Ray Bradbury - Das Böse kommt auf leisen Sohlen

  • Inhaltsangabe (von Amazon):
    Mit seinem Roman Die Abenteuer des Tom Sawyer (1876) schuf Mark Twain den amerikanischen Klassiker und etablierte das Sujet Kindheit und Jugend im ländlichen Amerika als eines der großen Themen der amerikanischen Literatur. Nachwirkungen dieses Buches finden sich im Genre der Fantastik in der Neuzeit noch in Büchern wie Stephen Kings Es oder Dan Simmons' Summer of Night wieder. Ein moderner Klassiker zu diesem Thema ist Das Böse kommt auf leisen Sohlen (1962) von Ray Bradbury, ein Roman, dessen Einfluss auf die oben genannten Autoren und Werke nicht unterschätzt werden sollte.


    Eines Nachts kommt heimlich und verstohlen ein Jahrmarkt in eine kleine Stadt in Illinois, die identisch ist mit Green Town in Bradburys autobiografischem Episodenroman Löwenzahnwein, und schlägt seine Zelte auf. William "Bill" Halloway und James "Jim" Nightshade, zwei Jungs aus der Stadt, spüren als erste, dass mit dem Jahrmarkt etwas nicht geheuer ist: Traumfiguren wandeln unerkannt unter den Bewohnern der Stadt, und nur die Jugendlichen können sie erkennen, während die Erwachsenen dem Phänomen kaum Beachtung schenken. Die heimlichen bösen Wünsche der Stadtbewohner gehen in Erfüllung, ein Karussell verwandelt Kinder in Greise und Greise in Kinder und der Jahrmarkt selbst stiehlt die Seelen der Menschen. Jim und Bill nehmen den Kampf gegen die Zirkusdirektoren G. M. Dark und J. C. Cooger auf. Hilfe finden sie in der Bibliothek, wo Charles Halloway arbeitet, Williams Vater.


    Ray Bradburys unheimlicher Roman hat deutlich allegorischen Charakter (wofür das Buch oft kritisiert wurde), die handelnden Personen sind wenig mehr als Symbole und Metaphern, die Schilderungen des ländlichen Kleinstadtlebens ebenso verklärt wie die der Bibliothek, ein gotisches Schloss des Wissens, dessen Bücher die Lösung zu allen Problemen zu enthalten scheinen (man vergleiche dazu auch Bradburys Fahrenheit 451, wo Bücher von der Regierung als subversiv verboten werden, da ihr Inhalt die Fantasie der Bürger anregen und sie auf dumme Gedanken bringen könnte). Und dennoch -- der Roman beinhaltet bei allen Schwächen einige wahrhaft magische und unheimliche Momente, die die Lektüre zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. --Joachim Körber


    Über den Autor:
    Ray Bradbury (1920-2012), schrieb neben Romanen und Erzählungen Gedichte, Essays und Filmscripts; etliche seiner Werke wurden verfilmt. Sein Werk wurde mit dem National Book Award ausgezeichnet. 2007 erhielt Ray Bradbury im Rahmen der Pulitzer-Preis-Verleihung eine besondere Ehrung für sein Lebenswerk. Der Autor lebte in Los Angeles.



    Meine Einschätzung:
    Bei Amazon bekommt das Buch ja durchweg positive Kritiken und auch andererorts schwärmen die Leute darüber. Leider kann ich die Meinung zu diesem Literaturklassiker nicht teilen. Die recht adjektivreiche und blumige Bilder-Sprache fand ich ja noch sehr reizvoll, die Handlung über die zwei Jungs, die merkwürdige Dinge auf einem Zirkus beobachten, überzeugte mich allerdings nicht. Irgendwie fiel es mir die ganze Zeit über schwer, mich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Das Buch lieferte zwar einen recht interessanten Ansatz auf die Träume der Jüngeren, älter zu sein, und die Träume der Älteren, jünger zu sein, aber als der Vater des einen Jungen kurz vor Schluss einen mehrseitigen, vor Pathos triefenden Monolog hielt, fand ich das arg schwülstig und übertrieben. Schade um den guten Start, aber ich hatte mir von dem Buch irgendwie mehr versprochen.