Bruder Kemal - Jakob Arjouni

  • 5. Band der Kemal Kayankaya-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Der Frankfurter Privatdetektiv Kayankaya ist zurück: älter, entspannter, cooler und sogar in festen Händen. Ein Mädchen verschwindet, und Kayankaya soll während der Frankfurter Buchmesse einen marokkanischen Schriftsteller beschützen. Zwei scheinbar einfache Fälle, doch zusammen führen sie zu Mord, Vergewaltigung, Entführung. Und Kayankaya kommt in den Verdacht, ein Auftragskiller zu sein.


    Über den Autor:
    Jakob Arjouni, geboren 1964 in Frankfurt am Main, veröffentlichte Romane, Theaterstücke, Erzählungen und Hörspiele. Sein erster Kayankaya-Roman ›Happy birthday, Türke!‹ wurde 1991 unter der Regie von Doris Dörrie verfilmt, und für ›Ein Mann, ein Mord‹ erhielt Jakob Arjouni 1992 den Deutschen Krimi-Preis. Seine Veröffentlichung ›Idioten. Fünf Märchen‹ stand monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt erschien von ihm der Roman ›Cherryman jagt Mister White‹. Arjouni lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Berlin und Südfrankreich.


    Meine Rezension:
    Über 10 Jahre ist es her, dass Privatdetektiv Kemal Kayankaya in Frankfurt ermittelte, doch jetzt haben sich die Hoffnungen seiner Fans erfüllt und Jakob Arjouni lässt den schnoddrigen deutsch-türkischen Detektiv an zwei neuen Fällen arbeiten. Beide Fälle haben nichts miteinander zu tun, die Ermittlungen dazu kreuzen sich jedoch zufällig im Laufe der Geschichte. Der Klappentext spricht von einem entspannteren und cooleren Kemal - tatsächlich ist der gute mittlerweile über 50 und nimmt auch immer noch kein Blatt vor den Mund, aber er wirkt nicht mehr so bissig und einige seiner Sprüche sind auch eher lauwarm, was ich sehr schade finde. Auch die soziologische Kritik, die Arjouni bislang gekonnt in seine Romane eingewoben hat, ist nicht mehr so scharf und das obwohl die beiden Fälle hier reichlich Potenzial bieten. Aus den bisherigen Bänden ans Herz gewachsene und ebenfalls vermisste Nebenfiguren wie Slibulsky erhalten nur einen kurzen Gastauftritt und das Ende darf man durchaus als etwas kitschig bezeichnen.


    Obwohl ich mich wirklich über ein Wiedersehen mit "Bruder Kemal" gefreut habe, konnten meine (vermutlich zu hohen?) Erwartungen nicht erfüllt werden und ich hoffe, dass Arjouni in einem hoffentlich nächsten Band wieder mehr Tempo, Action und Zynismus bietet als in diesem hier. Für Kayankaya-Fans sicher ein Muss, für alle anderen nicht der beste Einstieg in die Serie!

  • Was Milla beim Schreiben der Rezension nicht wusste, war Arjouni selber beim Schreiben des Buches schon klar: es würde nicht nur der letzte Kayankaya sondern sein letztes Buch überhaupt sein. Er hatte zu dem Zeitpunkt schon seine tödliche Krebsdiagnose erhalten - und starb wenige Monate nach der Veröffentlichung. Viel zu jung :cry


    Ich denke das hat sicherlich auch diese Geschichte mit gefärbt.


    Lange hatte ich gezögert das Buch zu lesen, hatte es mir erst nach seinem Tod bestellt und wusste genau, dass es sein letztes ist. Meine Erwartungen waren ebenfalls hoch, gehört er doch zu meinen Lieblingsautoren. Und leider kommt "Bruder Kemal" nicht an seine Vorgänger heran. Ich muss da Milla leider recht geben, der Biss fehlte hier etwas.


    Doch selbst ein mittelmäßiger Kayankaya ist immer noch empfehlenswert. Ja er ist älter geworden, doch das bin ich als seine Leserin auch. Und wir beide sind nicht wirklich sooo viel weiser ....

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich