Labyrinth der Sterne von John Brunner

  • Der Klappentext:

    Zitat

    "Seit vielen Jahrhunderten ist »Das Schiff« im lokalen Spiralarm der Galaxis unterwegs. 670 erdähnliche Planeten hat es gefunden und »besät«, d.h. mit Ablegern der irdischen Zivilisation versehen, die optimal ausgerüstet waren, um zu überleben und sich weiterzuentwickeln. Nun ist »Das Schiff« unterwegs, um diese Pflanzstätten der Menschheit zu besuchen und nachzusehen, was aus ihnen geworden ist.
    Eine Fülle verschiedener Zivilisationen hat sich herausgebildet, doch nur ganz wenigen ist der Aufstieg zu einer modernen und humanen Hochkultur gelungen, die meisten sanken ab in Primitivität, Religiosität und Barbarei. Die einstigen Stätten menschlicher Hoffnung bieten ein Bild des Jammers, ein Panorama des Scheiterns, aber sie geben nichtsdestoweniger Zeugnis von der unglaublichen Zähigkeit und Beharrlichkeit des Menschen, sich nicht unterkriegen zu lassen und immer wieder, so aussichtslos die Lage auch sein mag, einen Neuanfang zu versuchen."




    John Brunner kann schreiben. Gut, das muß an dieser Stelle eigentlich nicht ausdrücklich erwähnt werden. Dennoch hat mich Brunner ein weiteres mal beeindruckt.


    Haupt-“Person“ des Buches ist ein Raumschiff. Ein intelligentes, sich selbst bewusstes Raumschiff mit einer Mission. Wie der Klappentext es bereits andeutet, werden auf dieser Mission die unterschiedlichsten Formen der menschlichen Existenz betrachtet.


    John Brunner – oder vielmehr das Raumschiff - tut dies sowohl im kleinen Maßstab, indem schlaglichtartig Ausschnitte aus dem Leben einzelner Menschen beleuchtet werden. Es tut dies jedoch auch im kleinsten Maßstab, indem der Autor zuläßt, daß Menschen wie unter dem Mikroskop beobachtet und analysiert werden.
    Gleichzeitig bedient John Brunner sich auch im Sinne des Wortes eines mikroskopischen Maßstabes, um mittels (fiktiver) zellulärer und genetischer Vorgänge auf die unterschiedlichen physischen Daseinsformen des Menschseins einzugehen.
    Um die Betrachtungen dessen zu vervollständigen, was Menschen ausmacht, schlägt Brunner jeweils gekonnt eine Brücke vom fühlenden Individuum in seinem jeweiligen Mikrokosmos zu dem es umgebenden Makrokosmos, repräsentiert durch die gesellschaftlichen Verwerfungen, die sich durch das Zusammensein von Menschen zwangsläufig ergeben.


    Die schiere Fülle – und dies ist die beeindruckende Leistung dieses Romans –
    unterschiedlichster Gesellschaftsformen, äusserlicher Gestalten oder auch Geisteshaltungen verschlägt einem fast den Atem. Streckenweise ist es fast schmerzlich schade, daß z.B. ein Planet und dessen einzigartige Bewohner mit ihren ebenso einzigartigen biologischen Abhängigkeiten von ihrer Umwelt – welche wiederum zu ganz eigentümlichen Verhaltens- oder Denkweisen führten – sich nur so kurz und auschnittweise betrachten lassen.
    Oft wünscht man sich ein ganzes, eigenes Buch zu jeder dieser Welten, die der Autor einem auf so verblüffend plastische Weise mit wenigen Strichen auf die Leinwand seiner Vorstellungskraft pinselt.


    Um die unvermeidliche Menschlichkeit der menschlichen Existenz (im positiven wie im negativen Sinne) noch deutlicher herausarbeiten zu können, setzt John Brunner die tragische Existenz des Raumschiffes dagegen. Es ist sich zwar unablässig dessen bewusst ist, was es tut – zu tun hat. Jedoch scheint es niemals hoffen zu können, einen eigenen Grund zu finden, der es sein Dasein freudig bejahen ließe. Oder zumindest einen Weg zu finden, seinem Handeln einen eigenen selbstbestimmten Grund voranstellen zu können.


    Fazit:
    Ein beeindruckendes Konglomerat von in sich schlüssigen und nachvollziehbaren Szenarien, die in ihrer Quintessenz zwar alle unterschiedlich sind, jedoch der Nachgeschmack ist überall ähnlich: der Mensch ist und bleibt ein Mensch, egal wie weit man sich gedanklich von unseren irdischen Vorstellungen auch entfernen mag.
    Ob dies nun Wohl oder Wehe des Menschseins sei, muss jeder für sich beurteilen. Zwischen den Zeilen fühlt man sich leise aber bestimmt aufgefordert, Nabelschau zu betreiben.


    Meine Meinung:
    Sehr lesenswert, wenn man sich auf Science-Fiction in Reinkultur einlassen kann.

    ***Platzhalter für pseudo-philosophischen Dünnpfiff***

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Dasir ()