Und die Herzen zieht’s nach Westen - Ruth Glover

  • Und sie lebten glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage! ... Schön wär’s, aber es sind nichts als Märchen! (Seite 218)


    255 Seiten, kartoniert
    Originaltitel: The Shining Light
    Aus dem Amerikanischen von Anja Findeisen-MacKenzie
    Verlag: Brunnen Verlag, Basel/Gießen 2012
    ISBN-10: 3-7655-1530-2
    ISBN-13: 978-3-7655-1530-9



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Ende de 19. Jahrhunderts ziehen Matthew und Abbie Rooney mit ihren Kindern von Ontario in den „Busch“ nach Saskatchewan. Es ist eine schwierige Umgewöhnung vom Leben in der Stadt jetzt auf einer Farm mitten in der Wildnis. Doch in Höhen wie Tiefen erfahren sie die Hilfe der Nachbarn.
    Aber das Leben fern der Zivilisation ist kein Zuckerschlecken und fordert seinen Tribut. Und so kommen schwere Zeiten auf die Rooneys zu.



    Über die Autorin


    Ruth Glover ist in Saskatchewan geboren und aufgewachsen, etwa so, wie sie es in diesem Buch beschreibt. Mit ihrem Mann Hal, den sie 1940 heiratete, lebte sie in Californien und (heute) in Oregon. Sie haben drei Kinder und etliche Enkelkinder.



    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Handlungsweisen wie Beten oder Hinwendung zu Gott werden als normal und notwendig angesehen, so daß ich auf diesen Aspekt des Buches nicht weiter eingehe.
    Ich habe das bewußt in "Belletristik" einsortiert, da mir die Unsicherheiten (siehe Rezi) zur Handlungszeit eine Einordnung unter "Historische Romane" nicht angezeigt erschienen ließen.



    Meine Meinung


    Wenn man sich die Umschlaggestaltung (incl. der Klappen) des Buches ansieht, so ist diese unpassend, und dadurch fast schon wieder passend. Dieser Widerspruch erklärt sich dadurch, daß die abgebildeten Personen teilweise Kleidung tragen, die partout nicht zu der Zeit passen, in der das Buch spielt. Während die Gestaltung selbst auf einen Unterhaltungsroman hinweist, was zutrifft.


    Weshalb der Verlag das zudem als Klappbroschur herausbrachte, die so „gut“ gebunden ist, daß auch bei vorsichtigem Lesen der Rücken massive Knicke aufweist, erschließt sich mir - so wie schon die Umschlaggestaltung - nicht so richtig.


    Allerdings - gut unterhalten hat mich das Buch. Und das ist ja wohl auch der Hauptzweck.


    Aber aus dem bisher Geschriebenen kann man herauslesen, daß dem Buch eine gewisse Tiefe fehlt (das ist eine Feststellung, keine Wertung). Das macht sich für mich beispielsweise darin bemerkbar, daß ich die Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist, nur aus dem Rückseitentext erschließen konnte. Liest man das Buch ohne Vorkenntnisse, könnte es genauso in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts spielen. Vieles war mir vertraut aus Catherine Marshalls „Christy“; das spielt um 1912 in den Appalachen. Aber vielleicht hat sich in den rund zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren ja auch nicht viel verändert im „Busch“.


    Dieser Begriff „Busch“ ist mir übrigens aufgefallen, weil er immer wieder verwendet wird. Mir erschien das irgendwie unpassend, „Busch“ ist für mich eher in Afrika und Indien angesiedelt. Aber das englische Pendant „bush“ findet anscheinend auch im Original Verwendung, zumindest auf der Webseite des Orfiginalverlages. Da die Autorin in der Gegend, die sie beschreibt, aufgewachsen ist, nehme ich inzwischen also an, daß das tatsächlich das Wort ist, das die „Einheimischen“ dort verwenden. Wieder etwas gelernt.


