Mein Nidden. Auf der Kurischen Nehrung - Frido Mann

  • Mare-Verlag, 2012
    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    "Wie auf einem Schiff" fühlte sich Thomas Mann in seinem Niddener Ferienhaus. Und in der Tat können die drei Sommer 1930-1932, welche die Manns im Fischerdorf Nidden auf der Kurischen Nehrung verlebten, einer schmalen Halbinsel zwischen Ostsee und Kurischem Haff, als eine Art Vor-Exil gelten, bevor die Familie über den Ozean nach Amerika emigrierte. Zwei Generationen später entdeckt nun Frido Mann, der Enkel Thomas Manns, bei zahlreichen Besuchen sein Nidden: Dabei wandelt er nicht nur auf den Spuren seiner Vorfahren, sondern zeichnet auch die wechselvolle Geschichte der Kurischen Nehrung im 20. Jahrhundert nach - hin- und hergerissen zwischen Deutschem Reich, Sowjetherrschaft und der Unabhängigkeit Litauens. Mit Neugier, Empathie und Weitblick wirkt Frido Mann an der Zukunft des Niddener Hauses als eines Zentrums für interkulturellen Austausch mit. Nicht zuletzt entwirft er in seinem Buch ein eindrucksvolles Bild der überwältigenden Natur mit ihrer Mischung aus nördlichem und südlichem Charme und einem Himmel, der sich in fast endlosen Blautönen über dem Haff und der "europäischen Sahara" - dem berühmten Wanderdünenfeld - erstreckt.


    Über den Autor:
    Frido Mann, geboren 1940 in Monterey/Kalifornien, arbeitete nach dem Studium der Musik, der Katholischen Theologie und der Psychologie viele Jahre als klinischer Psychologe in Münster, Leipzig und Prag. Er lebt heute als Schriftsteller in München.



    Mein Eindruck:
    Frido Mann ist der Enkel des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und hat auch selber schon Romane geschrieben.
    In diesem Buch widmet er sich einem Thema, das direkt Thomas Mann und die seinen betrifft.


    Thomas Mann hatte in Nidden in der kurischen Nehrung ein Ferienhaus, wo sich die Familie 1930-1932 in den Ferien aufhielt.


    Nachdem Frido Mann im ersten Teil des Buches von seinen eigenen Nidden-Besuchen ab 1997 berichtet, bei der er anlässlich der Thomas Mann Tage anwesend war, sind im zweiten Teil die originalen Thomas Mann + Familie-Besuche in der kurischen Nehrung beschrieben.


    Es gibt sogar Ausschnitte aus Original-Artikeln von Klaus Mann oder Hedwig Pringsheim, Thomas Manns Schwiegermutter.
    Obwohl die schöne Umgebung in höchsten Tönen gelobt wird, sind unangenehme Nebenerscheinungen dieser Zeit in den frühen dreißiger Jahren nicht ausgespart, z.B. frühfaschistoides Jungvolk in den Dünen oder Wahlerfolge der NSDAP.


    Im dritten Teil kehrt Frido Mann wieder in die Gegenwart zurück.
    Frido Mann schafft es gut, die Veränderungen in der kurischen Nehrung über die Jahrzehnte bis zur Jetztzeit zu zeigen.
    Oft ist er zurückgekehrt, um sich anlässlich der jährlichen Thomas Mann-Tage in Nidden zu beteiligen. Gleichzeitig hat Frido Mann auch ein Projekt im Zusammenhang mit seiner brasilianischen Urgroßmutter und es kommt zum Kulturaustausch zwischen den Nationen.


    Dieses Buch ist für an Thomas Mann Interessierte fast schon das Nirwana!


    ASIN/ISBN: 359619718X

  • Sehr interessante Vorstellung, Herr Palomar. Jetzt brauche ich aber noch deinen Expertenrat.


    Meine Mutter liest gerne und viel, sie ist allerdings kein ausgeprägter Thomas Mann Fan.


    Allerdings hat sie eine ausgewachsene Kurische-Nehrung-Macke. Damit lag sie mir derart in den Ohren, dass ich sie vor einigen Jahren kurzerhand eingesackt und dorthin kutschiert habe. Was sie so großartig fand, dass sie gleich wieder hinwollte.


    Von der Gegend ist sie also absolut hingerissen, und natürlich haben wir auch das Thomas-Mann-Haus besucht, aber das fand sie, wie auch ich, hübsch aber langweilig.


    Was meinst du, könnte das Buch was für sie sein?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Mich hat es weniger wegen Thomas Mann interessiert sondern weil ich selber schon in Königsberg, Rauschen und Kleipeda war.


    Thomas Mann ist so eine Art Klebe, die die Anekdoten von Frido Mann zusammen halten. MMn kann man das Buch auch ohne große Kenntnisse des Werkes von Thomas Mann lesen. Ein gewisses geschichtliches, kulturelles und politisches Interesse sollte allerdings schon vorliegen. Ich selber habe viel über Thomas Mann und seine Familie gelesen, da kommt natürlich gleich eine besondere Vertrautheit vor. Und eine Vertrautheit ergibt sich auch durch meine eigenen familiären Verbindungen zu Ostpreußen.


    Ich fand lediglich die Sortierung der Anekdoten etwas wirr und manchmal ist Frido Mann echt 'ne arrogante Type, um es mal ganz salopp zu formulieren. Er macht es schon sehr deutlich, wie zuwider ihm jegliche Art von Touristen, auch die sog. Heimwehtouristen, sind. Ganz verdenken kann ich es ihm nicht, ich hab genau diese Art von Touristen in Königsberg erlebt. Aber auch das macht das Buch interessant, man erfährt hier eben auch etwas über die Person des Enkels.