René Freund, Liebe unter Fischen

  • Titel: Liebe unter Fischen
    Autor: René Freund
    Verlag: Deuticke
    Seiten: 208


    Über den Autor:


    René Freund, geboren 1967, lebt als Autor und Übersetzer in Grünau im Almtal. Er studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Völkerkunde, war 1988 bis 1990 Dramaturg am Theater in der Josefstadt. Bücher (u.a.): Stadt, Land und danke für das Boot (Realsatiren, 2002) und Wechselwirkungen (Roman, 2004).



    Über das Buch:



    Fred Firneis, ist ein hochkomplizierter Mensch und Lyriker von Beruf.
    Er hat etwas geschafft, wovon alle Lyriker träumen, er erzielt mit Hilfe eines kleinen Verlages und seiner Verlegerin Susanne Beckmann sensationell hohe Auflagen.
    Nach zwei Lyrikbänden scheint ihm schriftstellerischer Ruhm mit seinem nächsten Buch gewiss, wäre da nicht die Tatsache, dass Fred nicht mehr schreibt.
    Genaugenommen tut er nichts mehr, außer zu trinken und sich in seiner Wohnung zu verschanzen.
    Er leidet unter Burnout, ist depressiv mit Hang zu Panikattacken.
    Seine Verlegerin überredet ihn, einen Ausflug in die Holzhütte ihrer Eltern in den österreichischen Alpen zu unternehmen, mit dem Ziel er möge sich dort entspannen, sich selbst wieder finden und vor allem um Himmels Willen wieder anfangen zu schreiben, denn Ihr kleiner Verlag hängt zusammen mit ihrer persönlichen Zukunft an dem neuen Gedichtband des großen Alfred Firneis.
    Fred begegnet in den Alpen der jungen Biologin Mara, die ihre Doktorarbeit über die Elritze schreibt, einem kleinen Schwarmfisch den es nur noch in wenigen Alpseen gibt.
    Fred und Mara nähern sich, doch leider ist alles nicht so einfach, wie es zu sein scheint.



    Meine Meinung:


    Auf dem Umschlag wird dieses Buch mit Glattauers "Gut gegen Nordwind" verglichen und ich muss sagen, obwohl ich eigentlich ein Feind solchartiger Vergleiche bin, muss ich dem zustimmen, wenn auch nur bedingt.
    Obwohl das Buch kein reiner Briefroman ist und eigentlich alle Mittel der Kommunikation genutzt werden, haben es mir besonders die wunderbaren Briefe angetan, die Fred an seine Verlegerin aus der Einsamkeit seiner kleinen Holzhütte schreibt und mit deren Hilfe er es schafft etwas zu finden, was er schon längst verloren glaubte.
    Die Stille in sich selbst, und das Feuer für etwas zu brennen.
    Liebe unter Fischen hat mir gut gefallen, auch wenn ich einige Figuren etwas stereotyp fand.
    Die Sprachgewandheit des Autors und die manchmal überraschend einfachen Blicke auf die Welt, die trotzdem so kompliziert sind, haben das mehr als wett gemacht.




    angetane Grüße von Elbereth :wave



    ich habe länger überlegt, wo der Titel einzusortieren ist, ob unter Belletristik oder Zeitgenössiches, aufgrund des Verlages habe ich mich dann für Zeitgenössisches entschieden.

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Danke Elbereth für das Abnehmen der Entscheidung, wo das Buch hingehört. Zeitgenössisches ist aber wohl gut gewählt! :wave


    Das Buch beginnt wunderbar. Die erste Hälfte war voll von poetischen, klugen Sätzen, die aber auch Normal-Leser wie ich verstehen und mir zum Großteil aus der Seele gesprochen haben. Alfred Firneis, Autor mit Depressionen, flieht in die Einsamkeit der österreichischen Berge und macht sich dort viele Gedanken über sich, seine Situation, das Leben ganz konkret und im allgemeinen. Dieser Teil des Buches hat mich wirklich abgeholt und mitgenommen, entführt in die Idylle und Stille der Abgeschiedenheit und in die Gedankenwelt von Alfred, dem „Elfenfürst“. Es ist in diesem Teil ein leises Buch, ein sehr geruhsames, in dem in dieser ersten Hälfte nichts wesentliches passiert.


    Dann gab es einen Bruch in der Handlung und auch die Schreibweise ändert sich rapide. Diese Wendung fand ich unpassend und der besondere Zauber des Buches war dahin, es wandelt sich zu einer x-beliebigen Liebesgeschichte. Schade, für mich hat das nicht zusammengepasst und auch wenn der zweite Teil immer noch recht nett zu lesen war, habe ich die großen Gefühle des ersten vermisst.


    Gut gefallen hat mir die große Abwechslung beim Schreibstil. Da gab es Telefonate, da wurde gesimst und ganz wundervolle Briefe geschrieben. Das lockert nicht nur auf, sondern gibt einen großen Einblick in das Innenleben des Protagonisten.


    Das Vergleichszitat mit Glattauers Gut gegen Nordwind ist zum Glück nicht direkt vorne auf dem Cover abgedruckt, sondern „nur“ auf einer Banderole, die sofort nach Erhalt entsorgt wurde. Sowas geht für mich gar nicht. Das Buch braucht keine Vergleiche mit anderen, es kann wunderbar für sich selber sprechen!


