Die fremde Frau im Spiegel - Alex Miller

  • • Taschenbuch: 288 Seiten
    • Verlag: Berlin Verlag Taschenbuch (14. Mai 2013)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3833308923
    • ISBN-13: 978-3833308925
    Als Hardcover erschienen im Februar 2012 mit dem Titel Sabihas Lied.


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Fremde verirren sich kaum in die Gegend des Chez Dom, einem kleinen tunesischen Café in Paris, wo die Witwe Houria zusammen mit ihrer Nichte Sabiha Mittag für Mittag hinter dampfenden Kochtöpfen steht. Der würzige Duft tunesischer Gerichte und die herzliche Art der beiden Frauen schenken den nordafrikanischen Immigranten des Viertels ein wenig Geborgenheit und Heimatgefühl. Als eines Tages John Patterner, ein australischer Tourist, bei einem Wolkenbruch im Chez Dom Zuflucht sucht, weiß Sabiha sofort, dass dieser Mann für sie bestimmt ist. Die beiden heiraten, doch auch nach Jahren ihrer Ehe bleibt Sabihas tiefer Wunsch nach einem Kind unerfüllt. Ihr so sicher geglaubtes Lebensgerüst beginnt zu wanken, Zweifel und Wut nagen an ihr und treiben sie zu einer Entscheidung, die ihr Leben unwiderruflich verändert.


    Über den Autor
    habe ich leider keine Angaben gefunden, lediglich zur Übersetzerin
    Patricia Klobusiczky, 1968 geboren, studierte Literaturübersetzen, arbeitete lange Jahre als Lektorin und ist seit 2006 freie Übersetzerin, Moderatorin und Lektorin. Sie übersetzt Werke von u.a. Lorrie Moore, Frances Itani, William Boyd und Louise de Vilmorin.
    Vielleicht findet jemand mehr und kann die Angaben ergänzen.


    Meine Eindrücke
    Es beginnt in der Gegenwart. Der Ich-Erzähler Ken, ein leicht gelangweilter Schriftsteller, hat Probleme mit der Eingewöhnung in den Ruhestand. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt zurück in Australien, fällt ihm die „Figlia Fiorentino“ ins Auge, eine neue Backstube in seinem Viertel. Er verfällt den Backwaren von Sabiha und schließt eine lose Freundschaft mit ihrem Mann John. Beide haben eine kleine Tochter namens Houria. Diese kleine Familie weckt Ken`s Neugier und irgendwann gelingt es ihm John`s Vertrauen zu gewinnen. Bei gelegentlichen Treffen erfährt er nach und nach seine und Sabiha`s Geschichte.


    Sabiha ist in Tunesien als Liebling ihres Vaters aufgewachsen. Als der Ehemann seiner in Paris lebenden Schwester stirbt, schickt er Sabiha zu deren Unterstützung nach Paris und eröffnet ihr damit die Möglichkeit eines ganz anderen Lebens. Auf der Stelle verliebt sie sich in die ihr bis dahin weitgehend unbekannte Tante, deren Cafe „Chez Dom“ und vor allem in dieses freie und selbstbestimmte Leben, welches ihr in Tunesien niemals offen gestanden hätte. Ähnlich geht es ihrer Tante Houria, die ihren verstorbenen Mann zwar sehr geliebt hat, aber die neue und ungewohnte Freiheit nun mit allen Fasern ihres Seins genießt.


    Eines Tages betritt der Australier John das kleine Cafe - und damit ihr Leben. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Und obwohl eigentlich nur auf der Durchreise bleibt er in Paris. Er erweist sich als außergewöhnlich feinfühliger Ehemann und stellt Sabiha zuliebe seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte zurück.


    Schon früh in der Geschichte erfährt man, dass sich Sabiha unvorstellbar nach einem Kind sehnt. Ewig schon spürt sie es in sich, führt Zwiegespräche mit dem Ungeborenen, aber obwohl sie und John alles versuchen, wird sie nicht schwanger. „Ihr Mädchen“ will einfach nicht in die Welt. Dieser Kummer überschattet ihr Glück und ihre Liebe. Als sie eines Tages von der schweren Erkrankung ihres geliebten Vaters hört, dem sie ihr Kind unbedingt noch zeigen wollte, fasst sie einen schwerwiegenden, aus der Verzweiflung geborenen Entschluss. Eine Entscheidung, die seit Anbeginn der Zeit wohl schon viele Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch getroffen haben – und die einen anderen Menschen in tiefes Unglück stürzt. Die Zeit der Beiden im Chez Dom endet verblüffend und schockierend in einem Drama.


    Alex Miller hat einen berührenden Roman geschrieben um eine tiefe Liebe und einen leidenschaftlichen, fast zwanghaften Kinderwunsch. Kein leichtes Thema, doch in leichter und zugleich eindringlicher Erzählweise führt er den Leser durch diese zauberhafte, nicht ganz unproblematische Liebesgeschichte. Die gesamte Geschichte atmet Melancholie und Sehnsucht - Sabiha`s Sehnsucht nach ihrem Kind, John`s Sehnsucht nach seiner australischen Heimat und Familie, auch der Ich-Erzähler, Ken, ist nicht frei davon.


    Interessant fand ich, dass man von Beginn an weiß, John und Sabiha werden ein Kind namens Houria haben – aber wann und vor allem wie es dazu kommt, erzählt diese zauberhafte Geschichte.


    Cover und Titel des Taschenbuchs passen gut zur Geschichte. Aber nachdem ich gelesen habe wie Sabiha kocht, backt und dabei ihre tunesischen Lieder singt, finde ich doch den Titel und die Umschlaggestaltung des Hardcovers schöner, irgendwie stimmungsvoller.