Klappentext
Nach dem Tod seiner Frau kehrt Nick Close nach Australien zurück, um Abstand zu gewinnen. Doch er findet alles andere als Trost. Vor 30 Jahren wurde sein bester Freund Tristam in den Wäldern am Rande der Stadt ermordet. Noch immer ragen die Wipfel der Bäume drohend hervor. Nick beschleichen dunkle Vorahnungen, und tatsächlich wird einige Tage später ein Kind tot aufgefunden, genauso grausam ermordet wie damals Tristam. Alle Spuren führen in die Wälder, und wie ein Sog zieht es Nick in ihre dunkle Mitte. Zu einem Ort, der ein schreckliches Geheimnis birgt: Denn es war nicht Tristam, der damals sterben sollte …
Der Autor
Stephen M. Irwin arbeitete u.a. als Roadie, Call-Center-Agent, Redakteur eines Landwirtschaftlichen Magazins, Schauspieler, Handwerker und Illustrator. Er veröffentlichte mehrere preisgekrönte Kurzgeschichten und verfasste die Drehbücher verschiedener Dokumentationen.
Irwin lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Brisbane.
Der Sog (Orig.: Dead Path) ist sein erster Roman.
Meine Meinung
Der Debüt-Roman des australischen Autors hat sich für mich als echter Glücksgriff erwiesen, auch wenn ich gar nicht mehr sagen kann, wie das Buch überhaupt in meinen SuB geraten ist. Ich schätze gute Horror-Romane sehr, und Irwin liefert hier einen ganz klassischen Vertreter des Genres, der den Vergleich zu Stephen Kings Werken keinesfalls scheuen muss.
Die Geschichte beginnt sehr allmählich und es dauert eine Weile, bis dem Leser klar wird, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.
Nick Close und seine Freundin Cate sind mitten in der Renovierung ihrer gemeinsamen Wohnung, als Nick während einer Besorgung mit dem Motorrad stürzt. Er ruft Cate an, die jedoch nicht ans Telefon geht: sie ist auf dem Weg zum Telefon von der Leiter gefallen und hat sich am Badewannen-Rand das Genick gebrochen. Nick, der natürlich genau gewusst hatte, dass Cate im Augenblick seines Anrufes höchst wahrscheinlich gerade auf der Leiter stand, zerbricht an seinen Schuldgefühlen. Eines Tages muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass der Unfall noch weitere Auswirkungen auf sein Leben hatte: plötzlich kann Nick Geister sehen - verlorene Seelen, die in einer Zeitschleife hängen und immer wieder die letzten Minuten ihres Lebens durchlaufen. Entsetzt beobachtet Nick überall, wo er auch hingeht, wie Menschen sich selbst das Leben nahmen, zu Tode geprügelt wurden oder auch bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. Zermürbt verlässt er Großbritannien und kehrt zurück nach Australien in die kleine Stadt Tallong. Dort lebt seine Mutter noch immer in dem Haus, in dem Nick und seine Schwester Suzette aufgewachsen sind.
Das Viertel, in dem die Mutter lebt, hat einen enormen Bauboom erlebt, und so ist Nick unangenehm überrascht, dass das Waldgebiet in der Nähe die letzten 17 Jahre komplett unverändert überstanden hat. Dieser Wald war ihm schon als Kind immer unheimlich, und das nicht erst, seitdem sein bester Freund Tristram als 10jähriger im Wald verschleppt und ermordet wurde. Auch nun, als Erwachsener beschert ihm der Anblick des undurchdringlichen Dickichts ein unangenehmes Gefühl, das sich schnell in Entsetzen steigert:
Am Abend seiner Rückkehr ist ein Junge in Tristrams Alter grausam ermordet worden, und Nick sieht nun seinen Geist am Waldrand ... etwas hat das Kind dort ermordet, genau wie Nicks Freund aus Kindertagen. Um herauszufinden, was mit dem Jungen geschah, bleibt Nick, der stets nur die Geister und nie Mordwaffen oder Angreifer sieht, nur eines übrig - er muss in den Wald.
Manche Beschreibung ist etwas ausführlich geraten und der mystische Teil ist etwas überfrachtet - im Grunde würde das Buch auch ohne Nicks Geisterseherei funktionieren. Trotz dieser kleinen Schwächen ist das Buch unglaublich spannend und hat mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen, kaum zu glauben, dass es sich wirklich um einen Debüt-Roman handelt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Der Sog auch hervorragend als Leserunden-Buch macht, denn man kann eigentlich an jeder Stelle wunderbar rätseln, was (oder wer) denn nun tatsächlich hinter den Vorgängen in Tallong steckt.