    Fazit: Beginnt wunderbar und bleibt trotz der für mich ganz unpassenden Wendung ein lesenswertes Buch, auch wenn es dadurch "nur" noch 8 Punkte erhält.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ja, ich weiß was Du meinst, doch leider nehmen diese Verleiche zu, wobei für mich die Spitze der Abartigkeiten diese Coveraufkleber sind, (meist nicht zu entfernen) wo Kollegen besondere Spannung oder außerordentliches Lesevergnügen zusichern :uebel



    vollkommen abgestoßene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Liebe unter Fischen – René Freund


    Mein Eindruck:
    Der erfolgreiche Wiener Lyriker Fred Firnus ist nach zwei gut gehenden Gedichtbänden ausgebrannt. Seine Verlegerin Susanne schickt ihn daher zur Erholung in die Berge, denn sie braucht dringend einen dritten Band um ihren kleinen Verlag vor dem Konkurs zu retten.
    Die vielen ironischen Anspielungen auf den Literaturbetrieb sind amüsant. Zum Beispiel ist der Klappentext zum dritten Band schon fix und fertig, obwohl noch fast kein Text vorliegt. Für massenhaft Vorbestellungen reicht das. Auch wird überdeutlich gesagt, dass sich Haikus oder reimende Gedichte überhaupt nicht verkaufen, Postmoderne ist aber so achtziger Jahre, dass das auch nicht mehr geht.


    In den Bergen lernt Fred das Original August kennen, und die Wissenschaftlerin Mara, die die Fische erforscht. Schnell verliebt Fred sich in sie. Ob das seine Schaffenskrise beseitigen wird und was es noch für Verwicklungen gibt, erfährt der Leser im Laufe des Romans. Es gibt dann sogar noch eine überraschende Wendung, die ich aus Spoilergründen hier natürlich nicht preisgebe.


    Die Figurenentwicklung ist etwas begrenzt, so kommt mir der Dichter Fred Firnus naiv, fast einfältig vor. Sein Freund August ist kaum glaubwürdig, die Verlegerin Susanne zu stereotyp. Aber irgendwie macht das nichts. Für eine ZDF-Fernsehverfilmung sollte es aber reichen.


    Das Buch ist ganz lustig. Wenn man mal leichte Kost lesen möchte, ohne zu verblöden, ist Liebe unter Fischen eine gute Wahl.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Für eine ZDF-Fernsehverfilmung sollte es aber reichen.


    Das Buch ist ganz lustig. Wenn man mal leichte Kost lesen möchte, ohne zu verblöden, ist Liebe unter Fischen eine gute Wahl.


    Dann verschiebe den Fred doch bitte nach "Belletristik".



    Genregrüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Meine Meinung


    Dieses Buch wirbt mit Daniel Glattauers Roman "Gut gegen Nordwind" geworben. Deshalb wollte ich ihn auch lesen. Der Autor Rene Freund sagte mir noch nichts. Er hat zwar ein paar Parallelen, ist aber auch ganz anders.


    Der Lyriker Fred Firneis verwahrlost in seiner Wohnung und er hat keine Lust zum Schreiben. Die EMails seiner Verlegerin ignoriert er. Die Verlegerin Susanne braucht ein neues Buch von ihm, sonst geht ihr Verlag Pleite. Nach einem Besuch von ihr schickt sie ihn in die Berghütte ihres verstorbenen Vaters.


    In der Einöde gibt es nicht mal Strom und das Handy findet kein Netz.Toll ist der Revierförster Max gezeichnet. Wie Fred und er miteinander reden und rauchen. Dann kommt Mara dazu, ganz langsam wird Fred immer zugänglicher.


    Erst fing der Roman mit SMS und Mails an, dann schreibt Fred Briefe an seine Verlegerin. Erst einfach nur über das was er erlebt, dann wird es immer poetischer. Dazwischen werden Freds Erlebnisse geschildert.
    Der ganze Roman spielt in eineinhalb Monaten, jeder Tag ist neu und interessant


    Liebe unter Fischen lässt sich angenehm Lesen, er ist locker und ich habe ihn gerne gelesen. Der Roman ist fast eine kleine Therapie gegen den eigenen Stress.

  • Meine Rezension
    Fred Firneis ist ein Lyriker. Sogar ein sehr erfolgreicher. Doch im Moment ist er ein liebeskummergeplagtes, ausgebranntes, versoffenes Wrack, das in einer total versifften Bude hause und keinen Schritt mehr vor die Türe setzt.


    Doch seine Verlegerin Susanne ist unerbittlich: sie will dringend einen neuen Bestseller von ihm. Um ihn wieder zur Vernunft zu bringen, schickt sie ihn in eine abgelegene Berghütte, die ihrer Familie gehört…


    Ich war eigentlich sehr skeptisch, was diesen kleinen Roman angeht. Besonders auch, weil es mit „Wer Glattauers ‚Gut gegen Nordwind‘ geliebt hat, wird auch an dieser herrlich komischen Liebesgeschichte seine Freude haben“. Nun…. Ich habe Gut gegen Nordwind nicht besonders gemocht, was es der Liebe unter Fischen nicht wirklich leicht gemacht hat mit mir.


    Aber der krude Fred und seine Erlebnisse (und vor allem die Briefe an seine Verlegerin) haben sich in mein Herz geschlichen. Dieser Roman hat es geschafft, mich auf leichtfüßige Art und Weise zu unterhalten, ohne platt und eindimensional zu sein. Die Protagonisten sind allesamt liebevoll gezeichnet und auch wenn ich Fred das eine oder andere Mal gerne herzhaft geschüttelt hätte, war er doch nie so anstrengend, daß er mir auf die Nerven gegangen wäre.


    Der "Bruch in der Handlung" hat mich eigentlich nicht weiter gestört, für mich hat es irgendwie signalisiert, wie sich Fred wieder dem Leben zuwendet und wieder Gefallen an ihm findet. Die Realität hat ihn quasi wieder und das hat es für mich irgendwie widergespiegelt.


    Fazit: solch leichte, charmante Unterhaltungsromane würde ich gerne öfter lesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)