Die Einzige - In deinen Augen die Unendlichkeit - Jessica Khoury (ab 14 Jahre)

  • Originaltitel: Origin
    Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
    Verlag: Arena


    Klappentext:
    Berührende Liebesgeschichte und fulminanter Thriller zugleich, erzählt die 22-jährige Jessica Khoury vom größten Traum der Menschheit, der ewiges Leben verheißt und ... den Tod. Als Pia ihm begegnet, weiß sie nicht, wohin sie blicken soll. Diese unglaublich blauen Augen. Die wilden Zeichen, die seinen Körper bedecken. Seine Lippen, die ihren Namen so aussprechen wie niemand zuvor. Pia weiß, dass Eio sterblich ist. Im Gegensatz zu ihr, der ersten und einzigen Unsterblichen. Sie weiß, dass sie zusammen keine Zukunft haben. Doch obwohl alles gegen sie spricht, ist ihre Liebe das Einzige, wofür Pia kämpfen wird.


    Autorin:
    Jessica Khoury hat syrische und schottische Wurzeln, lebt mir ihrem Mann in Toccoa, Georgia, und studierte Englisch am dortigen College. „Die Einzige“ ist ihr Debütroman, der zu internationalem Erfolg wurde.


    Meine Meinung:


    "Moos und Blätter unter meinen Füßen sind so dick und weich wie ein Teppich. Die weiche, feuchte Erde nimmt meine Schritte lautlos auf. Bei jedem Schritt sinke ich ein paar Zentimeter weit ein. Es scheint, als erlaubte sie einer Außenseiterin wie mir nur widerstrebend, das nächtliche Konzert des Regenwaldes zu stören. Frösche, Vögel und Insekten begleiten mit ihren Liedern das ununterbrochene Zirpen der Zikaden."


    Hier wird ein ganz brisantes Thema aufgegriffen: Wissenschaftler nehmen sich die Freiheit, ein Mädchen zu erschaffen, das unsterblich ist. Sie wird in einer Forschungsstation abgeschirmt, weggeschlossen und zu Dingen gezwungen, gegen die sich eine immer größere Abwehr in ihr hegt. Sie darf absolut nichts aus dem Leben, das sich vor den Toren von Little Cam abspielt, erfahren. Sie weiß nicht, welche Länder es gibt, kennt kein kulturelles Leben, keine anderen Kinder. Doch im Inneren der 16-jährigen Pia regt sich immer größere Neugier und dann wird sie von ihren Gefühlen übermannt, die sie nicht einmal kannte. Niemand hat sie auf so etwas vorbereitet. Immer öfter stellt sie sich fortan Fragen und brennt darauf, zu entdecken, was es noch anderes im Leben gibt, als ständig bewacht zu werden und ohne Liebe zu leben.


    Für mich gehört dieser Roman jetzt schon zu den Highlights in diesem Jahr. Eindringlich, mit sehr viel Gefühl und beeindruckender Sprachvielfalt gelingt es Jessica Khoury aus dem bedrückendem Leben von Pia zu erzählen. Dabei bemerkt das Mädchen erst nicht, was ihr alles entgeht. Typische Teenagerprobleme und Sehnsüchte gibt es nicht, bis sie Eio kennenlernt.


    Und so wird der Leser auf die Reise nach Selbstbestimmung, Befreiung und der ersten Liebe in ihrem Leben mitgenommen. Und dieser Weg ist wirklich packend, vor allem die letzten fast 100 Seiten sind so aufwühlend, dass man gar nicht anderes kann, als schnell weiter und zu Ende zu lesen. Überhaupt ist die zarte Liebesgeschichte, die sich entspinnt, wunderbar verfasst.
    In dem Buch geht es aber nicht zimperlich zur Sache, es gibt viele traurige Momente. Alles in allem ein Roman, der sich aufgrund der Geschichte und des Handlungsortes abhebt. Ich konnte den undurchdringlichen Dschungel, in all seiner Vielfalt förmlich vor mir sehen und jede Sekunde mit Pia mitfühlen. Zumal in der Ich-Perspektive alles um sie herum noch greifbarer wird.
    Eine Geschichte, die stark zum Nachdenken anregt, die ungemein wütend macht, wie der Umstand, welche Opfer gebracht werden, um Ziele zu erreichen. Aber dort ist auch Hoffnung nicht weit. Gern hätte die Thematik noch mehr Seiten umfassen dürfen, weil es einfach ein heikles und spannendes Thema ist. Eine ganz klare Leseempfehlung.


