Mit falschem Stolz - Andrea Schacht

  • Der vierte Roman rund um Alyss und Marian, die Kinder von Almut und Ivo.


    Inhalt:
    Als Catrin, eine Begine und die Ziehschwester von Marian und Alyss, nach einer Entbindung einen Umweg nimmt, um den friedlichen Morgen zu genießen, verliert sie erst einmal die Sprache . Sie findet einen Toten, und bricht daneben voller Verzweiflung zusammen. Daneben liegen Mats Schlyffers und das Mordwerkzeug. Die Lage für die, die die Drei finden ist klar: Hier liegen die tollen Mörder von Arndt van Doorne, Alyss verbanntem Ehemann.


    Dem Hauswesen von Alyss ist klar, so kann es nicht gewesen sein, und so starten sie mit Hilfe vieler kölner Freunde die Ermittlungen im mittelalterlichen Köln.


    Meine Meinung:


    Ein weiterer Roman rund um Alyss und Marian, wie schön. Ich hatte schon gehadert, dass in diesem Jahr keinen geben sollte, aber bei Weltbild erscheint die Blanvalet-Ausgabe schon in diesem Juli, so dass ich mich am Wochenende ins mittelalterliche Köln zurückziehen konnte.


    Rund um das Hauswesen hat Andrea Schacht wieder einen spannenden Krimi mit freundlichen und fiesen Menschen entworfen. Auf knapp 400 Seiten ist wieder einmal auch Freundschaft ein Thema, Freundschaft über die Standesgrenzen hinaus, Freundschaft einfach zwischen verschiedensten Menschen, seien es Patrizier, Händler, Handwerker. Wohltuend wie sich der Hausstand umeinander kümmert, wie alte Freund- und Feindschaften fortbestehen.


    Zu unserem Fall darf ich diesmal so gar nichts verlauten lassen, da sich einige lose Bande aus anderen Büchern hier zusammenfinden. Spannend und stimmig aufgebaut werden einige Fälle nun mit Aha-Erlebnissen neu betrachtet. Bilder, Beziehungen und die Themen von alten Büchern, auch rund um Ivo und Almut, werden erwähnt. Nicht jeder Freund ist ein echter Freund, ganz so wie im Leben.


    Die Tändelei wird dem Jungvolk überlassen, auch wenn wir wieder ein paar witzige bewährte Zitatenschlachten zwischen den Hauptkontrahenden erleben. Der tapfere Engländer darf Alyss weiter den Hof machen, auch wenn die Rose noch immer ihre Dornen hat – aber wie wenig spannend wäre es anders.


    Das Getier auf dem Hof erfährt am Ende einen witzigen Zugewinn, den auch Lore, die Gänsehirtin noch schätzen lernt. Rundum ein erfreuliches, Wiedersehen mit Köln, und den Menschen und Tieren dort, das einiges Neues bietet und doch soviel Wohlgefühl, dass ich es in einem Rutsch durchlesen musste.


    Binchen, Juli 2012


    edit - böse Tippfehler

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

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  • Hast du die Weltbildausgabe gelesen?


    Durch Zufall hab nämlich gestern gesehen, dass die das Buch schon haben, obwohl es Amazon ja erst ab Februar hat. Habs dann auch gleich bestellt, damit es mit in den Urlaub kann. Freu mich schon auf die Fortsetzung und die Geschichte klingt wieder mal spannend...außerdem wird jetzt ja der Weg geebnet für Alys und John :grin

  • Hallo Cathrine,


    ja ich stolperte durch den Weltbild-Laden und es hüpfte mich an. Online ist es jetzt auch endlich zu sehen.


    Ach ... Du meinst, der Weg sei geebnet ... Na dann *strahl*


    (Glaub ich nun natürlich auch ... - schließlich baut man sonst nicht solche Figuren auf, um sie dann sterben zu lassen - da darf man bei Andrea Schacht hoffen. Bei einem meiner letzten Bücher war ich da doch verblüfft, dass jemand von den Protas dann - schwupp - umgebracht wurde) Das geht doch nur, wenn ich darauf vorbereitet bin, wie z.B. bei Dorothy Dunnett

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • So ich habe das Buch letzte Woche an zwei Tagen verschlugen und bin wieder einmal völlig abgetaucht ins alte Colonia. Und mit wirklich großem Bedauern wieder im Heutigen azukommen.


    Ich muss ja gestehen, die kleine Krimigeschichten werden immer unwichtiger, weil die Menschen in dem Buch einfach so liebenswert sind, am liebsten würde ich da einziehen und mitmischen. Schon alleine wie die ganzen Tierchen dargestellt sind, ist einfach so drollig. Generell hatte ich den Eindruck das die kleinen Fälle die gelöst werden müssen ganz weit im Hintergrund stehen.


    Dennoch gibt es dieses Mal die ein oder andere Überraschung und vieles aus den letztes Büchern erscheint in Neuem Licht. Wie in allen Teilen davor, ist die Mordgeschichte die in Teil 1 ihren Lauf nahm, mehr wie aktuell. Und man erfährt mehr und mehr Details. Das dabei der ein oder andere schmerzliche Aufenthalt im Turm bei abfällt ist diesmal unvermeindlich.


    In diesem Teil steuern sehr viele offene Fragen ihren Antworten entgegen und vor allem der Auftritt des Allmächtigen auf der letzten Seite, lassen vermuten das es nur noch einen weiteren Teil geben wird, in dem alle Töpfe ihren Deckel finden und alle Fragen ihre Antworten bekommen. So sehr ich mich zwar dann für Alyss und Marian freue, um so trauriger werde ich bei der Vorstellung, dass es keine Fortsetzung mehr geben wird.


    Von mir jedenfalls volle 10 Punkte

  • Köln, 1403: Alyss vom Spiegels Leben läuft in einigermaßen ruhigen Bahnen, als ihr Ehemann nahe des Kölner Beginenhofes tot aufgefunden wird. Den hatte Alyss Vater, Ivo vom Spiegel eigentlich die Rückkehr nach Köln untersagt, was hatte er also überhaupt in der Stadt gewollt?


    Da viele der Schöffen derzeit krank darniederliegen, nimmt der gerade erst neu eingesetzte Schöffe Endres Overstoltz die Zügel in die Hand, und verdächtigt Alyss Ziehschwester, die Begine Catrin, die den Toten gefunden hat, der Tat. Ist es nur Zufall, dass diese vor einiger Zeit seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte?


    Alyss hat also mehr als einen Grund, sich in den Fall einzumischen und zu versuchen, den wahren Täter zu finden.


    Nachdem Andrea Schacht mehrere Bände ihrer historischen Krimireihe mit der Begine Almut als Protagonistin veröffentlicht hatte, hat sie deren Kinder, die Zwillinge Alyss und Marian in den Mittelpunkt einer neuen Reihe gestellt, deren vierten Band ich nun endlich auch gelesen habe. Und obwohl mehrere Jahre vergangen sind, seit ich den letzten las, war ich schnell wieder mittendrin. Das liegt vor allem auch an dem mit feinem Humor gewürzten Schreibstil der Autorin, der nicht nur das historische Köln, sondern auch ihre Charaktere lebendig werden lässt.


    Für mich war es ein bisschen wie nach Hause kommen, habe ich doch erst Almut jahrelang begleitet, um dann, wie die Autorin, mit der nächsten Generation weiterzumachen. Almut und Ivo sind natürlich immer noch mit von der Partie, und auch immer noch recht rege, aber im Mittelpunkt stehen nun Alyss mit ihrem Hauswesen, und Marian, der noch auf der Suche nach seiner Berufung ist. Soll er Heiler werden, oder doch in die Geschäfte seines Vaters einsteigen? Sein Wissen um die Heilkunst tut zumindest auch in diesem Band gute Dienste.


    Auch Alyss ist sich noch in manchem unklar, zum Beispiel auch in ihrer Beziehung zu John of Lynne, der gerade aus England zurückgekehrt ist. Am Ende des Bandes ist manches klarer. Ich bin schon sehr gespannt auf den fünften Band der Alyss-Reihe, der auch der letzte ist.


    Der Mord an Alyss Ehemann wird natürlich auch aufgelöst, vorher gibt es aber noch das eine oder andere Problem, vor allem, weil Overstoltz seine Kompetenzen sehr weit auslegt. Und auch ein Teil ihres Erbes macht Alyss zu schaffen.


    Zu Beginn des Romans befindet sich ein Personenverzeichnis und ein Vorwort Andrea Schachts, in dem sie über die Rechtsprechung im Mittelalter und das Schöffentum schreibt. Ich empfehle, das unbedingt zu lesen.


    Nicht nur die Romane um die Begine Almut, auch die um ihre Kinder Alyss und Marian gehören zu meinen Lieblingsreihen. Der feine Humor, die gute Recherche, der lebendige Erzählstil und die gelungenen Charaktere machen es mir leicht, die Romane zu lieben. Gerne empfehle ich beide Reihen, die man am besten in der richtigen Reihenfolge liest.