Klappentext:
Theo de Fully ist mit Leib und Seele Physiker. Mit seiner einzigartigen Methode soll er die Echtheit des Turiner Grabtuchs bestimmen. Doch das Ergebnis sorgt für Hektik und Verstörung. Um seine These zu belegen, macht Theo sich auf, das Heilige Grab zu suchen. Als er ein Skelett findet, auf das die Umrisse des Grabtuchs zutreffen, ist die Aufregung groß. Ist Jesus gar nicht auferstanden? Doch de Fully ahnt, dass er noch weiter forschen muss......
Der Klappentext verspricht weiter.....eine mitreißende Geschichte um eine der rätselhaftesten Reliquien der katholischen Kirche: das Grabtuch von Turin.
Über den Autor:
Jacques Neirynck, Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule von Lausanne, veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke sowie Essays und Romane.
Meine Meinung:
Zunächst einmal fiel es mir nicht ganz so leicht, den Roman als Thriller einzuordnen. Dazu bot er einfach zuwenig Spannung und unerwartete Entwicklungen. Mangels Alternative ist er dennoch in dieser Rubrik gelandet.
Es geht zwar wie versprochen um das Turiner Grabtuch und die Frage der Echtheit einer der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche, aber das macht nicht den Kern der Geschichte aus. Der Autor spielt mit den üblichen Urteilen über die katholische Kirche, wie z. B. dem Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben, dem Drang, wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse entweder gar nicht, oder nur nach Salamitaktik preiszugeben und der innerkirchlichen Hierarchie. An vielen Stellen stellt Jacques Neirynck heraus, dass Kirche und Macht ganz eng miteinander verbunden sind.
Dennoch ist das Rätsel um das Turiner Grabtuch nur scheinbar Zentrum der Handlung. Große Teile des Romans werden vom Geschehen der drei Protagonisten, der Geschwister Fully, eingenommen, von denen der Nobelpreisträger Theo nur einer ist. Eigentlich verkörpert Fully eher den Part eines Mönches, dessen verklemmte Einstellung zur eigenen Sexualität beängstigend behandlungsbedürftig daherkommt.
Fullys Bruder, der Priester Emmanuel, leidet unter seiner Parkinson-Erkrankung, die unbehandelt zu seinem baldigen Tode führt, deren einzig mögliche Behandlung aber gegen ethisch-moralische Grundsätze des katholischen Glaubens verstößt. Obendrein kämpft der Priester noch ganz allgemein mit seinem Glauben. Am Ende siegt der Überlebenswille.
Den dritten Part übernimmt die Schwester der beiden, die Ärztin Colombo, die beruflich zwar mit beiden Beinen auf festem Grund steht, ihrer privaten Einsamkeit aber in die Arme eines gewissenlosen italienischen Gigolos entflieht, der sie gnadenlos hintergeht.
Eigentlich reicht das für eine Schmonzette, wäre da nicht die detaillierte und ausufernde Beschreibung römischer Restaurants und deren Spezialitäten, die dem Buch fast den Hauch eines Gourmetführers durch die italienische Metropole verleihen. Aber nur fast.
Einige sehr unglaubwürdige Entwicklungen runden das Bild eines eher schwachen Romans für mich ab.
Edith reicht die ISBN nach.