Der Autor (Quelle: Amazon)
Wolf Schmidt: Jahrgang 1979, Studium der Politik und Linguistik in Berlin, Tübingen und Uppsala, Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule in München, schrieb u. a. für Süddeutsche Zeitung, ZEIT, Neon, Das Parlament und Spiegel-Online, Redakteur für Innere Sicherheit und stellvertretender Ressortleiter Inland bei der tageszeitung in Berlin, 2009 und 2010 nominiert für den Deutschen Reporterpreis.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Seit einigen Jahren etabliert sich in Deutschland eine militante, islamistische Jugendszene. Ihre Mitglieder sind in Deutschland aufgewachsene Muslime oder zum Islam konvertierte Deutsche. Manche von ihnen sind bereit zu Terror und Gewalt im Namen Gottes. Wer sind diese jungen Männer und Frauen? Was hat sie radikalisiert? Warum wollen sie in den Heiligen Krieg gegen den Westen ziehen? Wie kann man der Gefahr vorbeugen? Wolf Schmidt hat jahrelang zu dieser Szene recherchiert und einen packenden Report über die radikalste und verstörende Jugendbewegung Deutschlands geschrieben.
Meinung
Wie wird man zum Heiligen Krieger, fragt sich Wolf? Es scheine kein eindeutiges Täterprofil zu geben, aber es finden sich Ursachen, die bei fast allen identisch seien: Diskriminierungserfahrungen, das Gefühl, an den Rand gedrückt zu werden, Identitätskrisen, Wut über Ungerechtigkeiten. Hinzu komme, dass alle Kontakt zur Salafisten-Szene haben. Ein Salafist sei zwar nicht zwangsläufig ein Terrorist, aber fast alle Täter haben sich bei den Salafisten radikalisiert. Wolf schildert sehr detailliert, wie ein apolitischer und wenig religiöser Mensch zum Dschihadisten „erweckt“ wird, nach Waziristan aufbricht, um in den Heiligen Krieg zu ziehen. Viele kommen desillusioniert zurück, manche sterben den Märtyrertod, doch einige bleiben und holen sogar ihre Frauen und Kinder nach.
Andere, die so genannten Dschihobbyisten, kämpfen mit dem Keyboard statt mit der Kalaschnikow. Im Internet wachsen und gedeihen die seltsamsten Blüten, man glorifiziere den Heiligen Krieg und erkläre, wie man Bomben bastelt. Der junge Kämpfer kann völlig losgelöst von Kommandozentralen seinen eigenen Krieg führen: Bombe basteln, irgendwo abstellen und schon sei man ein Kandidat fürs Paradies, in dem die Jungfrauen warten.
Seit 2001 wurden Gesetze verschärft, aber das Problem wurde damit nicht entschärft. Es fehlen sinnvolle Aktivitäten zur Prävention. Auf lokaler Ebene gebe es schon einige gute Ansätze, doch fehle eine Strategie auf Bundes- und auf Länderebene. Im Anhang des Buches finden sich viele gute Adressen der Beratungs- und Informationsstellen.
Fazit: Ein Buch, das einen sehr detaillierten Überblick über das Problem darstellt und Lösungsansätze aufzeigt.