    Von mir gibt es 10 Punkte.

  • Gestaltung:


    Das Cover gefiel mir wirklich sehr gut, weil es mal etwas anderes ist. Außerdem passt es super zum Inhalt, denn die Geschichte spielt im Amazonas Regenwald und Orchideen spielen darin immer wieder eine Rolle, was auf dem Cover sehr deutlich zu sehen ist. Die weiße Gestalt sorgt zusätzlich dafür, dass man auf die Geschichte neugierig wird und symbolisiert in meinen Augen, das Geheimnis um Pias Entstehung. Für mich ist das Cover wirklich perfekt, ich liebe es.


    Inhalt:


    „Als Pia ihm begegnet, weiß sie nicht, wohin sie blicken soll. Diese unglaublich blauen Augen. Die wilden Zeichen, die seinen Körper bedecken. Seine Lippen, die ihren Namen so aussprechen wie niemand zuvor. Pia weiß, dass Eio sterblich ist. Im Gegensatz zu ihr, der ersten und einzigen Unsterblichen. Sie weiß, dass sie zusammen keine Zukunft haben. Doch obwohl alles gegen sie spricht, ist ihre Liebe das Einzige, wofür Pia kämpfen wird.“
    (Quelle: http://www.arena-verlag.de/art…einzige-978-3-401-06869-5)


    Pia lebt in Little Cam, einem Forschungsgebiet mitten im Amazonas Regenwald. Doch sie hat noch nie etwas von dieser Außenwelt gesehen, denn sie ist das Forschungsobjekt und darf das Gelände nicht verlassen. Wissenschaftler haben sie mit Hilfe der Pflanze Elysia unsterblich gemacht und jetzt soll sie bald selbst zum Forschungsteam gehören, um weitere Unsterbliche zu erschaffen. Pia freut sich auf diese Aufgabe, wurde sie doch ihr Leben lang darauf vorbereitet.


    Doch dann gibt ihr ein Loch im Zaun die Möglichkeit aus ihrem „Käfig“ zu fliehen und sich die Welt außerhalb Little Cams anzusehen. Sie ist sofort fasziniert vom Regenwald und der Freiheit, die sich ihr bietet. Und dann trifft sie auch noch auf Eio, einen Ureinwohner und plötzlich kommt ihr Little Cam sehr eintönig und einengend vor. Sie will mehr erfahren von der Welt und dem Leben dort draußen.


    Immer häufiger schleicht sie sich hinaus, um Eio zu treffen. Doch es gibt ein Problem: Er ist im Gegensatz zu ihr sterblich und Pia träumt immer noch davon, sich ihren Mister Perfect zu erschaffen. Doch sie weiß nicht, was wirklich hinter der Erschaffung Unsterblicher steckt. Als sie das Geheimnis rund um Little Cam erfährt, wird alles, wofür sie stand in Frage gestellt, denn plötzlich geht es um mehr als nur darum, nicht mehr die Einzige zu sein.


    Charaktere:


    Pia gefiel mir richtig gut. Obwohl sie damit aufwächst, dass alle sie als „perfekt“ bezeichnen ist sie doch alles andere als arrogant und mag es eigentlich gar nicht, wenn andere sie so nennen. Ihr Traum ist es, andere Unsterbliche zu erschaffen, vor allem einen männlichen Gegenpart, mit dem sie für immer leben kann. Dafür unterzieht sie sich auch einigen Tests, die ihr jedoch nicht immer leicht fallen. Sie denkt viel über ihr Handeln nach und ist auch neugierig auf die Welt außerhalb von Little Cam. Als sie Eio trifft, fällt sie nicht gleich aus allen Wolken und verliebt sich Hals über Kopf, will ihn aber trotzdem wieder treffen und näher kennenlernen. Sie ist fasziniert vom Dschungel und den Ureinwohnern und ist fortan richtig zwiegespalten. Als sich der Verdacht erhärtet, dass es Little Cam ein dunkles Geheimnis gibt, bleibt sie trotzdem, weil es immer noch ihr Wunsch ist, Unsterbliche zu erschaffen. Ich finde es toll, dass sie nicht beim ersten Verdacht, all ihre Träume und ihre Erziehung über Bord wirft. Sie braucht Beweise und selbst dann handelt sie nicht kopflos, sondern überdenkt ihr Handeln. Pia ist meiner Meinung nach einfach rundum gelungen.


    Eio fand ich auch toll. Er verliebt sich relativ schnell in Pia, was man auch sofort merkt. Deshalb will er auch nur das Beste für sie und tut alles, um sie davon zu überzeugen, ihren „Käfig“ zu verlassen. Trotz seiner Gefühle bewahrt er sein wichtigstes Geheimnis und bleibt seiner Herkunft treu.


    Doch es gibt auch ein paar faszinierende Nebendarsteller in dem Buch. Da ist z.B. „Onkel Paolo“ (Pia nennt alle Wissenschaftler Onkel und Tante). Er ist der Leiter der Forschungseinheit und tut alles, um seine Forschungen voranzutreiben und noch mehr Unsterbliche zu erschaffen. Onkel Antonio ist der Einzige, der Pia nicht perfekt nennt. Er versucht sie immer wieder dazu zu ermutigen, auf ihre eigenes Gewissen zu hören und zeigt, dass einen Menschen erst seine Taten zu dem machen, was er ist. Tante Hariet erzählt Pia als erstes von der Außenwelt und gibt ihr immer wieder verbotene Informationen. Sie hilft ihr auch, sich aus Little Cam davonzuschleichen. Doch wieso ist sie eigentlich in der Forschungseinheit? Jeder in Little Cam scheint sein eigenes Geheimnis zu haben und manche Charaktere überraschen den Leser immer wieder, sowohl positiv, als auch negativ. Das fand ich richtig toll, weil man teilweise sehr lange im Dunkeln über die einzelnen Darsteller gelassen wird.


    Schreibstil:


    Das Buch beginnt damit, dass man erst einmal etwas über Pia, ihre Erschaffung und ihre Lebensumstände erfährt. Man lernt die Forscher von Little Cam kennen und erlebt gemeinsam mit der Protagonistin Pia einige Tage in Little Cam. Da die Geschichte aus Pias Sicht in Ich-Form geschrieben ist, kann man sofort verstehen, was in Pia vorgeht und erkennt schnell ihren Wunsch, nicht mehr die einzige Unsterbliche zu sein.


    Als die neue Forscherin Hariet Fields nach Little Cam kommt und einige unbedachte Äußerungen fallen lässt, beginnt Pia vermehrt Fragen über die Außenwelt zu stellen und man merkt, dass sie eigentlich sehr neugierig ist. Das Loch im Zaun bietet ihr die perfekte Gelegenheit ihrem Wissensdrang nachzugehen. Ich finde der Autorin Jessica Khoury gelingt es sehr gut, Pias Gefühle darzustellen. Man merkt, dass sie sich nach mehr sehnt, dass sie zwiegespalten ist, zwischen ihrem Verantwortungsgefühl und ihrem Drang nach Freiheit.


    Schnell merkt man jedoch auch, dass es in Little Cam Geheimnisse gibt, Geheimnisse rund um die Erschaffung von Pia. Immer wieder lässt die Autorin kleine Hinweise einfließen, die immer wieder neue Fragen aufwerfen und man macht sich auf die Suche nach Antworten, kann aber nur Spekulationen anstellen, denn man erfährt nie mehr, als die Protagonistin selbst, was die Spannung wirklich ins Unerträgliche steigert. Das wird dadurch verstärkt, dass die Auflösung ziemliche lange auf sich warten lässt. Doch auch, wenn ich immer wieder einen Verdacht hatte, war ich am Ende doch ziemlich überrascht, da ich das so doch nicht erwartet hatte.


    Sehr gut gefiel mir auch die Liebesgeschichte, denn obwohl man natürlich vorhersehen kann, dass Pia und Eio sich ineinander verlieben und man auch schnell merkt, wie sich die Gefühle entwickeln, wird Pia sich doch sehr spät darüber bewusst, was all ihre Gefühle zu bedeuten haben. Das fand ich sehr schön, da Liebe in Little Cam ja eigentlich keine Rolle spielt und Pia eigentlich ohne diese aufwächst. Da ist es nur glaubwürdig, dass sie diese Gefühle erst sehr spät einordnen kann.


    Außerdem liebe ich die Umgebung, in der die Geschichte spielt: Der Amazonas Regenwald. Die Autorin Jessica Khoury lässt immer wieder kleinere Beschreibungen der Gegend einfließen, die eine besondere Atmosphäre erschaffen und den Leser geradezu verzaubern. Auch die Geschichte ist einmal etwas völlig Neues und gefiel mir deshalb besonders gut.


    Fazit:


    Eine einzigartige und neue Geschichte, die mit einer wunderschönen Umgebung, Spannung, Gefühl und tollen Charakteren überzeugt.


    Ich war richtig begeistert von diesem Buch und empfehle es jedem, der auf der Suche nach neuen Geschichten ist.


    Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

  • Little Cam ist eine Forschungsstation, versteckt im Urwald des Amazonas. Hier ist Pia aufgewachsen. Noch nie hat sie die Grenzen des Lagers überschritten. Die Außenwelt ist für sie tabu. Denn Pia ist etwas ganz Besonderes. Den Forschern ist es gelungen, mithilfe einer Pflanze, die nur in einem einzigen Tal in der Nähe wächst, einen unsterblichen Menschen zu erschaffen. Pia ist unverletzlich, kann schneller rennen als jeder normale Mensch, ist hochintelligent und sieht gut aus – sie ist perfekt!


    Seit Jahren wird sie geschult und trainiert, um eines Tages dem Team der Wissenschaftler anzugehören und gemeinsam mit ihnen weitere Unsterbliche zu schaffen. Dies ist ihr großes Ziel, denn sie will nicht mehr die Einzige ihrer Art sein und träumt von einem Gefährten und einer ewigen Familie.
    Dennoch ist sie auch neugierig auf die Welt außerhalb der Umzäunung und als sie eines Tages ein Loch im Zaun entdeckt, ergreift sie die Gelegenheit, einen kleinen Ausflug in den umliegenden Dschungel zu machen. Dabei begegnet sie Eio, einem Jungen aus einem Eingeborenendorf in der Nähe. Diese Begegnung verändert ihr ganzes Leben.


    Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil und so verflogen die gut 400 Seiten recht schnell. Leider dümpelte die Geschichte den größten Teil des Buches nur so vor sich hin. Gerade am Anfang passiert lange Zeit überhaupt gar nichts, lang und breit wird das Leben im Lager beschrieben, die verschiedenen Wissenschaftler vorgestellt, Pias Gedanken ausgebreitet, all dies leider nicht besonders fesselnd. Mit der Begegnung mit Eio kommt dann etwas mehr Schwung in die Handlung, aber gerade bei dieser Figur verschenkt die Autorin meiner Meinung nach sehr viel Potential, ich fand den "netten Jungen von nebenan" ziemlich langweilig und die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden war geradezu einschläfernd, denn zwischen den beiden passiert bis zum Ende des Buches praktisch nichts. Dass es bei den Forschungen im Lager noch irgendeinen Haken geben muss, ist von Anfang an klar, aber auch hier wird der Leser auf eine ziemliche Geduldsprobe gestellt, bis die Geschichte endlich mal vorangeht und etwas passiert.


    Gut gefallen hat mir, dass es sich hier anscheinend mal um einen Einzelband handelt und nicht um den Auftakt einer Trilogie oder sonstigen Reihe. Das Ende ist schlüssig und nachvollziehbar und bietet nach einigen Irrungen und Wendungen ein versöhnliches Ende, welches aber die vorherigen Längen des Buches für mich nicht mehr aufwiegen konnte