanese, Dandy und Freddo ihre Chance. Dank eines kühnen Plans, den sie ohne jede Skrupel durchziehen, kontrollieren sie schon bald den gesamten Drogenmarkt der italienischen Hauptstadt. Kommissar Scialoja ist ihnen dicht auf den Fersen. Doch immer wenn er genug Beweise hat, um einen von ihnen einzubuchten, schaltet sich eine ungreifbare höhere Instanz ein...


    Über das Buch:
    Das Buch wurde zweimal verfilmt, 2005 für das Kino von Michele Placido und 2008 als TV-Serie von Sky Channel. Für Romanzo Criminale ist Giancarlo De Cataldo mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden: Premio Courmayeur 2003; Premio Camaiore in Giallo 2003; Premio Giorgio Scerbanenco 2003; Premio Sandro Onofri 2004; Premio Superscerbanenco 2007; Prix du Polar europeèn Le Point 2006; Prix des 813 2006; Prix Cannes Polar 2006 u. a.


    Über den Autor:
    Giancarlo De Cataldo, italienischer Bestsellerautor, geboren 1956 in Taranto; lebt und arbeitet als Richter am Berufungsgericht in Rom. Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen; ständiger Mitarbeiter bedeutender italienischer Tageszeitungen und Magazine; Herausgeber von Krimianthologien.


    Meine Rezension:
    Romanzo Criminale ist ein sperriges Buch. Nicht nur wegen seines Formats, sondern auch und insbesondere wegen seines Inhalts und der nüchternen Sprache, die Cataldo benutzt, um die Geschichte über die berüchtigte Magliana-Bande zu schreiben, die in den 1970er bis frühen 1990er Jahren die italienische Hauptstadt Rom unsicher machte. Dies ist die Geschichte von dem unglaublichen Aufstieg zunächst mittelloser Jugendlicher zu einer der mächtigsten Banden Roms, die nicht nur den gesamten Drogenhandel der Stadt kontrollierte und im Glücksspiel mitmischte, sondern auch vor Erpressung, Entführung und Mord nicht zurückschreckte. Die Magliana-Bande unterschied sich von anderen kriminellen Vereinigungen wie der Mafia darin, dass sie wenig strukturiert und hierarchisch organisiert war, sondern sogar eine Gemeinschaftskasse besaß. Dass dies auf Dauer angesichts der menschlichen Natur und der Tatsache, dass "bei Geld die Freundschaft aufhört", nicht lange gutgehen konnte, überrascht nicht.


    Auch wenn Cataldo seinen auf realen Vorbildern basierenden Figuren fiktive Namen verpasst, so sind die hier geschilderten Ereignisse weitgehend authentisch (auch wenn für den Leser nicht direkt ersichtlich ist, welche Episoden auf wahren Ereignissen beruhen und welche Episoden der Fantasie des Autors entspringen). Die kurzen, teilweise nur 3 Seiten langen Kapitel laden zwar dazu ein, auch mal nur wenige Seiten zu lesen, doch davon würde ich abraten, da angesichts der vielen (und auch ähnlich klingenden) Namen schnell Verwirrung auftreten kann. Schade, dass es - offenbar anders als in der Hardcover-Version - bei der TB-Ausgabe kein Personenverzeichnis gibt, es wäre wirklich hilfreich gewesen!


    Cataldo verzichtet auf jegliche erzählerischen Stilmittel oder Spannungselemente, die sonst in jedem Thriller zu finden sind und verfasst seine Geschichte eher in Berichtsform, die - chronologisch angeordnet - immer wieder die Erzählperspektive wechselt. Mal begleitet der Leser eines der vielen Bandenmitglieder, mal den Polizist, der versucht, aus dem Sumpf aus Korruption und Intrigen die wahren Schuldigen zu finden. Zusammengefügt ergibt sich ein ebenso erstaunliches wie deprimierendes Bild der italienischen Gesellschaft und politischen Situation der 1970er bis 1990er Jahre, das für den deutschen Leser vielleicht nicht immer leicht zu verstehen ist. Wer politisch interessiert ist und ein Faible für die Mischung aus True Crime mit Fiktion hat, der sollte sich "Romanzo Criminale" auf keinen Fall entgehen lassen!


    8 Punkte von mir!


    Weiterführende Links:
    Wikipedia-Eintrag zu Giancarlo de Cataldo: http://de.wikipedia.org/wiki/Giancarlo_De_Cataldo
    englischsprachiger Wikipedia-Eintrag zur Magliana-Bande: http://en.wikipedia.org/wiki/Banda_della_Magliana
    TV-Serie Romanzo Criminale: http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=19125