Band 24: Weihnacht - Karl May

  • Kurzbeschreibung
    Ein Weihnachtserlebnis aus der Jugend Old Shatterhands mit seinem Freund Carpio findet nach langen Jahren seine Fortsetzung im "Wilden Westen" bei seinem Blutsbruder Winnetou. Im winterlichen Schnee der Rocky Mountains erfüllt sich am Ende das Schicksal des armen Carpio.


    Karl May stapelt hier mal wieder ein wenig hoch. Nach einer Episode in der Heimat, die er zusammen mit seinem "Studienfreund" erlebt, trifft er diesen Freund später wieder in den Staaten in einer sehr unerquicklichen Lage. Schon als Student litt der junge Mann an einer Krankheit, die sich noch im Anfangsstadium befand und unter dem Stress des Lebens im wilden Westen nun rasch fortschreitet. Ich garantiere, daß weibliche Leser am Ende vor Rührung weinen werden. :-)

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hallo demo,


    Der Band ist bei denen dabei, die ich mir am Donnerstag gekauft habe ! Aks ich gesehen hab, dass Old Shatterhand wieder mitspielt musste ich ihn einfach haben, auch wenn er von der Reihenfolge noch nciht drann gewesen wäre. Ich hab mir aber vorgenommen, erst die 6 Bände bis zum Shut zu lesen und Weihnacht dann erst einzuschieben. hab auch schon überlegt, ob ich mit diesem band warte, bis Weihnachten ist, aber das dauert ja noch gar so lang. MMMhhh, mal schaun. Aber ein trauriges Ende, nicht gut. :-(

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Die Weihnacht des Gefangenen


    "Ich verkünde grosse Freude,
    die euch wiederfahren ist,
    denn geboren wurde heute
    euer Heiland Jesu Christ!"


    Jubelnd tönt es durch die Sphären,
    Sonnen kündens jedem *Stern;
    Weihrauch duftet auf Altären,
    Glocken klingen nah und fern.


    Tageshell ists in den Räumen;
    alles atmet Lust und Glück,
    an den Buntgeschmükten Bäumen
    hängt der freudetrunkene Blick.


    Und es ist, als ob die helle
    Nacht in den Tag sich wandeln will.
    Nur da droben in der Zelle
    ists so dunkel, ists so still.


    Ach! Der müde Kranke drinnen
    braucht des irdschen Lichtes nicht.
    Er verharrt in trübem Sinnen,
    weil ihm sein Gewissen spricht.


    Unten zieht des Festes Freude
    jetzt in alle Herzen ein,
    droben ist mit seinem Leide,
    seinem Grame er allein.


    Unten wogt es durch die Gassen,
    lebensfrisch und lebensrot,
    droben stumm, mit leichenblassen
    Zügen, kämpft er mit dem Tod..


    In den Wunden seiner Seele
    wühlt die Reue schonungslos,
    würgend greift ihm an die Kehle
    sein Vergehen, riesengross.


    Gilt denn ihm die Engelskunde-
    ihm, der nie zu Gott gefleht?
    Nein - jetzt in der letzten Stunde
    hilft nicht Reue, nicht Gebet...


    Da! Was ist das? Eine Stimme:
    "Glaube an den heilgen Christ
    und das Gott in seinem Grimme
    nimmer unversöhnlich ist!


    Auch den Sündern, die verloren,
    weil ihr geistges Auge blind,
    ist der Heiland heut geboren-
    wenn sie guten Willens sind.


    Hat der Herr ein Leid gegeben,
    gibt er auch die Kraft dazu:
    bringt dir eine Last das Leben,
    trage nur und hoffe du!


    Was hienieden du Verschuldet,
    Trug dir schwere Strafe ein;
    nun hast du genug geduldet:
    heut noch wird dich Gott befrein."


    Leise erst wie Engelraunen,
    dringt dei Kunde an sein Ohr,
    doch wie schmetternde Posaunen
    klingt zum Schluss der Geisterchor:


    Wie ein überirdsches Brausen,
    ausserhalb von Raum und Zeit.
    Und er taumelt auf, voll Grausen
    vor dem Hauch der Ewigkeit.


    Zitternd lehnt er an der Mauer,
    von des Fiebers Angst umkrallt,
    und es fliegen tiefe Schauer
    durch die zuckende Gestalt.


    Seine bleiche Lippen beben,
    fieberhaft erglüht das Hirn,
    an den kalten Eisenstäben
    kühlt er seine Stirn.


    Betend faltet er die Hände,
    hebt das Auge himmelan:
    "Vater gib mir ein selig Ende,
    dass ich ruhig sterben kann!


    Blicke auf dein Kind hernieder,
    das sich sehnt nach deinem Licht;
    der Verlorene naht sich wieder
    geh mit ihm nicht ins Gericht!


    Gott vergib mir!" - Tränen fallen,
    heisse Tränen , auf den Stein,
    und die Stimme bricht in Lallen
    namenloser Seelenpein.


    "Schau sie huldvoll, die Bekehrung!
    Gib Erlösung, Heilger Christ!
    Durch ein Zeichen der Gewährung
    zeig, dass du der Heiland bist!"


    Da erbraust im nahen Dome
    feierlich der Orgel Klang,
    und im majestätschen Strome
    schwingt sich auf der Chorgesang:


    "Herr, nun lässest du in Frieden
    deinen Diener schlafen gehn,
    denn sein Auge hat hienieden
    seinen Heiland noch gesehn."


    Der Gefange hört die Lieder;
    lächelt froh, sein Auge bricht,
    auf die Kniee sinkt er nieder
    mit verklärtem Angesicht.


    Schritte nahen, und die Zelle
    wird erhellt von Kerzenschein;
    über die gefeite Schwelle
    tritt ein Diener Gottes ein.


    Einen Kranken wollt er trösten,
    einen Toten trifft er an,
    frei - denn höhre Mächte lösten
    ihn vom harten Kerkerbann.


    Auf den Lippen, schon erkaltet,
    noch der letzte Seufzer schwebt;
    in den Händen, fest gefaltet,
    noch der Seele Inbrunst lebt.


    Doch in ungemessnen Fernen
    weilt des starren Auges Blick.
    Fand dort oben in den Sternen
    er verspätet Weihnachstglück?


    Und der Priester legt die Hände
    segnend auf des Toten Haupt:
    "Selig ist, wer bis ans Ende
    an die ewge Liebe glaubt!


    Selig, wer aus Herzensgrunde
    nach der Lebensquelle strebt
    und noch in der letzten Stunde
    seinen Blick zum Himmel hebt!


    Suchest du noch im Verscheiden
    droben den Erlösungsstern,
    wird er dich zur Wahrheit leiten
    und zur Herrlichkeit des Herrn.


    Darum gilt auch dir die Freude,
    die uns widerfahren ist,
    denn geboren wurde heute
    auch dein Heiland Jesus Christ!"