Gezeichnet und aufgesammelt von Liselotte und Siegfried Lenz
Verlag: Hoffmann&Campe, 2011
96 Seiten,
Format: Gebunden
Kurzbeschreibung:
"Unglaublich, was das Meer alles ausspuckt und verstreut, was es deiner Einbildungskraft anbietet." Muscheln haben sich auf einem Stück Ankertau festgesetzt, das die Wellen ans Ufer spülen. Wurde es im Sturm gekappt? Der zerlöcherte Arbeitshandschuh - berichtet er vom harten Männerdasein auf einer Bohrinsel? Und umschloss die Flaschenscherbe vielleicht eine schriftliche Botschaft? Wovon wispert der Seestern? Liselotte Lenz hat Unbeachtetem mit Stift und Pinsel Aufmerksamkeit gewidmet, und Siegfried Lenz ist geheimnisvollen, wahrscheinlichen und unvermuteten Geschichten des Strandguts nachgegangen und hat sie aufgeschrieben.
Über die Autoren:
Lieselotte Lenz war Malerin und Illustratorin und mehr als ein halbes Jahrhundert mit Siegfried Lenz verheiratet. Sie war seine Ratgeberin und erste Leserin. Ihre Zeichnungen entstanden bei gemeinsamen Aufenthalten in ihrem Strandhaus am Meer. Liselotte Lenz starb 2006 in Hamburg.
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutenden und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Seit 1951 veröffentlicht er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Zuletzt erschienen Schweigeminute (2008), Landesbühne (2009) und Die Maske (2011).
Mein Eindruck:
Für an Maritimen Interessierte ist bei Hoffmann&Campe in der Reihe Cadeau 2011 ein Buch mit 44 Farbstiftzeichnungen von Liselotte Lenz mit einem Text von Siegfried Lenz erschienen.
Es sind alltägliche Gegenstände, die am Strand angetrieben werden und die von den Strandläufern betrachtet werden. Für Lenz ist diese Einfachheit typisch.
Anfangs hatte ich noch Probleme, mich in das Buch einzufühlen, da die
Bedeutung von diesen unscheinbaren Dingen ja nicht unbedingt auf der Hand liegt. Dann habe ich mich von Siegfried Lenz führen lassen, der genau hinsieht und die mögliche Geschichte der einzelnen Gegenstände ersinnt.
Liselotte Lenz Zeichnungen sind bei der Einfachheit der Gegenstände, de abgebildet sind, erstaunlich detailliert und Siegfried Lenz lässt seinen Assoziationen dazu freien Lauf.
So fragt er sich bei einem Stück Stacheldraht am Strand, wo das nur herkommt, denn weit und breit sind keine Zäune, doch dann kommt er auf eine originelle Lösung.
Manchmal sind seine Überlegungen auch ein wenig absurd. Bei einer Schrubbürste denkt er an einen Seemann, der das Schiffsdeck noch schrubbt, während das Schiff schon untergeht.
Dann die Reste der Krabben – die Keilschrift des Zerfalls. Die Gräten eines Fisches, der seine Schönheit verloren hat. Schönheit ist für die Tiefe gemacht. Der getrocknete Seestern dient nur noch als Lesezeichen.
Die zerbrochene Buddel war vielleicht einst eine Flaschenpost.
Gut gefällt mir die Geschichte des verletzten Vogels, der vom Leuchtturmwärter aufgenommen wurde.
Auch einen Schuh findet Lenz, aber den toten Matrosen hat das Meer behalten.
Nicht ohne Erbitterung sieht er einen toten Vogel mit ölverschmierten Gefieder.
Eine zerschnittene Reuse deutet auf ein Liebespaar, das auf ihrem Boot über Nacht in der Reuse stecken blieben. Doch was gar die rostige Fahrradkette hier zu suchen?
So geht es weiter, dass Lenz seine Geschichten erschafft, nach dem Motto: Unglaublich, was das Meer alles ausspuckt und verstreut, was es deiner Einbildungskraft anbietet. Vielleicht lohnt es sich, die alltäglichen Dinge auch einmal so zu betrachten. Doch auch Einsamkeit und hoffnungsloses Heimweh sind Emotionen, die Lenz empfindet.
Viel Text hat das Buch nicht, es ist daher in erster Linie etwas für Liebhaber des Meeres und des Strandes.
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ASIN/ISBN: 3455380972 |