Karl May - Sein Leben und seine Werke

  • Nachdem unter der Rubrik "Klassik" gerade die Vorstellung des Lebenswerkes von Karl May läuft, erlaube ich mir, hier die wichtigsten Daten aus dem Lebenslauf des Verfassers einzustellen.


    Zeittafel
    (aus: Christian Heermann "Winnetous Blutsbruder")


    1842
    25.2.: Karl May wird in Ernstthal, Niedergasse 111 (heute Hohenstein-Ernstthal, Karl-May-Straße 54, "Karl-May-Haus") geboren.
    26.2.: Taufe in der Ernstthaler Kirche St. Trinitatis; nach eigenem Bekunden vier Jahre blind.


    1845
    April: Umzug in eine Mietwohnung in Ernstthal, Markt 16, später 18 (beide Häuser 1898 abgebrannt; heute H.-E., Neumarkt 16 bzw. 18 ).


    1848
    (evtl. schon 1847): Besuch der Rektoratsschule in Ernstthal bis 1856.


    1856
    16.3.: Konfirmation.
    Besuch des Lehrerseminars in Waldenburg, dort erste literarische Versuche.


    1860
    28.1.: Entlassung aus dem Seminar wegen des Vorfalls mit den Kerzen.
    4.6.: Fortsetzung des Studiums am Lehrerseminar in Plauen.


    1861
    September: Abschlussprüfung in Plauen.
    Oktober: Hilfslehrer an der Armenschule in Glauchau, ab Monatsende Fabrikschullehrer in Altchemnitz.
    Weihnachten: Verhaftung wegen "Uhrendiebstahls".


    1861
    Verurteilung zu sechs Wochen Gefängnis wegen "widerrechtlicher Benutzung fremder Sachen".
    8.9. bis 20.10.: Strafverbüßung in Chemnitz.
    6.12.: Musterung, für militäruntauglich befunden.


    1863
    Kümmerliche Einnahmen durch Privatstunden und Auftritte in "musikalisch-declamatorischen Abendunterhaltungen". Mitglied im Ernstthaler Sängerkreis "Lyra", der auch Kompositionen Mays aufführt. Nach der Streichung aus der Liste der Schulamtskandidaten (20. Juni) wachsende Verzweiflung.


    1864
    Weitere Auftritte in öffentlichen Veranstaltungen.
    Juni: Erste hochstaplerische Aktion in Penig.
    Dezember: Ähnliche Schwindelei in Chemnitz.


    1865
    März: Pelzcoup in Leipzig.
    26.3.: Verhaftung.
    8.6.: Verurteilung durch das Bezirksgericht Leipzig zu vier Jahren und einem Monat Arbeitshaus.
    14.6.: Strafantritt auf Schloss Osterstein in Zwickau.


    1868
    2.11.: Vorzeitige Entlassung.
    Seine im Repertorium fixierten schriftstellerischen Pläne lassen sich nicht verwirklichen.


    1869
    März: Beginn neuer Hochstapeleien und kleinerer Diebstähle in der Umgebung von Ernstthal. Zeitweise Aufenthalt in der "Karl-May-Höhle".
    2.7.: Verhaftung in Hohenstein.
    26.7.: Bei einem Lokaltermin Flucht bei Kuhschnappel.


    1870
    4.1.: Festnahme in Algersdorf (Böhmen).
    13.4.: Verurteilung durch das Bezirksgericht Mittweida zu vier Jahren Zuchthaus.
    3.5.: Strafantritt in Waldheim, Arbeit als Zigarrendreher.


    1872
    September: Mit drei kleinen Gedichten in einem Kalender erscheinen die ersten gedruckten Zeilen.


    1874
    2.5.: Entlassung mit der Auflage zweijähriger Polizeiaufsicht.
    Schriftstellerische Versuche.


    1875
    8.3.: Reise nach Dresden, um im Verlag H. G. Münchmeyer eine Arbeit als Zeitschriftenredakteur aufzunehmen.
    15.3.: Polizeiliche Ausweisung aus Dresden.
    April/Mai: Erste Erzählung Die Rose von Ernstthal.
    August: Rückkehr nach Dresden, Wohnung im Verlagshaus H. G. Münchmeyer, Wilsdruffer Vorstadt, Jagdweg 14 (Haus existiert nicht mehr).
    September: Die Wochenzeitschriften Schacht und Hütte und Deutsches Familienblatt erscheinen. In Heft 7 des Deutschen Familienblattes wird erstmals Winnetou vorgestellt.


    1876
    26.3.: Helene Ottilie Vogel, mutmaßliche Tochter Mays, geboren.
    Jahresmitte: Bekanntschaft mit Emma Pollmer.
    September: Als Nachfolgerin von Schacht und Hütte und Deutsches Familienblatt erscheint die Zeitschrift Feierstunde am häuslichen Heerde. Ab Heft 10 läuft Mays erster Roman Der beiden Quitzows letzte Fahrten.


    1877
    Februar: Beendigung der Tätigkeit im Verlag H. G. Münchmeyer. Wohnung in Dresden-Altstadt, Pillnitzer Straße 72 bei einer Witwe Groh (Haus existiert nicht mehr).
    Mai: Emma übersiedelt nach Dresden.
    May bietet mehreren Verlegern Erzählungen an.


    1878
    1. Halbjahr: Redakteur der Zeitschrift Frohe Stunden im Verlag von Bruno Radelli, Dresden.
    Gemeinsame Wohnung mit Emma Pollmer in Dresden-Neustrießen, Str. 4, Nr. 2, Villa Forsthaus (heute Forsthausstr./Ecke Teutoburgstr.; Haus existiert nicht mehr)
    April: Recherchen zum Todesfall Emil Pollmers (Onkel von Emma P.).
    August: Wohnung in Hohenstein, Am Markt 243, "Pollmer-Haus" (heute H.-E., Altmarkt 33); May wird freischaffend tätig.


    1879
    9.1.: Verurteilung durch das Gerichtsamt Stollberg zu drei Wochen Gefängnis wegen unbefugter "Ausübung eines öffentlichen Amtes"; danach Einspruch und Gnadengesuch.
    März/April: Mit Three carde monte erscheint die erste Erzählung im Deutschen Hausschatz.
    April: May zieht wieder zu seinen Eltern nach Ernstthal, Markt 18.
    Juni: In der zweiten Hausschatz-Erzählung Unter Würgern taucht erstmals Old Shatterhand auf.
    1.-22.9.: Strafverbüßung im Gerichtsgefängnis von Hohenstein-Ernstthal.
    November: Im Verlag von Franz Neugebauer, Stuttgart, erscheinen Mays erste Buchausgabe (Im fernen Westen) und die von ihm besorgte Bearbeitung des Waldläufers von Gabriel Ferry.


    1880
    17.8.: Eheschließung mit Emma Pollmer.
    Wohnung in Hohenstein, Am Markt 2 (heute H.-E., Altmarkt 2).
    12.9.: Kirchliche Trauung in der Hohensteiner Kirche St. Christophori.


    1881
    Im Deutschen Hausschatz erscheinen mit Giölgeda padishanün erste Teile des großen Orient-Balkan-Zyklus. Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar treten auf.
    November: Erste französische Übersetzungen.


    1882
    Spätsommer: Bei einem Dresden-Besuch Zusammentreffen mit H. G. Münchmeyer; mündliche Vereinbarung zu einem Lieferungsroman.
    November: Erste Hefte des Waldröschens erscheinen. Bis 1887 folgen vier weitere Kolportageromane.


    1883
    7.4.: Umzug nach Dresden-Blasewitz, Sommerstr. 7 (heute Sebastian-Bach-Str. 22). Seit 1991 Gedenktafel am Haus.


    1884
    Frühjahr: Wohnung in Dresden-Johannstadt, Prinzenstr. 4, part. (heute Am Wohnheim/Ecke Blasewitzer Str., Haus existiert nicht mehr).


    1885
    Wie bereits wiederholt in zurückliegenden Jahren erklärt die Redaktion des Deutschen Hausschatzes den Lesern das Ausbleiben Mayscher Erzählungen durch Weltreisen des Autors. In Wirklichkeit schreibt er an den umfangreichen Lieferungsromanen für den Münchmeyer-Verlag.


    1887
    Januar: Mit dem Sohn des Bärenjägers beginnt die Mitarbeit an der Zeitschrift Der gute Kamerad.
    Frühjahr: Wohnung in Dresden-Altstadt, Schnorrstr. 31, über der Restauration des Schankwirtes Nitsche (Haus existiert nicht mehr).


    1888
    Wiederaufnahme der regelmäßigen Arbeit für den Deutschen Hausschatz.
    1.10.: Wohnung in Kötzschenbroda, Schützenstr. 6, Villa "Idylle" (heute Radebeul, Wilhelm-Eichler-Str. 8 ). Nahebei wohnte die Schriftstellerin Wilhelmine Heimburg.
    Im Guten Kameraden: Kong-Kheou, das Ehrenwort.
    Im Zusammenhang mit einem im Guten Kameraden unter dem Pseudonym "Hobble-Frank" gestellten Preisrätsel taucht erstmals der Begriff "Villa Bärenfett" auf.


    1889
    Im Guten Kameraden beginnt Die Sklavenkarawane.


    1890
    (oder 1891) Beginn der Freundschaft mit Richard und Klara Plöhn.
    Frühjahr: Wohnung in Niederlößnitz, Lößnitzstr. 11 (heute: Radebeul, Lößnitzstr. 11).
    Im Guten Kameraden: Der Schatz im Silbersee.


    1891
    8.4.: Wohnung in Oberlößnitz, Nizzastr. 13, "Villa Agnes" (heute: Radebeul, Lößnitzgrundstr. 2).
    Im Guten Kameraden: Das Vermächtnis des Inka.
    November: Besuch des Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld aus Freiburg/Br. in der "Villa Agnes"; Vertrag zur Herausgabe der Serie Karl Mays gesammelte Reiseromane (GRR).


    1892
    Februar: Kontakte zu einem Titelmakler in Berlin.
    Mai: Der erste Grüne Band Durch Wüste und Harem.


    1893
    Als Bände VII bis IX der GRR werden Winnetou der Rote Gentleman I ä III herausgegeben.
    Im Guten Kameraden läuft Der Oelprinz.


    1894
    Beginn der Old Shatterhand-Legende.
    Vor Weihnachten: Old Surehand, 1. Band.
    Gesamtauflage der GRR: 400.000.


    1895
    17.12.: Kauf der Villa "Shatterhand" in Radebeul, Kirchstr. 5 (heute: Karl-May-Str. 5).


    1896
    Ostertage: Der Amateurfotograf Alois Schießer macht Aufnahmen zu 101 Kostümfotos.
    Der Büchsenmacher Max Fuchs fertigt "Silberbüchse" und "Bärentöter" an.
    May verlangt, dass die GRR fortan Gesammelte Reiseerzählungen (GRE) heißen (ab Band XVIII Im Lande des Mahdi, III. Bd.).
    Im Guten Kameraden: Der schwarze Mustang.
    Oktober: Im Deutschen Hausschatz wird mit dem zweiteiligen Beitrag Freuden und Leiden eines Vielgelesenen eine breitenwirksame Identifizierung zur Old-Shatterhand-Legende vollzogen.


    1897
    Intensive Reisetätigkeit durch Deutschland und Österreich beginnt.


    1898
    Weitere Reisen mit Vorträgen.


    1899
    16.3.: Adalbert Fischer kauft den Münchmeyer-Verlag. May warnt Ende April von Kairo aus in einem Schreiben vor Übernahme der fünf Lieferungsromane.
    26.3.: Aufbruch zur Orientreise.
    9.4.: May betritt in Port Said zum ersten Mal außereuropäischen Boden.
    April bis November: Besuch von Touristenstätten in Ägypten, im Libanon und in Palästina, auf Ceylon und Sumatra.
    3.6.: Erste Presseattacke von Mamroth in der Frankfurter Zeitung.
    5.7.: Erster Angriff durch Cardauns in der Kölnischen Volkszeitung.
    27.-29.9.: Erwiderung in der Dortmunder Tremonia.
    November: Unter dem Eindruck der orientalischen Realitäten erleidet May auf Sumatra einen Nervenzusammenbruch.
    Vor Weihnachten: Karl May trifft in Arenzano mit Ehefrau Emma sowie mit Klara und Richard Plöhn zusammen. Gemeinsamer Aufenthalt bis 14.3.1900.

  • 1900
    Reise der Ehepaare May und Plöhn in der Umgebung von Kairo, in Palästina, im Libanon und in Syrien, Besuch von Istanbul und griechischen Touristenzentren.
    Juni: In Istanbul erneuter Nervenzusammenbruch.
    14.7.: Klara Plöhn schlägt in Athen vor, für beide Ehepaare in Radebeul ein gemeinsames Grabmal nach dem Vorbild des Nike-Tempels errichten zu lassen.
    31.7.: Wieder in Radebeul.
    Adalbert Fischer beginnt trotz Protestes mit einer Neuauflage des Lieferungsromans Die Liebe des Ulanen.


    1901
    14.2.: Tod von Richard Plöhn.
    Adalbert Fischer setzt die Neuausgabe der Lieferungsromane fort.
    August: Das Sammelwerk China mit Mays pazifistischer Erzählung Et in terra pax erscheint in Lieferungen. Weitere Presseangriffe gegen May.
    10.12.: Klage beim Landgericht Dreden gegen Adalbert Fischer wegen unbefugten Nachdrucks.
    Lawine der Altersprozesse beginnt.


    1902
    Januar: May verteidigt sich gegen die Presseangriffe mit der anonymen Schrift Karl May als Erzieher...
    März: Erste Angriffe von Ferdinand Avenarius im Kunstwart.
    10.9.: Ehescheidungsklage eingereicht.
    8.10.: Abmeldung in Radebeul; Karl May will ins Exil gehen.
    Oktober bis Dezember: Karl May und Klara Plöhn am Gardasee.


    1903
    14.1.: Ehescheidung verkündet.
    21.2.: Rückmeldung; Will vorerst Bürger von Radebeul bleiben.
    4.3.: Ehescheidung rechtskräftig.
    30.3.: Eheschließung mit Klara Plöhn.


    1904
    2.5.: Lebius in der Villa "Shatterhand".
    ab Juli: Bitten und erpresserische Drohungen Lebius' wegen eines Darlehens.
    11.9.: Beginn der Angriffe von Lebius in der Sachsenstimme.
    Herbst: Und Friede auf Erden! erscheint.
    30.10.: Im Dresdner Anzeiger wird der pazifistische Roman angegriffen.
    19.12.: Strafanzeige gegen Lebius wegen Beleidigung und versuchter Erpressung: 20 weitere Verfahren folgen.


    1905
    Erstfassung des Dramas Babel und Bibel entsteht und wird von May verworfen.
    Oktober: May besucht in Dresden einen Vortrag von Bertha von Suttner; danach freundschaftliche Kontakte.


    1906
    September: Babel und Bibel erscheint.


    1907
    9.1.: Das Reichsgericht in Leipzig weist in 3. Instanz den Revisionsanspruch von Pauline Münchmeyer gegen das Urteil zur Rechnungslegung zurück.
    15.4.: Anzeige des Münchmeyer-Anwalts Gerlach gegen May wegen "Meineides".
    November: Im Deutschen Hausschatz beginnt Der Mir von Dschinnistan zu erscheinen.
    9.11.: Haussuchung in der Villa "Shatterhand".


    1908
    8.3.: Testament mit der Verfügung einer mildtätigen Stiftung.
    1.4.: Die von Lebius initiierte Schmähschrift Karl May, ein Verderber der deutschen Jugend erscheint.
    5.9. bis Anfang November: Touristenreise mit Ehefrau Klara in den Nordosten der USA und angrenzende kanadische Gebiete.
    Ende November/Anfang Dezember: Reise nach London.


    1909
    26.1.: Das im April 1907 inszenierte Meineidsverfahren wird als haltlos eingestellt.
    6.10.: In der Augsburger Postzeitung startet Winnetou IV.
    12.11.: Lebius bezeichnet May als "geborenen Verbrecher".


    1910
    12.4.: Freispruch von Lebius durch Schöffengericht Berlin-Charlottenburg.
    Mitte April: Die Politische Polizei in Hamburg legt eine "Akte betr. Schriftsteller Karl May" an.
    Anfang Mai: Egon Erwin Kisch in der Villa "Shatterhand".
    August: Euchar Albrecht Schmid bei Karl May.
    November: Die Schmähschrift von Lebius Die Zeugen Karl May und Klara May erscheint.
    November/Dezember: Mays Selbstbiografie Mein Leben und Streben wird veröffentlicht.
    Dezember: Lungenentzündung.


    1911
    bis März: Erkrankung an einem Nervenleiden.
    Mai bis August: Kur in St. Joachimsthal (Böhmen) und Erholungsaufenthalt in Tirol.
    18.11.: Vor dem Landgericht III in Berlin-Moabit wird Lebius in einem Berufungsverfahren zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt.


    1912
    22.3.: Vortrag auf Einladung des "Akademischen Verbandes für Literatur und Musik in Wien".
    30.3.: Karl May stirbt in Radebeul.
    3.4.: Beisetzung im Grabmal auf dem Radebeuler Friedhof in der Serkowitzer Straße.

  • okay, eh jetzt hier das grosse staunen losgeht, warum karl may im gefängnis war und was es mit den prozessen auf sich hatte, versuche ich mal aus dem gedächtnis ein kleines "referat".
    geduld, bitte!


    also, wie gesagt aus dem gedächtnis und ohne gewähr bzw anspruch auf vollständikeit und richtigkeit der zeitlichen reihenfolge.


    karl may hat auf einem seminar einmal talg(kerzen)reste mit nach hause, wo bittere armut herrschte (s. hauptmanns "weber"), genommen. später einmal nahm er eine geborgte uhr mit nach hause, hatte aber angeblich die absicht, sie zurück zu geben.
    danach gab er sich gelegentlich - wie auch als old shatterhand oder kara ben nemsi - als etwas anderes aus, als er tatsächlich war. vorzugsweise als polizist oder detektiv.
    irgendwann muss er dann - er fühlte sich unschuldig, da es nur jugendsünden waren oder aber in bester absicht geschah - eine art blackout gehabt haben, denn was er dann aufführte, waren geschichten, wie er sie in seinen romanen kaum besser erfinden konnte. mit falschem bart ging er in gasthäuser und behauptete, in der kasse sei falschgeld und er müsse es in seiner amtlichen eigenschaft konfiszieren.
    das führte zu gefängnisaufenthalten. im gefängnis erwarb er sich schnell das vertrauen der obrigkeit und des gefängnispfarrers, welcher ihm den zugang zur gefängnisbibliothek ermöglichte, wodurch der grundstein zu einer karriere als schriftsteller gelegt wurde.
    erste skizzen entstanden.
    nach seiner entlassung geriet er in kontakt zu einem gewissen herrn münchmeyer, seines zeichens verleger von tiefster trivialliteratur.
    ordentliche verträge wurden nicht gemacht bzw wenn welche gemacht wurden, wurden sie später (ich war nicht dabei, ich erzähle nur, was may dazu sagt, bzw, was ich in büchern darüber las, okay*g*) durch seine ehefrau emma vernichtet. diese war nämlich eine busenfreundin von münchmeyers gattin und späterer witwe pauline, mit der sie auch den damals in der mode gewesenen séancen und so beiwohnte.
    may schrieb. und hatte erfolg. münchmeyers fast pleite gewesener verlag schrieb schwarze zahlen und zwar in schwindelnden höhen. beim wort schwindeln wollen wir gleich bleiben, denn oft waren münchmeyer die geschichten nicht "erotisch" genug, weshalb von fremder hand in mays keuschen text einige deftige szenen eingefügt wurden. über die würden wir heute lachen, aber damals waren wogende busen äusserst anzüglich.
    münchmeyer starb und may wollte die rechte an seinen büchern nach erreichung der vereinbarten auflagenhöhe wiederhaben. aber emma und pauline waren ihm überlegen und so kam es an dieser front zu prozessen, die niemandem ausser den anwälten etwas brachten und den schriftsteller einiges an nerven und kraft kosteten.
    sein erfolg rief neider auf den plan. erste berichte über mays gefängnisvergangenheit tauchten auf, auch ging es um frühere mietschulden, unrechtmäßig geführte doktortitel undundund.
    ein eimer voll kröten-a-a, das ganze, was, heute wäre es nicht anders, man denke nur an die geschichten in der presse über steueraffären, samenraub und scheidung um boris becker, mächtig breitgetreten wurde.
    leider war may schlecht beraten. statt einfach alles in kohlmanier auszusitzen oder einfach alles zuzugeben und zu erklären, stritt er ab. ängstlich, nicht nur käufer, sondern auch vertrauen zu verlieren, wollte er eine nicht vorhandene weisse weste verteidigen.
    may war alt geworden, alt und erschöpft. er musste sich in der öffentlichkeit einen "geborenen verbrecher" nennen lassen. und das ihm, ihm, der immer nur das beste gewollt hatte, die menschen zur liebe, zum wahren glauben, zu recht und ordnung bekehren wollte. in dessen werken oft das thema "reuiger sünder" oder "bestrafter unbelehrbarer" behandelt worden war. irgendwann gelang es, in den meisten das verlagswesen betreffenden prozessen vergleiche zu erzielen. auch von der durch die scheidung von emma aufgewirbelten senstionsgier konnte er sich durch schweigegeldzahlungen an die exfrau freikaufen. als sehr alter mann konnte er erleben, wie ihn das gericht in berlin-charlottenburg rehabilitierte: man durfte ihn keinen geborenen verbrecher nennen.
    es gibt interessante bücher dazu, bei interesse nenne ich sie gerne.
    erschütternd ist, wenn man sieht, wie schnell may in den prozessjahren auch äusserlich gealtert, ja, direkt verfallen ist.
    die rehabilitierung hat er nicht lange überlebt.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • berichtet habe ich schon gestern, aber im obigen thread als EDIT:-)


    (ich hatte meine tägliche schamgrenzenanzahl von postings schon erreicht, was beim thema KM viiieel zu schnell geht*gg*)


    :knuddel1 :wave

  • Zitat

    Original von gastfrosch1
    berichtet habe ich schon gestern, aber im obigen thread als EDIT:-)


    (ich hatte meine tägliche schamgrenzenanzahl von postings schon erreicht, was beim thema KM viiieel zu schnell geht*gg*)


    :knuddel1 :wave


    Ich finde das schön, dass hier so viel über KM diskutiert wird und dass auch soviele etwas wissen und sich im Wissen gegenseitig ergänzen können.


    Da sollte man nun wirklich keine Schamgrenze haben !!! :knuddel1

  • Hallo,


    Ich finds auch toll ! ich hab jetzt schon vieles Erfahren was ich noch nicht wusste ! man lernt tatsächlich nie aus. :wow

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Zitat

    Original von Babyjane
    argh... ich kann kein Karl May mehr lesen... im klassikerthread überall May und hier auch noch.... ich werd irre :cry


    -> kocht der lieben BJ einen baldriantee und freut sich auf die weiteren vorstellungen von demosthenes :grin :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Ich habe heute 26 Bände Karl Mays von meinen Schwiegereltern aufgrund der Gratis-Paketmarken-Aktion bekommen, ich soll damit machen, was ich will- verkaufen, verschenken, lesen oder auch verbrennen *grins*.... na die haben Nerven...(Bücher verbrennen...tzzz... :wow) - weiss nun nicht so recht, was ich damit nun anstellen soll.... werde sie morgen erstmal sortieren. Die guten Teile sind schon bestimmt 40 Jahre alt, mit Lederbuchrücken (oder isses Kunstleder?) und Goldprägung.


    Ist hier eventuell jemand vertreten, der Karl Mays sammelt oder soll ich sie bei Buchticket anbieten? Bin wirklich etwas ratlos momentan.

    Ein Optimist ist ein Mensch,
    der alles halb so schlimm,
    aber doppelt so gut findet.
    (Heinz Rühmann)