Katzensprung von Christiane Gibiec

  • Inhalt


    In der Wupper treibt die Leiche einer Frau. Die serbischstämmige Kommissarin Olga Popovich aus Wuppertal wird an den Fundort gerufen. Das Tattoo „Emilio mio“ auf dem Bauch der Toten führt Olga zusammen mit ihrem Kollegen Josef Lepple zu dem Wichlinghauser Kneipenwirt Emilio Sassi. Sassi hat seit über einem Jahr eine Affäre mit der attraktiven Lehrerin Ramona Wenkler gehabt, von der seine Frau Trudi seit Monaten gewusst hat.


    Die ermordete Ramona Wenkler ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Lehrerin hat es nie lange in einer Anstellung ausgehalten und die Leere ihres Lebens mit wechselnden Männerbeziehungen kompensiert, immer auf der Suche nach der ganz großen Liebe. Sassi, überfordert durch die Ansprüche seiner Geliebten, hat erfolglos versucht, die Affäre mit ihr zu beenden. Auch Sassis pubertierende Tochter Luna rückt in das Visier der Ermittler. Sie ist mit dem schönen und geheimnisvollen jungen Russen Igor befreundet, der Parcour läuft und Zen-Meditationen macht und in den Fall verwickelt zu sein scheint.


    Erschwert werden die Ermittlungen für Olga durch die angespannte Beziehung zu ihrem Kollegen Max Zapatka, der Vater von Zwillingen geworden ist, und den Einmischungen von Olgas serbischen Eltern Lenka und Slatko, die ihre Tochter lieber heute als morgen mit Max verheiratet sehen wollen.



    Meine Meinung


    „Katzensprung“ ist der erste Band einer Reihe um die Wuppertaler Kriminalhauptkommissarin Olga Popovich. Neben einer klassischen Kriminalhandlung – eine Leiche wird gefunden, mehrere Verdächtige werden präsentiert und am Ende wird der Fall gelöst – führt uns die Wuppertaler Autorin tief in den Dschungel menschlicher Beziehungen hinein.


    Olgas Kollege Max, mit dem sie seit drei Monaten eine Affäre hat, gesteht ihr, Vater von sechs Monate alten Zwillingen zu sein. Mit der Mutter der Kinder hat er zwar nichts mehr zu tun, wie er behauptet, doch für seine Söhne ist er immer da. Für die Zweisamkeit mit Olga bleibt ihm kaum Zeit.


    Trudi Sassi hat sich ihr Leben lang in ihrer Ehe ihrem Mann untergeordnet, für seine Kneipe gekocht und seine Seitensprünge ertragen und jedes Mal verziehen. Als sie beginnt, sich von Emilio zu lösen, offenbart sich die Schwäche ihres Mannes und sie erkennt, dass Emilio stärker auf sie angewiesen ist als sie auf ihn.


    Das Mordopfer Ramona Wenkler hat sich mit oberflächlichen Männergeschichten getröstet und verzweifelt nach der einen großen Liebe gesucht, die sie in Emilio Sassi zu finden geglaubt hat. Ihre Suche nach Liebe hat sie schließlich in den Tod geführt.


    Beziehungen zerbrechen, neue entstehen und immer wieder stellt sich dem Lesern die Frage, ob es möglich ist, die Liebe überhaupt zu finden und zu halten oder ob jede Beziehung schon in ihrem Anfang zum Scheitern verurteilt ist. In ihrer klaren und poetischen Sprachen entfaltet Christiane Gibiec ein Kaleidoskop an erotischen Begierden und Wünschen, das in einem Todesfall endet.


    Fazit: Spannender Kriminalroman, der durch seine tiefgründigen Fragestellungen und seine sprachliche Virtuosität aus der Masse der Regionalkrimis deutlich herausragt.

    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten (Katharina von Siena).