Alessia Gazzola - Mit Skalpell und Lippenstift (Band 1)

  • Klappentext:
    Ein Mord in Roms Oberschicht: Giulia, Jurastudentin aus bester Familie, wird tot aufgefunden. Wer war der Liebhaber, den sie kurz vor ihrem Tod empfangen hat? Und wer hat ihr die tödliche Dosis Medizin verabreicht? Alice Allevi, Assistenzärztin der Rechtsmedizin, löst den fast perfekten Mord mit Witz, Intelligenz und Hartnäckigkeit. Dabei hat sie es nicht leicht: An ihrem Institut scheinen eigentlich alle gegen sie zu sein, ihre Versetzung ins nächste Assistenzjahr ist gefährdet, und dann kommt ihr auch noch eine Leiche abhanden. Auch ihr Privatleben steht unter einem schwierigen Stern – ausgerechnet dem egozentrischen Arthur, dem Sohn ihres Chefs, fliegt ihr Herz zu. Ein spannender, humorvoller Pathologie-Krimi mit einer Heldin, die in ihrem Charme Bridget Jones in nichts nachsteht.



    Rezension:
    Alice Allevi weiß genau, was sie beruflich in ihrem Leben machen will: Sie will unbedingt Rechtsmedizinerin werden. Ihr Medizinstudium hat sie bestanden und macht nunmehr ihre Facharztausbildung in der Rechtsmedizin. Mit ihr zusammen machen noch Ambra Negri della Valle und Lara Nardelli ihre Ausbildung zur Rechtsmedizinerin und alle drei buhlen um die Aufmerksamkeit von Claudio Conforti, der seine Ausbildung zum Facharzt der Rechtsmedizin fast beendet hat und der Schwarm sämtlicher weiblicher Institutsangestellter ist. Alice selbst geht eher planlos durchs Leben, teilt sich ihre Wohnung mit einer Austauschstudentin aus Japan und hat seit ziemlich genau drei Jahren keinen Partner mehr - mit anderen Worten, ihr Leben ist alles andere als glamourös.


    Während einer jährlichen Wohltätigkeitsveranstaltung (Anwesenheitspflicht) wird ein Todesfall gemeldet und Claudio macht sich umgehend, zusammen mit Alice und Ambra auf den Weg zur Leiche. In entsprechender Wohnung muss Alice feststellen, das sie die Tote, Giulia Valenti, kannte - erst einen Tag vorher hat sie die lebenslustige junge Frau kennengelernt. Bei der Autopsie wird festgestellt, dass die junge Frau an einem allergischen Schock gestorben ist. Die Ermittlungen der Polizei deuten darauf hin, dass es ein Unfall gewesen ist, doch Alice ist sich sicher, dass irgendwas an der Sache nicht stimmt und Giulia ermordet wurde. Doch mit ihrem Verdacht stößt sie überall nur auf taube Ohren.


    Doch das ist nicht das einzige, was Alice Sorgen macht. Sie ist nicht unbedingt eine brillante Studentin und da sie sich nicht sonderlich für die angebotenen Projekte des Instituts interessiert und auch ansonsten ziemlich schusselig ist, stellt ihr die stellvertretende Leiterin der Rechtsmedizin in Aussicht, dass sie das laufende Facharzt Jahr wiederholen muss, wenn sie nicht durch ein Projekt überzeugen kann. Alice hat noch 3 Monate Zeit sich zu beweisen, doch wie weiß sie noch nicht. Dann lernt sie bei einer Ausstellung ihres Bruders den Reisejournalisten Arthur Malcomess kennen und landet natürlich im nächsten Fettnäpfchen, das sich ihr in den Weg stellt. Wider erwartend werden die Beiden ein Paar, doch nach wie vor nagt der angebliche Mord an Guilia an ihr und auch die Gefahr, dass sie das Jahr wiederholen muss. Doch anstatt sich der Situation zu stellen, lässt sie sich weiter treiben und ermittelt auf eigene Faust, was mit Guilia passiert ist und kommt der Wahrheit näher, als gut für sie ist ...


    Was für ein herrlicher erfrischender Auftakt! Der Plot des Buches wurde sehr detailliert und abwechslungsreich in Szene gesetzt. Immer wieder erfährt der Leser auf der einen Seite etwas aus Alice Leben als angehende Rechtsmedizinerin und auf der anderen Seite auch herrliche Anekdoten aus ihrem Privatleben, sodass es nie langweilig wird, ihr durch die Geschichte zu folgen. Die Protagonisten selbst wird als sehr warmherzig, treu und hilfsbereit darstellt, andererseits scheint sie der größte Tollpatsch zu sein, der jemals einen Fuß in das rechtsmedizinische Institut gesetzt hast. Der Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, nicht so voll gepackt mit Action, wie es teils der Fall ist, sondern auf eine sehr locker-leicht sarkastische Art und Weise, die mir sehr viel Spaß bereitet hat. Alles in allem ist Alice ein vielversprechende Protagonisten und auf weitere Bücher (Band 2: Herzversagen erscheint im Sommer 2013) der Autorin freue ich mich bereits jetzt.



    Die Autorin:
    Alessia Gazzola, geboren 1982 in Messina, ist Chirurgin und macht derzeit ihre Facharzt-Ausbildung zur Rechtsmedizinerin - ihrem Traumberuf. Ihre weitere große Leidenschaft ist seit ihrer Kindheit das Schreiben. Mit ihrem Krimidebüt "Mit Skalpell und Lippenstift" konnte sie beiden Passionen gerecht werden und erlebte damit einen riesigen Erfolg bei Lesern und Kritikern. Zurzeit schreibt Alessia Gazzola an ihrem zweiten Band mit der Rechtsmedizinerin Alice Allevi.

  • Mir hat es unheimlich gut gefallen, zumal die Autorin hier von etwas schreibst, wovon sie, dank ihres eigentlichen Berufes, unheimlich viel versteht und ich muss sagen: Protagonistin Alice hat einen unheimlich guten Eindruck bei mir hinterlassen, ich muss einfach wissen, wie sich ihr Leben weiter entwickelt.

  • Gestaltung:


    Das Cover gefällt mir total gut, weil es einfach super zum Inhalt passt. Das Gelb mit der pinken Schrift zieht den Blick magisch an und man fragt sich sowohl beim Cover als auch beim Titel, um was es wohl in dem Buch gehen wird.


    Inhalt:


    „Alice Allevi, Assistenzärztin der Rechtsmedizin, hat es nicht leicht: Sie ist chaotisch, zart besaitet und ihre Missgeschicke bei Obduktionen sind legendär. Doch als sie mit dem Tod einer Studentin konfrontiert wird, die sie kurz vorher zufällig kennengelernt hatte, lässt sie sich von niemandem einschüchtern: Sie ist überzeugt, dass es Mord war, und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln …“


    Alice ist auf einer Arbeitsfete. Einer ihrer Ausbilder Claudio bekommt einen Anruf und wird zu einem Tatort gerufen. Alice hat Glück und darf mitkommen. Sie finden eine junge Frau und alles sieht danach aus, als wäre ihr Tod ein Unfall, da sie an einer Medikamentenallergie gestorben ist.


    Doch Alice hat diese Frau kurz vorher kennengelernt und ihr Gefühl sagt ihr, dass es sich alles andere als um einen Zufall handelt. Denn wieso sollte Guilia ein Medikament schlucken, von dem sie weiß, dass sie darauf allergisch reagiert?! Aber Alice ist leider nicht die Beste ihres Jahrgangs und ihre Ausbilder haben, nach einigen Fehlern von Alice, nicht gerade Vertrauen in sie und wollen sich von ihr erst recht nicht sagen lassen, wie sie ihre Arbeit zu tun haben.


    Und weil das nicht reicht, steht Alice auch noch auf der Kippe. Wenn sie sich nicht endlich als gute Gerichtsmedizinerin beweist, muss sie das Jahr wiederholen oder sogar eine neue Ausbildung beginnen. Doch die junge Frau kann nicht anders: Sie glaubt einfach nicht an einen Unfall und beginnt auf eigene Faust Hinweise zu sammeln und zu ermitteln. Aber nicht jeder meint es ehrlich mit ihr und so gerät sie schnell in eine Geschichte, aus der sie alleine nicht mehr herauskommt. Und dann kreuzt auch noch die Liebe ihren Weg und macht ihr Leben zusätzlich kompliziert. Aber vielleicht hat sie auch genau diesen Druck gebraucht, um endlich einmal zu zeigen, was wirklich in ihr steckt, denn sie kann auch ganz anders … .


    Charaktere:


    Alice Allevi ist eine typische Durchschnittsfrau. Sie ist nicht besonders hübsch, nicht besonders begabt, besonders reich oder sonst was. Sie ist in der Ausbildung zur Rechtsmedizinerin und hat sich dort auch schon einige gravierende Fehler geleistet. Obwohl sie diesen Beruf wirklich liebt und gar nichts anderes machen will, zeigt sie nicht besonders viel Begeisterung und arbeitet auch nicht daran, einen besseren Ruf zu erwerben. Ihre Schwärmereien für ihren Mentor Claudio sind fast schon etwas naiv und erinnern an einen Teenager. Doch dann darf sie zu einem Tatort mitfahren und zweifelt schnell an Claudio’s Theorie von einem Unfall und ergreift endlich die Initiative. Leider ist sie jedoch auch darin nicht besonders geschickt und gerät in eine Geschichte, die sich immer mehr verstrickt und aus der sie bald nicht mehr so einfach herauskommt. Und dann kreuz der Sohn des Chefs Arthur ihren Weg und sie verliebt sich hoffnungslos. Doch Arthur ist Journalist und reist von Stadt zu Stadt. Er ist ruhelos und scheint nicht der Typ für eine feste Beziehung zu sein. Alice hat es wirklich nicht leicht und trotzdem versucht sie ihre Frau zu stehen und das Beste aus ihrer Situation zu machen.


    Arthur gefiel mir sehr gut. Er ist nicht der typische Superheld, sondern hat Ecken und Kanten. Er hat keine gute Beziehung zu seinem Vater und ist zwar gut, aber unglücklich in seinem Job. Die beiden begegnen sich auf einer Fotoausstellung von Alices Bruder und verabreden sich. Von da an verbringen sie viel Zeit miteinander und Arthur scheint sich ebenfalls in Alice zu verlieben und doch ist er nicht bereit für diese Liebe seine Wünsche und Träume aufzugeben.


    Toll sind auch die Nebendarsteller, wie z.B. Alices Mentor Claudio. Er ist ein typischer Frauenheld und lässt wirklich nichts anbrennen. Er flirtet mit seinen Azubis und ist ziemlich genervt von Alice, die so viele Fehler macht. Und doch versucht er das Beste aus Alice herauszuholen.


    Aber auch der Fall bringt interessante Personen mit sich: Die Tote Guilia Valenti scheint alles andere als eine weiße Weste zu haben und ihre Familie, die der High-Society angehört, trägt wohl einige schmutzige Familiengeheimnisse mit sich herum.


    Jeder Charakter in diesem Buch scheint eine wichtige Rolle zu spielen.


    Schreibstil:


    Das Buch ist aus Sicht von Alice geschrieben, so dass man die Gefühle der Protagonistin hautnah miterlebt. All ihre Gedanken, Überlegungen und Träume werden genau beschrieben. Aber auch ihre Ängste und Unzulänglichkeiten bleiben nicht außen vor. Es ist sehr schön, einmal eine Heldin zu erleben, mit der man sich richtig identifizieren kann, da sie eigentlich die typische Frau von nebenan ist. Doch ich muss sagen, dass mich die Protagonistin manchmal auch genervt hat. Sie bekommt gesagt, dass sie vielleicht das Jahr wiederholen muss und anstatt sich so richtig in die Arbeit zu knien, versinkt sie in Selbstmitleid und macht einen doofen Fehler nach dem anderen. Um ehrlich zu sein, hätte ich Alice oftmals gern einen Tritt in den Hintern verpasst. Doch zum Ende hin, zeigt sie zum Glück noch einmal, dass in ihr mehr steckt, als ein kleines Dummchen.


    Besonders gelungen ist der Autorin, Alessia Gazzola, in meinen Augen die Darstellung des Falls von Guilia Valenti. Als Leser kann man zwar Alices Skepsis gut nachvollziehen, da man ja auch ihre Denkweise gut kennt, und trotzdem weiß man lange nicht, ob es ein Unfall, Selbstmord oder doch Mord war. Es werden immer wieder neue kleine Hinweise gegeben und Theorien aufgestellt und verworfen. Mancher Verdacht scheint sich zu erhärtet und doch gibt es die ein oder andere Wendung und ganz ehrlich, das Ende hat mich wirklich überrascht, denn erst da erfährt man, was wirklich passiert ist. Und dabei ist das Buch so geschrieben, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will, bevor man nicht weiß, wie es endet und ob Alice recht gehabt hat.


    Sehr gut gefiel mir auch die Liebesgeschichte zwischen Alice und Arthur. Es gibt Momente, die einen zum seufzen bringen, Momente, die man selber gerne erleben möchte und doch ist alles nicht Friede Freude Eierkuchen. Die beiden sind einfach zu verschieden und jeder jagt seinen Träumen nach und dabei müssen sie sich entscheiden: Die eigenen Träume oder die frisch gewachte Liebe. Und da das Buch und die Liebesgeschichte alles andere als kitschig ist, ist die Entscheidung natürlich nicht so, wie man sich das als Leser vielleicht wünschen würde und doch ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Eine Lovestory wie aus dem Leben geschrieben und alles andere als übertrieben.


    Die Leseprobe am Ende des Buches gibt einen Ausblick auf die Fortsetzung und Alice Allevis neuen Fall. Sie hat mich richtig neugierig gemacht und da ich ja auch wissen möchte, was Alice noch alles anstellt, werde ich mir den 2. Teil sicher auch noch kaufen.


    Fazit:


    Ein wirklich unterhaltsamer Krimi, der nicht nur mit jeder Menge Spannung und Humor, sondern auch einer originellen, alles andere als perfekte Heldin aufwartet.


    Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.

  • Ich fand es anfangs doch arg langweilig und künstlich in die Länge gezogen. Ständig schweift die Autorin in Nichtigkeiten ab und erzählt bis ins kleinste Detail völlig Belangloses und Selbstverständliches. Außerdem habe ich mich mehrmals gefragt, wie Alice überhaupt Ärztin werden konnte, so dämlich, wie sie sich manchmal selbst bei einfachsten Sachen anstellte. Phlegmatisch war sie ja auch irgendwie, lässt einfach alles auf sich zukommen und ändert erst einmal nichts. Ich kann ja verstehen, wenn einem die angebotenen Projekte nicht so zusagen, aber ich weiß doch auch, dass ich Einsatz zeigen muss. So muss man halt in den sauren Apfel beißen, die Mehrheit hat eh im Berufsleben Sachen zu erledigen, die nicht unbedingt Spaß machen. Außerdem rennt sie blindlings in merkwürdige Situationen - so manches Mal konnte ich wegen ihrer Handlungen nur noch die Hände überm Kopf zusammenschlagen.


    Ihre Beziehung zu Arthur - naja, Arthur hat mir eh nicht so gefallen, aber zumindest war er ehrlich zu ihr. Sie ist dann schon eher diejenige, die ihn bedrängt, war aber alles irgendwie noch verständlich. Der Fall Guilia Valenti verkam da eher schon zur Nebensache, ständig schweift die Autorin ausgiebig in Alices Leben ab und stellt selbst die alltäglichsten Dinge in den Mittelpunkt.


    Trotzdem hatte die Geschichte irgendetwas an sich, was mich fesselte und ich nicht entnervt abgebrochen habe. Wobei mir auch Italien als Setting überhaupt nicht liegt, so werde ich doch bestimmt auch in den Nachfolgeband schauen, wenn er mir mal unter die Finger gerät. Immerhin will man ja doch wissen, ob Arthur sich eines Besseren belehren lässt.


    LG
    Patty