    Die Geschichte selbst entwickelt sich relativ geradlinig. Trotz der fehlenden Tiefe erhält man eine recht gute Vorstellung vom Leben damals auf so einer einsamen kleinen Farm. Von den Sorgen und Nöten, aber auch den (bisweilen nur kleinen) Freuden. Das Leben ist hart und zuweilen lebensgefährlich. Leichter ertragen läßt sich das durch einen Schuß Humor, für den sind die alten Brüder Harry und Hubert zuständig. Diese können alleine eigentlich nicht mehr überleben und erfahren deshalb vielerlei Hilfe durch die Nachbarn. Ihre Gebete und deren meist prompte Erhörung sind ein Kapitel für sich, das für so manchen Schmunzler gut ist.


    Am Ende angekommen, ist die Hauptgeschichte dieses Buches zwar erzählt, aber noch eine Menge offen. Es gibt keinen Cliffhanger im dem Sinne, aber doch etliche offene Fäden. Das Buch ist zwar durchaus in sich abgeschlossen, doch verlangt geradezu nach einer Fortsetzung. Die es auch gibt, denn es ist der erste Band einer insgesamt sechsbändigen Reihe. Da bleibt nur zu hoffen, daß auch die Folgebände bald erscheinen, denn ich möchte zu gerne wissen, wie es mit all den Figuren nach der Ernte dieses Jahres weitergeht.



    Kurzfassung:


    Ein unterhaltsamer Roman, der im Busch Kanadas um die Wende zum 20. Jahrhundert angesiedelt ist.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • The Shining Light - Ruth Glover


    Hier noch die amerikanische Originalfassung. Die Serie „Wild Rose“ umfaßt übrigens sechs Bände, als da sind:


    - The Shining Light (1994, dt. „Und die Herzen zieht’s nach Westen“)
    - Bitter Thistle, Sweet Rose (1995)
    - A Time to Dream (1995)
    - Turn Northward, Love (1996)
    - Second-best Bride (1997)
    - A Place to Call Home (1999)


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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ende des 19. Jahrhunderts wandern Abbey und Matthew gemeinsam mit ihren drei Kindern in eine Provinz in Kanada aus, um dort auf einer Farm ein neues Leben anzufangen. Vor allem für Abbey ist die Umstellung sehr hart. Sie lebt mit Ängsten und muss lernen, mit der Einsamkeit umzugehen. Dabei hilft ihr die enge Gemeinschaft, die zwischen den Auswanderern herrscht. Doch als Abbey einen harten Schicksalsschlag verkraften muss, scheint ihre Zukunft ungewiss.


    Neben Abbey spielen mehrere Nebencharaktere in dem Buch eine große Rolle: Da sind z.B. die beiden alten Brüder Hubert und Harry, die nicht wissen, wie sie den Winter alleine überleben sollen. Und die junge Carolyn, die sich unsterblich in den Halbindianer Micah Lille verliebt hat. Bei gemeinsamen Unternehmungen oder Gottesdiensten treffen alle Personen aufeinander, sonst laufen einige Erlebnisse parallel.


    Trotz vieler Personen ist die Geschichte klar strukturiert und verständlich. Doch durch die vielen Personen hat mir mancher Tiefgang gefehlt: Bis zuletzt hatte ich das Gefühl, alle Charaktere zu kennen, aber mich in keine hineinversetzen zu können, da die Geschichte wenig über die Emotionen der Personen erzählt. Gleichzeitig hat es mir gut gefallen, dass das Buch sehr rational geschrieben ist, viel Interpretationsspielraum lässt und keine kitschige Liebesgeschichte erzählt. Schön fand ich außerdem, dass die Autorin die Natur und die angenehme Ruhe der Provinz sehr überzeugend schildert. Auch die Handlung hat mich viele Male überrascht und war wenig vorhersehbar.


    Bei „Und die Herzen zieht`s nach Westen“ handelt es sich um den ersten Band einer mehrteiligen Serien. Derzeit gibt es in deutscher Sprache auch den Folgeband „Große Gefühle in weitem Land“ zu kaufen, auf den ich ebenfalls sehr gespannt bin.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch!